1400 seiner besten Gastgeber hatte das Übernachtungsportal Ende November zu einer dreitägigen Party eingeladen. Ein Dankeschön an diejenigen, die den Erfolg des Start-ups überhaupt möglich machen: Hunderttausende von Privatmenschen, die ihre Gästebetten, Zimmer und Ferienwohnungen Fremden zu Übernachtung anbieten. 800'000 buchbare buchbare Unterkünfte in 190 Ländern verzeichnet Airbnb mittlerweile. Mit einem geschätzten Marktwert von 10 Milliarden Dollar verweist das kalifornische Unternehmen Konkurrenzfirmen wie das schweizerische HouseTrip oder das deutsche Wimdu (je 300 000 Angebote) auf die Plätze.
Auch in der Schweiz setzt sich Airbnb immer stärker fest. Das zeigen die Zahlen des Walliser Tourismus Observatoriums, das erstmals die Marktpräsenz der Wohnungsplattform in allen Landesteilen erhoben hat. Dabei wurden die Angebote von Airbnb mit der Hotelbettenzahl in den jeweiligen Kantonen verglichen. Dabei hat das Portal vor allem in städtisch geprägten Kantone wie Basel-Stadt (21 Prozent Airbnb-Anteil am Hotelbetten-Total), Genf (16) und Zürich (12) Erfolg, dort sind sie deutlich stärker als der Landesdurchschnitt von 8 Prozent.
Airbnb in klassischen Tourismus-Regionen stark
Erstaunlich ist noch, wie sehr sich Airbnb schon im Tourismus durchgesetzt hat. «Uns überraschte, wie stark Airbnb in Bergregionen, also in den klassischen Tourismusgebieten der Schweiz, schon verankert ist», sagte Roland Schegg vom Walliser Tourismus Observatorium, der die Bedeutung von Airbnb in der Schweiz in einer Studie erhoben hat. «Bisher ist man eher von einem urban geprägten Phänomen ausgegangen. Nun aber wird ersichtlich, dass Plattformen wie Airbnb auch ausserhalb der Schweizer Städte Dynamik zeigen.»
Insbesondere der Kanton Wallis liegt mit 14 Prozent stark über dem Landesmittel. Dass sich Airbnb auch in den ursprünglichen touristischen Regionen der Schweiz festsetzt, ist gemäss Schegg «eine Entwicklung, welche die laufende Kurtaxen-Diskussion noch verstärken wird».
Frust bei den Hoteliers
Das erregt Missfallen: Wie beim disruptiven Taxi-Modell von Uber regen sich konventionelle Bettenanbieter darüber auf, dass Airbnb kaum reguliert ist. Airbnb-Gastgeber liefern in den seltensten Fällen Kurtaxen ab, mit denen Destinationen ihr Marketing finanzieren. Hoteliers müssen sich zudem penibel um Mehrwertsteuer, Gäste-Meldepflicht, Brandschutzmassnahmen und Hygieneverordnungen kümmern. Airbnb-Gastgeber segeln meistens unter dem Radar. Der europäische Hotellerie-Branchenverband Hotrec brandmarkt die «Schatten-Gastgeber» und lancierte Ende Ok-tober eine «Shadow Hospitality Task Force», um mehr Regulierung zu -fordern.
Derweil preist Airbnb seine privaten Gastgeber als Hort der touristischen Authentizität und als blosse Alternative zur Hotellerie. Thomas Allemann, Geschäftsleitungsmitglied von Hotelleriesuisse, sagt: «Europäische Studien zeigen, dass Airbnb einer Des-tination zu 30 Prozent Gäste bringt, die sonst nicht gekommen oder kürzer geblieben wären. Aber zu 70 Prozent sind es Gäste, die andernfalls ein herkömmliches Angebot benutzt hätten.» Allemanns Fazit: «Airbnb ist kein kleines Startup von drei Verrückten, sondern ein 10-Mil-liarden-Unternehmen, das Interesse an Legalität haben muss.»