Das war keine wirkliche Überraschung. Wie schon in 48 der letzten 50 Jahre steigerte Starinvestor Warren Buffett den Buchwert seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway auch im vergangenen Jahr. Das Plus lag bei 8,3 Prozent. Nur zweimal seit 1965 musste der US-Milliardär seinen Aktionären einen Rückgang im Buchwert der Gesellschaft melden. Seit 1965 kletterte das Eigenkapital von Berkshire Hathaway im Durchschnitt pro Jahr um 19,4 Prozent. Die Aktie von Buffetts Gesellschaft legte in den 50 Jahren sogar um durchschnittliche 21,6 Prozent im Jahr zu.
Der breite US-Aktienmarkt mit dem S&P 500 schaffte inklusive Dividende nur ein jährliches Plus von 9,9 Prozent. Auf lange Sicht wirkt sich die in etwa doppelt so hohe jährliche Performance von Buffett gewaltig aus. Während der S&P 500 seit 1965 in etwa auf das 110-Fache gestiegen ist, hat sich der Kurs der Aktie von Berkshire mit einem Faktor von rund 17'500 multipliziert. Allein in den letzten 40 Jahren seit Mitte der 1970er-Jahre kletterte der Kurs um mehr als das 3000-Fache von rund 65 auf inzwischen 216'620 Dollar. Die vor einigen Jahren aufgelegte, weit weniger schwere Variante Berkshire B kostet übrigens nur rund 145 Dollar.
Buffett – die Erfolgsstory geht weiter
Obwohl Buffett mit seinen 84 Jahren nicht mehr der Jüngste ist, setzte sich die Erfolgsstory auch im ersten Quartal 2015 fort. So erzielte der Value-Investor mit seinen rund 80 Tochterunternehmen und zahlreichen Aktienpaketen von Blue Chips in den ersten drei Monaten nicht nur ein weiteres Plus beim Gewinn von rund 10 Prozent auf knapp 5,2 Milliarden Dollar, sondern konnte damit auch die Erwartungen der Analysten übertreffen.
Das Erfolgsrezept von Buffett lässt sich mit einigen kurzen Ratschlägen des Investors beschreiben: «Wenn du nicht bereit bist, eine Aktie zehn Jahre zu halten, solltest du auch nicht darüber nachdenken, sie zehn Minuten zu besitzen.» «Der Schlüssel zum erfolgreichen Investieren liegt nicht in der Frage, wie sehr eine Industrie die Gesellschaft beeinflusst oder ob sie wachsen wird, sondern darin, herauszufinden, ob ein bestimmtes Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil hat, und wenn ja, wie lange dieser anhalten wird.» Und: «Es ist wesentlich besser, ein wundervolles Unternehmen zu einem fairen Preis zu kaufen, als ein faires Unternehmen zu einem wundervollen Preis zu erwerben.» Diese drei Zitate enthalten drei wichtige Grundprinzipien von Buffetts Anlagestrategie:
Buffetts Grundprinzipien …
1) Geduld
2) Kauf von Qualität
3) Kauf von unterbewerteten Unternehmen
Zur Geduld gibt es nicht viel zu sagen. Wer alle fünf Minuten auf den Kurszettel schaut und schnelle Gewinne erwartet, hat sicher nicht das Zeug zum Value-Investor. Qualität: Die erkennen Anleger beispielsweise an der Marktstellung eines Unternehmens und an den Produkten, aber auch an den Margen. Erzielt ein Unternehmen hohe Margen, liegt das entweder daran, dass es besonders günstig produziert oder aber daran, dass es hohe Preise durchsetzen kann. Und hohe Preise deuten auf Qualität und gute Marktstellung.
Die Unterbewertung lässt sich an einer Reihe von fundamentalen Daten festmachen wie an einem absolut und im Vergleich zur Konkurrenz niedrigen KGV und KBV, einer hohen Dividendenrendite und einer hohen Eigenkapitalquote. Die Grundlagen der Fundamentalanalyse gehen auf den Lehrmeister von Buffett, auf den US-Wirtschaftswissenschaftler Benjamin Graham, zurück.
… und Grahams Top-Picks
Graham definierte schon 1949 das Thema Anlagesicherheit über eine Reihe von Merkmalen: Ein Unternehmen soll ausreichend gross (heutiger Umsatz mehr als 1,0 Milliarden Euro) und finanziell stabil sein (Verhältnis Vermögen:Verbindlichkeiten zumindest 2), über stabile Gewinne verfügen, in den letzten zehn Jahren immer Dividende gezahlt haben und über ein Gewinnwachstum von im Durchschnitt mindestens 3 Prozent im Jahr in den letzten zehn Jahren verfügen. Dann soll die Bewertung maximal bei einem KGV von 15 liegen, und der Börsenwert soll maximal 1,5-mal so hoch sein wie die Vermögenswerte oder das kombinierte KGV, und das Verhältnis Kurs:Vermögen soll unter 22,5 liegen.
Nur Swatch und Fortum erfüllen alle Kriterien
Nimmt man diese Graham-Kriterien als Basis, kommt es jetzt doch zur Überraschung: Die Analysten von BNP-Paribas sehen neben dem finnischen Versorger Fortum nur einen einzigen europäischen Blue Chip aus dem Stoxx Europe 600, der all diese Voraussetzungen für eine sichere Value-Anlage erfüllt: Swatch.
BNP gibt für den Uhrenhersteller folgende Kennzahlen an: Umsatz 7,2 Milliarden Euro, Vermögen: Verbindlichkeiten 6,8, kein Verlustjahr seit der Finanzmarktkrise, Dividendenzahlungen über zehn Jahre, jährliches Gewinnwachstum von 3,3 Prozent in den letzten zehn Jahren und eine kombinierte Quote aus KGV und Kurs: Vermögen von rund 20. Die Aktie des SMI-Mitglieds wäre damit nach BNP ein klares Graham-Investment und könnte nach dem Kursrückgang der letzten zwölf Monate von 30 Prozent damit auch für Buffett interessant sein, streng nach dem oben erwähnten Motto. «Es ist wesentlich besser, ein wundervolles Unternehmen zu einem fairen Preis zu kaufen, als ein faires Unternehmen zu einem wundervollen Preis zu erwerben.»