Gemäss Antonio Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, bleibt das Ziel "am Leben". Doch die Herausforderung ist nicht kleiner geworden. So streben China und Indien ein Netto-Null-Ziel erst für die Jahre 2060 und 2070 an, zudem sind 10 % der weltweiten Emissionen noch immer nicht durch ein Netto-Null-Ziel abgedeckt, und die enorme Finanzierungslücke für die Entwicklungsländer konnte nicht vollständig geschlossen werden. 

Aber es gibt auch Grund zum Optimismus. Die Internationale Energieagentur schätzt, dass die neuen Zussagen ausreichen würden, um die Erwärmung auf 1,8 °C zu begrenzen, womit dieser Wert zum ersten Mal unter die 2°C-Schwelle des Pariser Abkommens fallen würde. 

Letztlich ist die Politik jedoch nur eine der Kräfte, die die Welt in Richtung Netto-Nullwachstum treiben werden. Mit der regulatorischen Unterstützung steigen auch die Investitionen in grüne Technologien, was zu Innovationen, verbesserter Wettbewerbsfähigkeit und Grössenvorteilen führt. 

Der Ausstieg aus der Kohle wird nach wie vor als der wichtigste Schritt auf dem Weg zu einer saubereren Wirtschaft angesehen. Positiv ist, dass sich mehr als 40 Länder verpflichtet haben, bis zu den 2030er Jahren auszusteigen. Nicht zu den Unterzeichnern gehören aber die grössten Kohleverbraucher USA, China, Indien und Australien. Auch erhalten ärmere Ländern bis 2040 oder sogar darüber hinaus Zeit. Support kommt von anderer Seite. Eine Reihe amerikanischer Kohlekraftwerke hat bereits Konkurs angemeldet, da sich sauberere Energieformen durchgesetzt haben. China rechnet damit, dass erneuerbare Energien bis Mitte dieses Jahrzehnts mit der Kohlekraft konkurrieren können. 

Wettlauf zum Netto-Nullpunkt

Das verbleibende Kohlenstoffbudget, das es uns erlauben würde, das 1,5°C-Ziel in Sichtweite zu halten, wird schnell aufgebraucht sein. Die neuen Zusagen, die auf der COP26 gemacht wurden, bringen uns zwar näher, aber die Lücke bleibt gross. 

Doch vielleicht ist der dringendere Meilenstein nicht die Kohlenstoffneutralität, sondern eine neue Mentalität. Angesichts der effektiven Kosten, die unser derzeitiges Wirtschaftsmodell nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Gesellschaft und die Wirtschaft selbst verursacht, müssen Investitionen in die Dekarbonisierung als Nettogewinn betrachtet werden, der eine positive wirtschaftliche Rendite abwirft. 

Diese Erkenntnis muss sich durchsetzen, um den Wettlauf zum Netto-Nullpunkt in Gang zu bringen. Ein Vergleich mit dem Wettlauf in der Raumfahrt im 20. Jahrhundert, der eine noch nie dagewesene Periode der Innovation und des wirtschaftlichen Wettbewerbs mit sich brachte, ist angebracht. 

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Von Thomas Höhne-Sparborth, Leiter Sustainability Research bei Lombard Odier