Das Berner Oberland ist bei Besuchern aus aller Welt beliebt – sehr beliebt. So manchen gar zu beliebt.
Mehrere Millionen Menschen pilgern jährlich zu den malerischen Landschaften. Eine Gemeinde hat besonders über die sozialen Medien Anklang gefunden: Lauterbrunnen BE. Die Gegend inspirierte bereits den Schriftsteller J.R.R. Tolkien zu seinem Meisterwerk «Herr der Ringe». Die Touristenmassen, beflügelt von Tolkien und Instagram, bringen ein gutes Geschäft für die lokalen Gastronomie- und Hotelbetriebe.
Doch der Tourismusboom hat auch seine Kehrseite: Die Besucher hinterlassen Müll, verstopfen die Strassen und stressen die Einwohnenden. Der Tourismus-Hotspot Lauterbrunnen schlug bereits im Herbst 2023 Alarm. Die Gemeinde plant nun, mit Gebühren auf diese «Overtourism-Krise» zu reagieren, berichtet «Der Bund».
5 bis 10 Franken Eintritt
Eine Arbeitsgruppe, geführt von Gemeindepräsident Karl Näpflin, tüftelt an Massnahmen, die aufs Portemonnaie der Touristen zielen. Unter anderem soll ein Talpass eingeführt werden, den Gäste über das Smartphone lösen, sagt er im Gespräch mit der Zeitung. Die Gebühr in Höhe von 5 bis 10 Franken gilt nur für Besucher, die mit dem Auto anreisen. Hotelgäste und Nutzer des öffentlichen Verkehrs blieben verschont.
Nicht alle sind mit den Ideen der Arbeitsgruppe einverstanden. Die Leiterin der Forschungsstelle Tourismus an der Universität Bern stellt sich klar gegen dieses Vorhaben. Die hohen Gästezahlen seien für Bergbahnen und Hotels sehr wichtig, sagt sie im Bericht der Regionalzeitung.
Gebühren für Tourismus-Hotspots häufen sich
Nimmt sich Lauterbrunnen den italienischen Tourismus-Hotsport Venedig als Vorbild? Kürzlich führte die Lagunenstadt eine Gebühr in Höhe von fünf Euro pro Tag für Tagestouristen ein. Das scheint nicht viele gestört zu haben: Schon am ersten Tag haben über 80'000 Touristen ein Ticket gekauft. Es handelt sich dabei aber zunächst um eine Testphase.
Aber auch der Schweiz sind Eintrittsgebühren bei Tourismus-Hotspots nicht ganz fremd. Die ebenfalls im Berner Oberland gelegene Gemeinde Iseltwald führte jüngst eine Selfiegebühr für einen Insta-Hotspot am See ein. Wer in der idyllischen Gegend ein Foto von sich schiessen möchte, zahlt jetzt 5 Franken an einer Drehschranke.
2 Kommentare
Das Thema haben wir bereits in den 80iger Jahren in den Bündner Bergen besprochen, als es darum ging das Angebot für den Tagestourismus zu finanzieren. Nicht jeder Gast gibt genügend Geld vor Ort aus, damit aus dem Ertrag der Unterhalt und die Infrastruktur finanziert werden kann. Irgendwann ist ein Ort einmal voll. Die Anbieter müssen vorsichtig sein nicht auch noch die Übernachtungsgäste zu verlieren, weil es diesen tagsüber zu voll ist.
WAs ist das Ziel dieser Gebühr? TouristInnen oder Autos verzuhalten? Weshalb dann nicht einfach die Parkgebühr verdoppeln?