Das Jahr 2023 war für viele Pensionskassen mit einem Wechselbad der Gefühle verbunden. Zunächst verunsicherten die Regionalbankenkrise in den USA und die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS die Anleger. Dann sorgten unter anderem die Euphorie rund um die Künstliche Intelligenz und die Erwartungen über baldige Zinssenkungen für eine positive Markstimmung und eine Jahresendrally. Unter dem Strich konnten Schweizer Pensionskassen letztes Jahr eine Rendite von 5.3% erzielen. Das zeigte der Risiko Check-up der Complementa AG, die seit 40 Jahren Pensionskassen in Fragen der finanziellen und organisatorischen Führung begleitet. Vor allem Aktien weltweit und Schweizer Bonds hätten massgeblich zu dieser Performance beigetragen. Für die Auswertungen und Ausführungen flossen zu rund 50 Prozent neue Daten aus den Jahresrechnungen 2023 von insgesamt 169 Pensionskassen ein, für die andere Hälfte der Daten wurden laut Complementa Hochrechnungen angestellt. Die endgültigen Studienergebnisse liegen im September vor.
Rally geht weiter
Nach Angaben der Studienautoren konnten die Pensionskassen in diesem Jahr bislang nahtlos an die Jahresendrally anknüpfen, woran vor allem die gute Entwicklung an den Aktienmärkten beiträgt. So verbuchten die Kapitalanlagen der Pensionskassen in den ersten vier Monaten eine Rendite von 2,8 Prozent. Das hatte auch positive Auswirkungen auf den durchschnittlichen Deckungsgrad: Dieser stieg von 107,9 Prozent per Ende 2023 auf 110,2 Prozent per Ende April 2024. Privatrechtliche Kassen besitzen mit einem Deckungsgrad von rund 112,5 Prozent höhere Reserven, während öffentlich-rechtliche Kassen einen tieferen Deckungsgrad von 98,1 Prozent ausweisen. Rund sieben Prozent der Pensionskassen befanden sich Ende 2023 in einer Unterdeckung - im Jahr zuvor waren es noch 8,8 Prozent. Von der positiven Entwicklung der Pensionskassen profitieren auch die Arbeitnehmenden. Diese erhalten auf ihre Sparkapitalien eine Durchschnittsverzinsung von 2,2 Prozent, was deutlich über dem BVG-Mindestzins von 1,0 Prozent und exakt im Rahmen der durchschnittlichen Verzinsung der letzten zehn Jahre liegt. Damit wird teilweise die weiter voranschreitende Senkung des Umwandlungssatzes kompensiert, der gemäss der Complementa-Experten in diesem Jahr auf durchschnittlich 5,21 Prozent und in den kommenden fünf Jahren schrittweise auf rund 5 Prozent sinken wird. Damit nähere er sich dem aktuarisch korrekten Umwandlungssatz von 4,77 Prozent an.
Verschiebung der Anlagegewichte
Aufgrund der Anlageperformance 2023 stellte Complementa eine Verschiebung der Anlagegewichte hin zu den liquiden Anlagen bei den Schweizer Pensionskassen fest: So stiegen im vergangenen Jahr die Anlagen in Liquidität und Festverzinsliche leicht auf 36,7 Prozent (+0,4 Prozentpunkte), die Aktienquote legte auf 31,1 Prozent (+1,6 Prozentpunkte) zu. Demgegenüber sank die Quote für illiquide Anlagen und lag im Bereich Immobilien bei rund 22,8 Prozent. Alternative Anlagen haben sich in den letzten Jahren nahe bei 10 Prozent festgesetzt, wobei insbesondere Private Equity, Infrastrukturanlagen und Private Debt gefragt waren.
CS-Übernahme sorgt für Unsicherheiten
Neben der Regionalbankenkrise in den USA hielt die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS die Pensionskassenverantwortlichen im ersten Quartal 2023 auf Trab. Dabei standen nicht nur Fragen zu den Produkten und der Vermögensverwaltung im Raum, sondern auch zu den Custody Services wie Verwahrung und Administration. Verschiedene Pensionskassen begegnen dem Wegfall der Credit Suisse laut Complementa durch die aktive Prüfung von anderen Anbietern oder durch die generelle Auffächerung der bezogenen Bankdienstleistungen auf verschiedene Anbieter (Multi Custody-Ansatz), sodass die Diversifikation nicht nur in Bezug auf die Asset Allocation, sondern auch in Bezug auf die Bankbeziehungen angewendet wird. Allerdings würden die meisten Pensionskassen derzeit aufgrund hoher Transaktionskosten oder möglicher Preiserhöhungen eher an der Seitenlinie stehen und die Entwicklung beobachten.