Ein überparteiliches Komitee aus SVP, FDP und GLP plädiert für zwei Nein zu den Gesundheitsvorlagen vom 9. Juni. Die Initiativen nähmen zwar echte Sorgen auf, lieferten aber die falschen Rezepte und schössen weit über das Ziel hinaus, sagte die Zürcher FDP-Nationalrätin Regine Sauter am Dienstag in Bern vor den Medien. «Die Initiativen wollen der Bevölkerung mit ihrem Anliegen ein Medikament verschreiben, das gefährliche Nebenwirkungen haben wird.»

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Weniger Prämien, mehr Steuern

Gegen die Prämienentlastungs-Initiative führen die Gegner insbesondere die Kostenfolgen ins Feld. Ab 2030 würden im schlechtesten Fall bis zu rund 12 Milliarden Franken zusätzliche Ausgaben pro Jahr anfallen, gab Sauter zu bedenken. «Das ist mehr als doppelt so viel, wie die Finanzierung der 13. AHV-Rente bereits kostet.»

Die SP-Initiative sei eine reine Umverteilungsvorlage, von der nur eine Minderheit profitiere, sagte auch der Genfer SVP-Nationalrat Thomas Bläsi. «Eine massive Erhöhung der Mehrwertsteuer ist unumgänglich.» Werde der Anteil des Bundes über die Mehrwertsteuer finanziert, dann müsse die Mehrwertsteuer um bis zu 2,3 Prozentpunkte erhöht werden. «Das ist unsozial.»

Zudem löse die Initiative keine Probleme, sondern bekämpfe nur Symptome, macht das Nein-Komitee geltend. «Es wird einfach mehr Geld ins System gepumpt», so Bläsi. Sparsamere Kantone erhielten ausserdem weniger Bundesbeiträge als die Kantone mit höheren Gesundheitskosten. Damit schaffe die Initiative keinerlei Anreize, etwas zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen beizutragen. Auch die Motivation, sich als Prämienzahlerin oder Prämienzahler kostenbewusst zu verhalten, falle weg.

Angst vor langen Wartezeiten

Kopfschmerzen bereitet den Gegnern auch die Kostenbremse-Initiative. «Das gesundheitliche Wohlergehen an die wirtschaftliche Entwicklung zu koppeln, ist falsch», hielt die Berner GLP-Nationalrätin Melanie Mettler fest. Die strikte Kostenbremse führe in wirtschaftlich schlechten Zeiten zu Sparübungen, die auch das Gesundheitspersonal betreffen würden.

Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und andere Gesundheitsdienstleister müssten laut dem Nein-Komitee dringend benötigte Leistungen einsparen. «Dies könnte sich negativ auf die Behandlungsqualität und die Wartezeiten auswirken», sagte Mettler.

Sie verwies auf das nördliche Nachbarland. Deutschland habe ein sogenanntes Globalbudget ebenfalls eingeführt und dieses kürzlich wieder verworfen. Wegen der Art der Ausgestaltung hätten Ärzte und Ärztinnen häufig noch vor Monatsende ihr Behandlungsbudget ausgeschöpft. Kranke hätten auf ihre Behandlung warten müssen.

Rezepte liegen auf dem Tisch

Unstrittig ist auch bei den Gegnern der beiden Vorlagen, dass die Effizienz im Gesundheitssystem gesteigert und die Kosten gedämpft werden müssen. Sie verweisen dabei auf die indirekten Gegenvorschläge, die das Parlament verabschiedet hat. Sie treten bei einem Nein zu den Initiativen in Kraft.

Der indirekte Gegenvorschlag zur Prämienentlastungs-Initiative sehe für die Prämienzahlenden eine Entlastung von rund 360 Millionen Franken pro Jahr vor, rechnete Sauter vor. Als Alternative zur Kostenbremse-Initiative habe das Parlament ebenfalls ein «gezieltes Massnahmenpaket» verabschiedet. Um kostendämpfende Massnahmen zu beschliessen, brauche es keinen neuen Verfassungsartikel.

Als «sinnvolle Massnahmen» bezeichneten die Initiativgegner zum Beispiel eine konsequente Verlagerung stationärer Behandlungen in den ambulanten Bereich sowie eine Überarbeitung der veralteten Tarifstruktur Tarmed. Ebenso müsse die interkantonale Koordination verbessert und die Effizienz der Versorgung gesteigert werden. (awp/hzi/kbo)

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