Der Preis des Bitcoins ist seit Tagen unter Druck. Zu Wochenbeginn fällt die «Krypto-Leitwährung» zeitweise unter die 5000 Dollar-Marke. Viele Marktbeobachter sehen das letzte Woche vollzogene Netzwerk-Update beim «kleinen Bruder» Bitcoin Cash als Auslöser für die Talfahrt.

Am Montagnachmittag fiel ein Bitcoin auf der Handelsplattform Bitstamp bis auf 4'959 Dollar. Am Dienstagmorgenfiel rutschte der Kurs sogar auf unter 4500 Dollar. Das ist der tiefste Stand seit mehr als einem Jahr, bevor der Bitcoin im Oktober 2017 seinen raketenhaften Aufstieg bis knapp an die Marke von 20'000 Dollar begonnen hatte.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Analyst Timo Emden von Emden Research warnte bereits vor einem weiteren Abrutschen. «Ein signifikantes Reissen der psychologischen Marke von 5000 US-Dollar könnte Börsianer in den Panikmodus versetzen», schrieb er. «Ein Rutsch bis auf 3000 US-Dollar wäre dann denkbar.»

Kampf um Bitcoin Cash

Die Gründe für die Talfahrt orten Marktbeobachter beim «kleinen Bruder» des Bitcoins, dem Bitcoin Cash. Auslöser sei ein Kampf der Schürfer (Miner), der innerhalb der verschiedenen Lager der Bitcoin-Cash-Anhänger ausgebrochen sei.

Dabei gehe es vereinfacht gesagt darum, wer nach einer Abspaltung die bisherige Blockchain für sich beanspruchen könne, schrieben etwa die Experten der Falcon Private Bank in einer Publikation von letzter Woche.

Angesichts der mittlerweile grossen, aber vielfach umstrittenen Bedeutung von Bitcoin Cash, dürfte daher der Ausgang dieses Kampfes grosse Auswirkungen auf den gesamten Kryptomarkt haben, schrieben die Experten weiter. «Dies ist ein sehr wichtiges Thema für die gesamte Krypto-Gemeinde», betonten sie. Der Vorgang markiere einen erneuten Test der Überlebensfähigkeit der dezentralen Strukturen und technischen Prinzipien von Kryptowährungen.

Druck auf Bitcoin

Dass nun die Wirrungen um die Bitcoin-Alternative auf den ganzen Markt durchschlagen, hat gemäss Julien Hawle von der Bank Frick mehrere Gründe. Die Auseinandersetzungen um Bitcoin Cash seien aber sicherlich der Startschuss für die breite Ausverkaufswelle gewesen, sagte er der Nachrichtenagentur AWP. «Seit der Abspaltung zeigt sich, dass die im Vorfeld unklare Informationslage nun für grosse Unsicherheit im Markt sorgt», so Hawle.

Hinzu komme, dass der sogenannte «Hash War» zwischen den beiden Bitcoin-Cash-Lagern beide Seiten viel Geld koste: «Um die momentan hohen Mining-Kosten zu decken, könnten die Kontrahenten gezwungen sein, ihre Bitcoin-Bestände zu veräussern, um ihre Kriegskassen zu füllen», erklärte der Blockchainexperte. Dies bedeutet laut Hawle, dass der Verkaufsdruck beim Bitcoin anhalten dürfte, solange nicht klar ist, wer den Kampf um Bitcoin Cash gewonnen hat.

Nicht nur der Bitcoin, auch andere bekannte Kryptowährungen wie Ether, Litecoin oder XRP standen am Montag abermals unter Druck, zum Teil noch stärker als der Bitcoin. Der Gesamtwert aller rund 2000 Digitalanlagen beläuft sich nach Angaben der Internetseite Coinmarketcap derzeit auf knapp 170 Milliarden Dollar. Vergangenen Mittwoch waren es noch 210 Milliarden Dollar gewesen. Zu Zeiten des Krypto-Booms zur Jahreswende 2017/18 waren es in der Spitze sogar fast 830 Milliarden Dollar – fast fünfmal so viel wie jetzt.

(reuters/ise/mlo)