Cash ist King. Das war einmal. Lange zahlten wir mit Münzen, Scheinen und Karten. Mit der Digitalisierung wird das Handy zum Portemonnaie. Nachdem der Tech-Gigant Apple vergangene Woche seinen eigenen Bezahldienst lanciert hat, ist der Zweikampf in der Schweiz eröffnet: Steht die hiesige Finanzwirtschaft weitgehend hinter der heimischen Bezahl-App Twint, bringen sich die Amerikaner mit Apple Pay in Position. Wer sich am Ende durchsetzt, ist ungewiss. Doch allen Beteiligten scheint klar: Die Schweiz ist auf dem Weg in eine bargeldlose Gesellschaft.
Wie unsere Zukunft aussehen kann, zeigt der Blick nach Skandinavien: In Dänemark und Schweden bezahlen die Menschen schon heute selbst Kleinstbeträge per Smartphone. Björn Ulvaeus von der legendären Pop-Band Abba machte den Selbstversuch: Er lebte zwölf Monate ohne Bargeld. Das einzige Hindernis, das er ausmachte: «Im Supermarkt braucht man eine Münze, um einen Einkaufswagen auszuleihen.» Erste Geschäfte nehmen in den beiden skandinavischen Ländern inzwischen keine Münzen und Scheine mehr entgegen. Prognosen zufolge könnte das Bargeld in Schweden bis 2030 gänzlich abgeschafft werden. Dabei war das Nordland das erste Land in Europa, das Banknoten einführte – im Jahr 1661.
Wenig Bargeld in Skandinavien
Besonders beeindruckend lässt sich der Siegeszug des Smartphones in Dänemark ablesen: Mehr als jeder Zweite der 5,6 Millionen Einwohner hat die Bezahl-App der Danske Bank auf dem Handy gespeichert. Die meisten nutzen sie regelmässig: Im Taxi, am Kiosk, an der Kinokasse oder im Ausgang mit Freunden. Gleichzeitig arbeiten Firmen in der Finanzdienstleistungsbranche bereits an Bezahlmodellen mit biometrischen Merkmalen: Bezahlen per Selfie oder Fingerabdruck ist längst keine wagemutige Vision mehr.
Ist man in der konservativen Schweiz vielerorts noch zurückhaltend, zeigt gerade der Lauf der Geschiche, dass Geld schon immer seine Form gewandelt hat. Unterschiedliche Zahlungsmittel gab es viele: Felle, Vieh, Steinblöcke oder Zigaretten sind nur einige wenige Beispiele. Und dass es auch anders geht, zeigt ausgerechnet die Entwicklung in den ärmsten Ländern der Welt: In Kenia und anderen afrikanischen Staaten besitzen Millionen Menschen kein Bankkonto – dafür jedoch ein Handy, mit dem sie ihre Rechnungen begleichen.
An einer regelrechten Revolution des Geldsystems arbeiten die Anhänger der Blockchain-Bewegung. Bekannt wurde die Technologie mit dem Aufstieg des Bitcoin. Die virtuelle Währung wird nicht von Notenbanken geprägt, sondern auf Computern dezentral erstellt. Über das Internet wird gezahlt – günstig, anonym und ohne grosse Banken.
Globale Blockchain-Bewegung
Bei Kritikern des Finanzsystems kommt das gut an, denn: Heute, so der oft gehörte Vorwurf, überschwemmen Notenbanken die Welt mit Geld. Bitcoins hingegen sind in ihrer Stückzahl begrenzt.
Setzt sich diese Technologie durch, braucht es in ferner Zukunft womöglich weder Geschäftsbanken noch eine Zentralbank wie die SNB, die Geld emittiert. So mancher Vordenker frohlockt bereits: Internetpionier Marc Andreessen verglich die Entwicklung des Bitcoin bereits mit Erfindungen wie dem Computer oder dem Internet. Noch steht die Technologie am Anfang – doch vom Silicon Valley über Tel Aviv bis Zürich arbeiten Millionen von Begeisterten daran, Kryptowährungen als das Geld der Zukunft zu etablieren.