Die Schweiz gilt als reichstes Land der Welt. Mit dieser Auszeichnung darf sich das Land aber laut der «Allianz» nicht mehr schmücken: Denn die US-Amerikaner haben die Schweizer beim Vermögen abgehängt, wie der Versicherer analysiert hat: So besassen die Amerikaner 2016 nach Abzug der Schulden durchschnittlich 177'210 Euro – die Schweizer verfügten hingegen nur über 175'720 Euro.
Damit fällt die Schweiz erstmals auf den zweiten Platz zurück, vor den Japanern und den Schweden. Acht Jahre lang hatte die Schweiz den Spitzenplatz besetzt. Die USA überholten sie aus mehreren Gründen.
Dank des Börsenrallys vermehrten sich die Vermögen in Übersee kräftig. An der Wall Street stieg der Dow-Jones-Index um 13,4 Prozent – und Amerikaner haben in der Regel viel vom Vermögen in Aktien investiert. Das Klischee vom risikofreudigen Amerikaner, der sein Geld dem Aktienmarkt anvertraue, habe sich in den letzten Jahren bestätigt, schreibt die «Allianz». Auch ein Währungseffekt spielt den Amerikanern in die Hände: Der Dollar wertete sich zum Euro und damit auch gegenüber dem Franken auf.
Schweizer Vermögen wachsen langsamer
In der Schweiz vermehrten sich die Vermögen letztes Jahr zwar ebenfalls. Das Wachstum war mit 3,7 Prozent aber deutlich schwächer als in den USA (6 Prozent) oder im Rest von Europa. Das liegt auch an der schwachen Entwicklung an der Schweizer Börse: Der Leitindex SMI sank 2016 um 6,6 Prozent. Sehr bescheiden wirkt der Zuwachs in der Schweiz verglichen mit Asien: In der Region erhöhten sich die Vermögen insgesamt um stolze rund 15 Prozent.
Die Schweiz verlor den Spitzenplatz auch wegen der steigenden Schulden in der Bevölkerung. In keinem anderen europäischen Land sind die Bewohner so stark in der Kreide wie hierzulande (im Schnitt mit 93'120 Euro). Im letzten Jahr erhöhen sich die Schulden noch einmal kräftig um 3,4 Prozent, was mit dem Bauboom erklärbar ist. Viele Schweizer sind hoch verschuldet, weil sie die Zinsen für Immobilienkredite von den Steuern abziehen können.
Bei der CS bleiben die Schweizer vorne
Zwar hat die Schweiz bei den Analysten der «Allianz» ihren Spitzenrang verloren. In der Studie der Credit Suisse, welche ebenfalls die weltweiten Vermögen vergleicht, war die Schweiz zuletzt weiterhin an der Spitze: In Dollar gemessen kam niemand an den Reichtum der Schweizer an, jeder besitzt demnach 561'900 Dollar. Vor allem weil die CS nur Erwachsene berücksichtigt, ist der Wert viel höher als bei der «Allianz».
Auch in der aktuellen «Allianz»-Studie belegt die Schweiz weiterhin einen ersten Platz: Wird nicht der Durchschnitt, sondern der Median als Massstab genommen, bleiben die Schweizer die reichsten der Welt: Das mittlere Vermögen beträgt hierzulande 90'380 Euro – die Hälfte der Bevölkerung hat mehr, die andere weniger auf der hohen Kante. Das Reichtum ist somit viel stärker verteilt als in den USA: Mit ihrem mittleren Vermögen von 28'540 Euro schaffen es die USA lediglich auf Platz dreizehn – das ist weniger als ein Sechstel des US-Durchnittsvermögens von 177'210 Euro. «Einmal mehr bestätigen diese Zahlen den Ruf der USA als eines der ungleichsten Länder der Erde», schreibt die «Allianz».