Uli Hoeness und George Soros sind zwei Männer der Superlative. Während sich Soros einen Namen als erfolgreichster Hedgefonds-Manager gemacht hat, gilt Uli Hoeness als wahrscheinlich erfolgreichster Fussball-Manager der Welt.
Doch nun wird offenbar, dass beide noch eine Eigenschaft teilen: die Devisen-Spekulation. Nach einem Bericht der «Bild am Sonntag» soll der Bayern-Boss mehrere Tausend Börsengeschäfte über sein Schweizer Geheimkonto abgewickelt haben. Besonders intensiv spekulierte er mit Dollar, Yen & Co. in den Jahren 2003 bis 2006. Bis zu 100 Orders soll er an Spitzentagen aufgegeben haben.
Börsenpager im 24-Stunden-Dienst
Sämtliche Aufträge wickelte er mit seiner Schweizer Bank offenbar telefonisch ab. Ein sogenannter Börsenpager informierte ihn 24 Stunden in Echtzeit über die aktuellen Währungskurse.
In Zeiten von Smartphones, in denen jeder per Fingerwisch Wertpapiere kaufen und verkaufen kann, muten seine Aktivitäten geradezu vorsintflutlich an. Handys gehören als Alleskönner zum Alltag, vor allem zu dem der Spekulanten.
Smartphones haben die Pager verdrängt
Doch vor der Einführung des iPhone im Sommer 2007 gehörte der Börsenpager zum ständigen Begleiter vieler Händler. Auf ein zigarettenschachtel-grosses Empfangsgerät werden hier die Kurse von Aktien, Rohstoffen oder eben auch Devisen nach dem Vorbild der Kurznachricht (SMS) übertragen.
Die Übermittlung der Kurse läuft über das Funkrufnetz, das auch die Feuerwehr oder Rettungsdienste nutzen.
Handeln lässt sich mit dem schwarzen Kasten allerdings nicht. Deswegen sind die Geräte mittlerweile auch von der Bildfläche weitgehend verschwunden. Spekulanten erhalten heutzutage ihre Kurse direkt aufs Smartphone und können hierauf mit Käufen und Verkäufen über spezielle Apps reagieren.
Trotz der Smartphone-Verbreitung setzen die meisten Ärzte auch heute noch auf ihre Pager, wenn es um Notrufe geht. Denn die kleinen schwarzen Kästen gelten als wesentlich zuverlässiger als Handys. Mobilfunknetze können zusammenbrechen, Smartphone-Applikationen abstürzen. Informationen werden oft verzögert angezeigt.
Pager sind sicherer als Handys
Pager liefern dagegen die Informationen in Echtzeit. Und auch der persönliche Datenschutz spricht für die prähistorisch anmutenden Gerätchen, die lediglich Zahlen und Buchstaben auf monochromatischen Mini-Displays abbilden. Im Gegensatz zum Handy lassen sich die Pager nämlich nicht orten.
Und auch Hoeness hält an seinem Pager fest. Selbst auf der Stadiontribüne kann der Fussball-Manager nicht von seinem Kasten und von der Börse lassen. Denn Hoeness hat sich mit Währungsgeschäften auf die Königsklasse der Spekulanten spezialisiert. Kein Markt lässt sich schwieriger vorhersagen als der Devisenmarkt. Nirgends wechseln die Kurse so oft die Richtung. Wer hier zockt, muss aber nicht nur gute Nerven mitbringen, sondern auch das nötige Kleingeld.
Denn wenn die Kurse auch äusserst häufig schwanken, sind die prozentualen Veränderungen am Devisenmarkt im Vergleich zu anderen Anlageklassen gering. Selten verändern sich Dollar, Euro oder Yen um mehr als zwei Prozent. Es müssen also grosse Geldvolumen verschoben und viele Trades über den Tag verteilt werden, damit am Ende nennenswerte Gewinne abfallen.
Hoeness hat kaum Gewinne gemacht
Der Devisenmarkt zieht daher ganz bestimmte Spieler-Naturen an. Nur wer Nerven hat und das nötige Selbstbewusstsein mitbringt, kann reüssieren. Dabei leiden viele Profis an Selbstüberschätzung. Sie halten sich für begnadete Investoren, nur weil sie vielleicht ein paar Monate mit ihren Investments Glück hatten.
Nicht selten erwirtschaften Devisenhändler Milliardenverluste. Nicht wenige Handels- und Bankenskandale haben ihren Ursprung am Devisenmarkt.
Auch Hoeness hatte mit seinen Börsen-Deals offenbar kein allzu glückliches Händchen. Trotz der hohen Einsätze machte der Bayern-Boss laut «Bild am Sonntag» unter dem Strich kaum Profit. Denn schnellen Gewinnen folgten Verluste in ähnlicher Höhe. Das unterscheidet Hoeness dann doch von George Soros. Der Hedgefonds-Spekulant hat über seine Devisenspekulationen Milliarden gemacht. Das hat Hoeness nur beim Fussball hinbekommen.
Dieser Artikel ist ursprünglich in unserer Schwester-Publikation «Die Welt» erschienen.