Zeitmessung ist eine komplexe Sache. Erst recht, wenn damit über Sportkarrieren entschieden wird. Diesen Sommer wird es in Paris nicht anders sein. Ab 26. Juli werden dort an den Olympischen Spielen Rekorde gebrochen werden, Schweiss und Tränen fliessen. Mitten im Geschehen Omega. Der Schweizer Uhrenhersteller ist der offizielle Zeitnehmer der Spiele, was mit seinem eigenen rekordverdächtigen technologischen und logistischen Aufwand einhergeht: 350 Tonnen Ausrüstung, 550 Zeitnehmer, 900 Freiwillige und zig Kilometer Kabel sind für einen reibungslosen Ablauf nötig. «Wir stellen unsere eigenen Zeitmessgeräte her, programmieren die Software und gehen sogar so weit, unsere Kabel selbst zu produzieren», sagt Alain Zobrist, CEO von Swiss Timing, Schwestergesellschaft von Omega. Einen derart hohen Grad an Integration schätzt auch das IOC – International Olympic Committee. Der Vertrag zwischen den Partnern läuft bis 2032.
Es ist das 31. Mal, dass Swiss Timing für Omega diese Dienstleistung erbringt. Begonnen hat die Partnerschaft mit der Olympiade 1932, als Omega zum ersten offiziellen Zeitnehmer der Spiele gewählt wurde. Damals war Omega die einzige Uhrenmarke, die in der Lage war, mit Chronografen eine Zeitmessung auf die Zehntelsekunde genau durchzuführen. Und so reiste ein Uhrmacher mit dreissig Schleppzeiger-Chronografen nach Los Angeles. Zwar bediente Omega die Stoppuhren nicht selbst, das war Sache der Richter. Aufgabe der Marke war es, jeden Abend die Präzision der Instrumente zu überprüfen. Bis in die Vierzigerjahre wurden manuelle Stoppuhren verwendet, um die Zeit zu messen. Von präzisen Echtzeitangaben war man so weit entfernt wie das Headquarter im beschaulichen Corgémont von den weltweiten Austragungsorten.
Über die Jahre ersetzte die Technologie den Menschen und machte den Sport fairer sowie die Zeitmessung präziser, da mit der elektronischen Zeitnahme die menschliche Reaktionszeit eliminiert werden konnte. Mit den ersten Fotofinishkameras wurden die Ergebnisse noch präziser, bis zum offiziellen Resultat vergingen indes zwei Stunden, mussten die Filme doch noch in der Dunkelkammer entwickelt werden. Heute werden die Ergebnisse in Sekundenbruchteilen geliefert, und dies bei jeder der 42 Sportarten, die in Paris ausgetragen werden.
Inzwischen umfasst die Zeitmessung nebst der Erfassung auch Performancedaten, die den Teams und Komitees samt ihren Athleten zur Verfügung gestellt werden. Ob Leichtathletik, Schwimmen (diese Disziplin gehört übrigens zu den ersten, die mit speziellen Touchpads – notabene entwickelt von Omega – ihre Zeit selbst stoppten), Speedklettern, Skateboarden oder Breaking – Bewegungssensoren, modernste Bildverarbeitungstechnologien, sportspezifische Software und seit Neustem der Einsatz von KI erlauben es, in Echtzeit relevante Daten und Resultate an ein unterschiedliches Publikum zu distribuieren und Übertragungen weltweit zu übermitteln. «Ab dem Zeitpunkt des Erfassens des Sportlers bis zur Veröffentlichung seiner Resultate braucht es weniger als eine Zehntelsekunde», sagt Alain Zobrist. «Mit diesen Daten verstehen wir jetzt auch, wie Athleten zu ihren Leistungen kommen – nebst dem Bestimmen von Siegern und Verlierern.»
An der Schnittstelle zwischen Zeitmessung, Technologie und Sport stehen auch Unternehmen wie Seiko, das ab 1964 fünfmal in Folge offizieller Zeitnehmer der Olympischen Spiele war. Auch Zenith, Tag Heuer und Hublot engagieren sich im sportlichen Wettkampf um Rekordzeiten. Zenith ist seit 2020 offizieller Zeitnehmer des UTS, Ultimate Tennis Showdown, einer internationalen Einzel-Tennisliga, die vom französischen Tennistrainer und Unternehmer Patrick Mouratoglou gegründet wurde. Die Kompetenz von Tag Heuer erstreckt sich unter anderen auf den Ski- und den Motorsport. Die universelle Sprache Fussball spricht hingegen Hublot. Die Marke ging 2006 als offizieller Zeitnehmer eine Partnerschaft mit der Fifa und der Uefa ein. Dass Hublot dabei zur offiziellen Uhr so manchen Fussballers avancierte, ist nicht zuletzt gut fürs Marketing. Genauso wie es die mit den Markenlogos verzierten Anzeigetafeln in den Stadien und die Banner auf den Bildschirmen sind.
Mehr als neunzig Jahre macht Omega die Zeit nunmehr im Sport sichtbar. Auch wenn die Startpistole durch eine futuristische E-Gun mit Lichtblitz ersetzt wurde, die Emotionen kurz vor dem Startschuss lassen sich durch keine noch so gut trainierte KI ersetzen.