Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS kann für das Schweizer Asset-Management eine Chance sein, denn Schweizer Finanzlösungen für institutionelle Kunden sind nicht nur hierzulande eine wichtige Stütze für Wirtschaft und die Vorsorge, sie haben sich zur veritablen Exportindustrie entwickelt. Asset-Management trägt massgeblich zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Finanzplatzes und seiner Wertschöpfung bei.

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Im Jahr 2022 beherrschten die rückläufigen Kursentwicklungen an den Finanzmärkten und die von Turbulenzen begleitete Zinswende die Schlagzeilen der Wirtschaftsmedien. Im laufenden Jahr ist es die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS: Man könnte den Eindruck erhalten, es sei um den Schweizer Finanzplatz schlecht bestellt. Doch die Nabelschau übersieht zahlreiche Indikatoren dafür, dass der Schweizer Finanzplatz punkto Stabilität und diversifizierter Wertschöpfung kaum je so gut und breit aufgestellt gewesen ist, wie es derzeit der Fall ist.

Das heimische Asset Management ist eine wachsende Exportbranche.

 

Eine neue Studie gibt Einblicke

Das Schweizer Asset-Management und seine Leistungsfähigkeit gehören zu diesen Indikatoren. Richtig ist, dass mit dem Asset-Management der CS ein gewichtiger Anbieter in der UBS aufgehen wird und im Schweizer Markt neue Verhältnisse geschaffen werden. Festzuhalten ist aber auch, dass aus zwei grossen Assetmanagern mit bedeutenden Schweizer Produktionskapazitäten nun ein sehr starker Akteur entsteht, der in Europa in den Top drei und weltweit auf den Rängen zwischen zehn und zwölf figurieren wird.

Die jüngst publizierte «Swiss Asset Management Study 2023», von der Hochschule Luzern (HSLU) und der Asset Management Association Switzerland (Amas) verfasst, gewährt einen vertieften Einblick in die Schweizer Asset-Management-Landschaft.

 

Knapp 3 Billionen Franken verwaltet

Natürlich, die tiefroten Performance-Daten zum Jahr 2022 haben einen längeren Wachstumstrend unterbrochen. Doch ergibt sich bei genauerer Betrachtung das Bild einer Branche, die auch in schwierigen Marktphasen ihre Resilienz unter Beweis stellt. Trotz grosser Verunsicherung im Markt vertrauten Investoren den Schweizer Assetmanagern 49 Milliarden Franken Neugelder an. Die Basis der verwalteten Vermögen wuchs im letzten Jahr also um 1,6 Prozent, dies im Vergleich zum mehrjährigen Durchschnitt von 3,3 Prozent Nettoneugeld-Wachstum.

Entsprechend rasch haben die Schweizer Assetmanager im ersten Halbjahr 2023 einen guten Teil ihrer erlittenen Verluste wettgemacht, sodass die gesamten verwalteten Vermögen derzeit wieder bei knapp 3 Billionen Franken liegen.

Der Autor

Iwan Deplazes, Chairman Asset Management Association Switzerland; Leiter Asset Management Zürcher Kantonalbank, Zürich.

Exportschlager nachhaltige Lösungen

Schweizer Asset-Management und seine Expertise und Qualität der Dienstleistungen und Produkte geniessen international steigende Anerkennung: Das heimische Asset-Management ist eine wachsende Exportbranche mit einem Anteil internationaler Kunden von nunmehr 33 Prozent.

Für die vergangenen fünf Jahre weist dieser Bereich ein Wachstum von 8 Prozentpunkten auf, was auch eine Folge der Entwicklungen im Bereich nachhaltiger Investments ist. Der Finanzplatz und der Bundesrat haben das gemeinsame Ziel, die Schweiz als führenden Hub für nachhaltige Anlagen zu etablieren. Behörden, die Asset-Management-Branche und weitere Akteure arbeiten gemeinsam daran, dieses Ziel zu erreichen sowie durch qualitativ hochstehende und transparente Produkte und Dienstleistungen einen Beitrag zur Erfüllung der Klima- und Nachhaltigkeitsziele zu leisten.

 

Volkswirtschaftliche Kraft

Die wirtschaftliche Kraft des Schweizer Asset-Managements für die Schweiz ist in einer Studie erstmals gemessen worden: Gemäss den Daten lieferten die Schweizer Assetmanager mit ihren ungefähr 10 000 Angestellten im vergangenen Jahr 9,1 Milliarden Franken an das Schweizer Bruttoinlandprodukt.

Mit anderen Worten: Annähernd jeder achte Franken der Wertschöpfung des Schweizer Finanzplatzes stammt aus dem Asset-Management. Zwischen 2018 und 2022 bezahlten die Unternehmen rund 3,5 Milliarden Franken Steuern an Bund, Kantone und Gemeinden.

Die Relevanz der Branche für die Schweiz ist ungleich höher. Das Asset-Management nimmt eine elementare Rolle in der beruflichen Vorsorge BVG ein. Dazu eine Zahl: 452 Milliarden Franken. Dieser Betrag aus Kapitalmarkterträgen hat seit dem Jahr 2004 zum Aufbau der Schweizer Pensionskassenvermögen beigetragen, die per Ende 2022 bei 1,1 Billionen Franken lagen. Asset-Management-Dienstleistungen haben davon über einen Drittel geschaffen!

 

Standortvorteil Tradition und Innovation

Die Aussichten für weiteres Wachstum der Asset-Management-Branche sind positiv. Dies auch mit Blick auf regulatorische Entwicklungen bezüglich den strengeren Kapitalanforderungen im Bankensystem.

Denn die Umsetzung führte zu einer Verkürzung der Bilanzen von Banken, womit ihre Finanzierungsfähigkeit eingeschränkt würde. Assetmanager als Nichtbankeninstitute können den Finanzierungsbedarf durch das Aufsetzen von Investmentvehikeln stillen.

Der Schweizer Finanzplatz kann zudem, neben seinen traditionellen Standortvorteilen wie Rechtssicherheit und regulatorischer Transparenz, auf einen einzigartigen und zukunftsfähigen Wettbewerbsvorteil zählen: Das enge Nebeneinander von führenden Wealth- und Assetmanagern wirkt sich dank der hohen Ansprüche einer sehr internationalen Kundschaft befruchtend auf die Qualität und die Innovation der Produkte und Dienstleistungen und somit insgesamt auf die Wettbewerbsfähigkeit aus. Insofern bringt die Diversifikation des Finanzplatzes durch ein starkes Asset-Management Vorteile, von denen die ganze Schweiz profitiert.