Als Brokerfirma berät Aon Kundinnen und Kunden zur besten Versicherungslösung. Welche Bedeutung haben internationale Programme in einem Umfeld komplexer Risiken?

Peter Gämperli: Internationale Versicherungsprogramme rücken in den Fokus, sobald ein Unternehmen international tätig ist und seine Risiken zentral erfassen und steuern möchte. Dazu gehören zum Beispiel der Unterbruch von Lieferketten, Abhängigkeiten zwischen den Standorten oder die Exponierung zu Naturgefahren. Solche komplexen Risiken können im Rahmen einer zentralen Risiko- und Versicherungspolitik erfasst und versichert werden.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Zudem stellen oft hohe Anforderungen an Compliance und unterschiedliche lokale Standards bei Policen, Brandschutz, obligatorischen Versicherungen sowie Tarifen eine Herausforderung für international tätige Unternehmen dar. Sprachbarrieren spielen ebenfalls eine Rolle. Die zentrale Gestaltung und Steuerung der Risiken über ein internationales Versicherungsprogramm ist daher meist die bevorzugte Lösung, um diesen Anforderungen gerecht zu werden.

Die Steuerung eines zentralen Risikomanagement-Ansatzes kann mittels Incentives ergänzt werden. Die Bestimmung der Eigentragung (Selbstbehalte) kann an der Finanzkraft der Gruppe ausgerichtet werden. Durch die «Buying-Power» werden meist Prämien eingespart und Doppelversicherungen können eliminiert werden.

Der Gesprächspartner

Peter Gämperli ist seit 2020 als Head Property Broking bei Aon Schweiz tätig. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften begann er seine Versicherungslaufbahn in einer Agentur der Winterthur Versicherung. Weitere Stationen führten über Marsh & McLennan und Swiss Re, wo er zuletzt als Head Property Switzerland arbeitete. Ein Studium in Insurance-Broking an der ZHAW ergänzt seine fundierten Kenntnisse im Versicherungsbroking.

Welche besonderen Anforderungen für Versicherungsschutz gelten aus Brokersicht für internationale Produkte?

Üblicherweise wird zuerst ein weltweit einheitlicher Versicherungsschutz über einen Rahmenvertrag mit dem Unternehmen definiert. Dieser garantiert dem Unternehmen dieselbe Versicherungsdeckung für jedes Land, in dem es tätig ist, selbst wenn eine lokale Versicherungspolice nicht den gleichen Versicherungsschutz bietet. Abweichungen zwischen Rahmenvertrag und Lokalpolice werden jedoch minimiert, um die lokale Schadenregulierung zu optimieren und Compliance-Anforderungen zu erfüllen. 

Besondere lokale Anforderungen wie die Versicherung eines Produktionsstandorts in Kalifornien gegen das Erdbebenrisiko fliessen in die Gestaltung des globalen Versicherungsschutzes mit ein. In Ausnahmefällen können Versicherungsdeckungen ausserhalb des internationalen Versicherungsprogramms bereitgestellt werden.

Die Einhaltung von Compliance-Anforderungen aufsichtsrechtlicher, fiskalischer und lizenzrechtlicher Natur ist zentral

Peter Gämperli, Head Property Broking, Aon Schweiz

Wie finden Brokerinnen und Broker die passenden Versicherungspartner für internationale Produkte?

Bei der Suche nach dem geeigneten Versicherungspartner spielen das Branchen-Know-how und das Netzwerk des Versicherers eine wichtige Rolle. Die Auswahl und Empfehlung orientiert sich daran, ob der jeweilige Anbieter die Bedürfnisse des Kunden im Hinblick auf die zentrale Steuerung, die Grösse des Netzwerks zur Abdeckung aller versicherten Länder, die Versicherungsdeckung und das Handling des internationalen Programmes wie Policierung, Rechnungsstellung, Engineering und Schadenabwicklung abdecken kann. Grössere Broker verfügen über eigene Netzwerke in verschiedenen Ländern, um die lokalen Niederlassungen des Unternehmens bei allen Tätigkeiten auch vor Ort unterstützen zu können.

Dieser Artikel ist Teil der Market Opinion «Internationale Programme – massgeschneidert aus einer Hand», die in Zusammenarbeit mit HDI Global realisiert wurde.

Was sind bei der Beratung zu internationalen Programmen für Brokerkunden besonders wichtige Anliegen?

Die Einhaltung von Compliance-Anforderungen aufsichtsrechtlicher, fiskalischer und lizenzrechtlicher Natur ist zentral, um einen Anbieter eines internationalen Programmes überhaupt in die Gruppe möglicher Anbieter aufzunehmen. Auch das Monitoring von Sanktionen, die laufenden Änderungen unterworfen sind, bildet einen wichtigen Bestandteil des Versicherungsprogrammes und wird von Unternehmen, Anbietern und Brokerinnen und Brokern aktiv verfolgt. 

Weitere wichtige Aspekte sind die Bereitstellung eines weltweit einheitlichen Versicherungsschutzes und die Allokation der Prämien auf die Länder entsprechend den Bedürfnissen des Unternehmens. Wie schon erwähnt, sind auch Kenntnisse über Exponierung zu Naturgefahren und die Verfügbarkeit entsprechender Versicherungsdeckungen wichtige Voraussetzungen. 

Darüber hinaus spielen die Risk-Engineering-Fähigkeiten des Anbieters und eine gute Koordination bei der Verwaltung des Programmes und der Schadenregulierung eine wichtige Rolle. Daneben sind auch standardisierte Prozesse für Ausschreibung, Implementierung und Erneuerung von Programmen sowie die Verfügbarkeit von Daten substanziell.

Kriterien wie Branchenkenntnis, Ratings, Erfahrungswerte mit dem jeweiligen Anbieter oder spartenübergreifende Betrachtungen fliessen in die Anbieterbewertung des Brokers ein.

Peter Gämperli

Wie kommt bei internationalen Programmen ein guter Deal zwischen Broker und Industrieversicherer zustande?

Die Brokerin oder der Broker vergleicht die Angebote der Versicherer in Bezug auf definierte Anforderungen an die Versicherungslösung, Versicherungsdeckung und Prämie. Weitere Kriterien wie Branchenkenntnis, Ratings, Erfahrungswerte mit dem jeweiligen Anbieter oder spartenübergreifende Betrachtungen fliessen in die Anbieterbewertung der Brokerin oder des Brokers und damit in die Empfehlung an das Unternehmen ein. Die Entscheidung im Hinblick auf die Gewichtung verschiedener Kriterien wie zum Beispiel Prämien, Deckungsumfang sowie die Auswahl des Anbieters ist immer Sache des Unternehmens.

 

Peter Gämperli beantwortete die Fragen schriftlich.