Vor einem Jahr hat der Bund als weltweit erster Staat eine 10-jährige Staatsanleihe herausgegeben, an der er verdient statt drauf zu zahlen. Das ist ihm jetzt sogar mit einer Anleihe gelungen, die er erst 2058 zurückzahlen muss.
Investoren sind zurzeit offenbar bereit, dem Bund 42 Jahre lang Geld zu leihen und dafür noch zu zahlen. Der Schweizerischen Eidgenossenschaft ist es jedenfalls gelungen, eine Anleihe mit einer Laufzeit bis 2058 und einer negativen Rendite von 0,023 Prozent um 131,5 Millionen Franken aufzustocken, wie die Eidgenössische Finanzverwaltung (EFV) am Mittwoch mitteilte.
Novum für die Eidgenossenschaft
Damit verdient der Bund zum ersten Mal auch mit einer sehr langfristigen Anleihe Geld. Bei der Erstausgabe dieser Anleihe vor knapp zwei Monaten im Mai 2016 musste die Eidgenossenschaft noch draufzahlen. Mit +0,249 Prozent war damals die Rendite für die Investoren noch positiv.
Den Grund für das weitere Absinken der Zinskurve ist gemäss Marktbeobachtern der Brexit und die weniger rosigen Aussichten für die US-Konjunktur. Am Sekundärmarkt sind darum auch die Renditen der Anleihen des Bundes mit der längsten Laufzeit bis 2064 knapp in den Negativbereich gefallen. Damit müsste zurzeit der Bund bei einer Neuemission auf keiner Anleihe mehr Zinsen zahlen. Die Eidgenossenschaft ist denn auch bemüht, mit Neuemissionen die tiefen Zinsen auch langfristig zu fixieren.
Markant sinkende Zinszahlungen
Das lohnt sich für den Bund in jedem Fall. Dank dem Absinken des Zinsniveaus konnte der Bund die jährliche Zinslast innerhalb von 10 Jahren von 4 Milliarden Franken (2005) auf 1,4 Milliarden Franken (2015) senken. Weil die Eidgenossenschaft gleichzeitig die Schulden von 130 Milliarden auf 104 Milliarden Franken reduziert hat, ist der Schuldzinssatz, den der Bund durchschnittlich auf den Anleihen zahlen muss, von 3 Prozent auf 1,3 Prozent gefallen. Sollte die Tiefzinsen noch Jahre anhalten, ist es sogar möglich, dass der Bund insgesamt mit seinen Schulden Geld verdient.
Der Bund hat gemäss einer Aufstellung der SNB in diesem Jahr bereits zwei neue Anleihen herausgegeben und zehn bestehende aufgestockt. Mit den Aufstockungen will der Bund erreichen, dass die Anleihen einen Minimalumfang von rund 2 Milliarden Franken erreichen, um einen effizienten und effektiven Handel mit diesen Anleihen zu gewährleisten.
Bund kann Schulden abbauen
Um das Refinanzierungsrisiko zu begrenzen und bei den Rückzahlungen grosse Schwankungen zu vermeiden, strebt der Bund an, die Laufzeiten so zu gestalten, dass jährlich Anleihen im Gesamtwert von rund 5 Milliarden Franken auslaufen.
2015 zum Beispiel betrug dieses Volumen 4,5 Milliarden Franken. Mit der Herausgabe von Anleihen hat der Bund im gleichen Jahr 3,3 Milliarden Franken eingenommen. Die Eidgenossenschaft hat 2015 demnach seine Schulden am Kapitalmarkt um 1,2 Milliarden Franken reduziert.
(sda/mbü)