Darum geht's
  • Die Inflation und steigende Zinsen verursachte ein Rückgang bei den Risikokapitalinvestments.
  • Der Insurtech-Bereich erleidet 2023 einen Rückgang von 73 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
  • Die Experten sehen einen Lichtblick für das laufende Jahr.

Der Startup-Szene sind 2023 weniger Investitionen zur Verfügung gestanden: Im abgelaufenen Kalenderjahr erreichte der Abschwung auf dem globalen Risikokapitalmarkt auch die Schweiz, schreibt Startupticker zusammen mit Swiss Private Equity & Corporate Finance Association (Seca) in einer Mitteilung. Die Ursachen sind dabei die gleichen wie in den USA, Grossbritannien, Deutschland oder den skandinavischen Ländern: Einerseits bremsen die steigenden Zinsen den Mittelzufluss von institutionellen Anlegern, Vermögensverwaltern, Family Offices und Privatpersonen, anderseits sorgt die allgemeine wirtschaftliche Verunsicherung dafür, dass sich die Risikokapitalgeber bei neuen Engagements zurückhalten und Geld für bereits investierte Firmen vorhalten.

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In der Summe führten diesen Faktoren zum ersten Jahr mit markant rückläufigen Risikokapitalinvestitionen seit der Finanzkrise von 2008/2009. 

Rückgang in der Wachstumsphase

Insgesamt flossen den Schweizer Startups im vergangenen Jahr 2,6 Milliarden Franken zu. Das sind 35 Prozent weniger als im Vorjahr.

Besonders betroffen vom Rückgang war das Segment der Startups in der Wachstumsphase: Die 20 grössten Finanzierungsrunden totalisierten im vergangenen Jahr 1,4 Milliarden Franken; im Vorjahr waren es 2,6 Milliarden gewesen. Die Zahl der Finanzierungsrunden hingegen stieg leicht von 383 auf 397. 

Der Fintech-Sektor hat es schwer

Die Aufschlüsselung nach Branchen zeigt, dass es 2023 vor allem den Startups aus dem ICT- und Fintech-Sektor schwerfiel, Geld einzusammeln: Die Investitionen fielen gemäss Swiss Venture Capital Report (SVCR) um mehr als 60 Prozent auf 786 Millionen Franken, während etwa die Investitionen in Biotech- oder Medtech-Startups um 22 Prozent auf 492 beziehungsweise um 41 Prozent auf rekordhohe 379 Millionen Franken stiegen.

Weniger Finanzierungrsrunden 

Für die Schweizer ICT Startups war 2023 laut ein sehr schwieriges Jahr. Der durch Inflation, steigende Zinsen und ungewisse konjunkturelle Aussichten verursachte Rückgang bei Risikokapitalinvestments erfasste sie mit voller Wucht. Insgesamt resultierte bei ICT Investments ein Rückgang von 62 Prozent gegenüber 2022 auf nur noch 786 Millionen Franken. Die Zahl der Finanzierungsrunden sank um gut sieben Prozent auf 175. 

Herber Rückgang von Finanzierungsrunden bei Insurtech

Die Daten für den Insurtech-Bereich sind laut Stefan Kyora, Chefredaktor von Startupticker, noch einmal schlechter. «Die Zahl der Finanzierungsrunden sank von neun auf sechs, nur noch gut halb so viele wie 2021.

Das investierte Kapital ging von 414,3 auf 111,75 Millionen Franken zurück; ein Rückgang von 73Prozent.» 

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Der starke Rückgang beim investierten Kapital erkläre sich vor allem dadurch, dass Wefox 2023 wesentlich weniger Kapital angezogen habe als in den Vorjahren, so Kyora weiter.

«Einen Lichtblick gibt es immerhin: Mit Toni Digital konnte eines der wenigen Insurtech Startups eine Runde über mehr als zehn Millionen Franken durchziehen.» Das 2017 gegründete Unternehmen sicherte sich demnach 12 Millionen Franken von bestehenden und neuen Investoren für den Ausbau der Produktpalette und die europäische Expansion. 

Weniger Verkäufe

Rückläufig waren 2023 auch die Verkäufe von jungen Schweizer Technologieunternehmen an branchennahe Grossunternehmen aus dem In- und Ausland.

Während 2022 insgesamt 67 risikokapitalfinanzierte Jungunternehmen neue Eigentümer fanden, waren es 2023 nur noch 38. Bei den Verkäufen des Zuger Fintech-Startups nChain und des Basler Biotech-Unternehmens T3 Pharmaceuticals betrug das Transaktionsvolumen jeweils um eine halbe Milliarde Franken. 

Zuversichtliche Investoren

«Das vergangene Jahr war beispiellos», kommentiert Thomas Heimann, der Startup-Verantwortliche des Branchenverbandes Seca. Die Resultate der jährlichen Investorenumfrage des SVCR lassen allerdings darauf schliessen, dass sich das Finanzierungsgeschehen schon im laufenden Jahr wieder beleben wird, zumindest was den Mittelzufluss betrifft. Zurzeit sammeln gut 50 Schweizer Risikokapitalfirmen Geld für neue Fonds ein. Rund die Hälfte der Anlagevehikel verfügte per 1. Januar 2024 bereits über die Mittel für erste Investments.