Wie eine Turnhalle eingerichtet wird, ist in der Schweiz nicht mit griffigen Normen geregelt. Das Bundesamt für Sport in Magglingen gibt lediglich Empfehlungen ab, welche Geräte in einer Schulturnhalle stehen sollten. So sind Architekten und Behörden je nach Budget ein grosser Spielraum vorbehalten, was sie sich leisten wollen.

«Obwohl ein Barren heute immer noch fast gleich aussieht wie vor 50 Jahren, hat sich in der Fabrikation von Turngeräten sehr viel verändert», sagt Robin T. Alder, Urenkel des Firmengründers. Verändert haben sich etwa die Fertigungsmethoden und die Anforderungen an die Sicherheit. Dennoch sei es noch heute einfacher, für eine Turnhalle vier Barren zu verkaufen als eine Kletterwand. Die Turngerätebranche sei wenig innovativ, was neue Geräte anbelange: Weil Turnhallen oftmals im Hinblick auf die nächsten 30 Jahre geplant werden. Katalog und Online-Shop von Alder + Eisenhut umfassen heute mehrere tausend verschiedene Spiel-, Sport- und Turngeräte, vom ledernen Medizinball über Turnmatten bis zu Klettergriffen. Drei Viertel der Produkte sind Handelsware. Sie machen die Hälfte des Umsatzes von A+E aus.

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Es begann mit «Trendsportarten»

Die «Trendsportarten» gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren, ganz in der militärischen Tradition, Körperertüchtigung an Reck, Ringen und Pauschenpferd. Der gelernte Schmied Robert Alder-Fierz in Küsnacht begann diese Turngeräte in seinem 1891 gegründeten Betrieb anzufertigen.

Nach der Fusion mit der Firma Eisenhut zog man ins Toggenburg, um die Wasserkraft der Thur zu nutzen. In Ebnat-Kappel befindet sich die Firma bis heute. Nach wie vor ist auch die öffentliche Hand der grösste Kunde. Anfang der 90er Jahre wurde in der Schweiz eine neue Submissionsverordnung für die öffentliche Beschaffung und somit auch für die Turnhallenausstattung eingeführt.

Just 100 Jahre nach der Gründung schlitterte Alder + Eisenhut in eine Krise. Damals trat HSG-Absolvent Robin T. Alder in die Unternehmung ein: «Um das Überleben des Betriebs zu sichern, mussten wir restrukturieren, Personal entlassen, Teile des Kaders auswechseln und die Produktion neu ausrichten. Es war ein Wechsel vom Handwerks- zum Industriebetrieb.»

Doch das Umdenken lohnte sich: Seit die Produktionslogistik durch ein neue EDV-System gesteuert wird, konnte die Produktivität gesteigert werden. Während die Kunden früher manchmal monatelang auf ein Produkt warten mussten, erfolgt die Auslieferung heute innerhalb von drei Tagen. Ab 2008 sollen die Produktionsabläufe nochmals effizienter werden, weil die Werkstätten dann in einen bereits geplanten Neubau umziehen.

Nicht alles bei A+E ist Swiss made: Die Kunststoffpaneele für die Kletterwände beispielsweise werden nach exakten Vorgaben in einem Partnerbetrieb in Tschechien angefertigt. Von den Artikeln, die in der Schweiz hergestellt werden, ist jedoch vieles Handarbeit, wie ein Rundgang durch den Betrieb verrät. Die Handwerker in der Metall- und Holzverarbeitung fertigen auch Produkte für die Tochtergesellschaft Eberhard Bühnen AG an. Das Werkmaterial Holz, Fichte, Buche oder Esche ist auch bei den klassischen Turnhallengeräten ein wichtiger Rohstoff.

Absatz fast nur im Inland

In der Schreinerei legt ein Fachmann letzte Hand an einer Sprossenwand aus massiver Esche an. Damit die rundgefrästen Holzsprossen millimetergenau passen und auch bei grosser Beanspruchung halten, ist absolute Präzision gefragt. Sprossenwände von Alder + Eisenhut sind immer noch dermassen solide gearbeitet, dass bei Turnhallenrenovationen manchmal jahrzehntealte Sprossenwände wieder eingebaut werden. «Unsere Qualität ist fast zu hoch», kommentiert Alder lakonisch. Denn sie ist so hochwertig, dass damit ausschliesslich der Schweizer Markt bedient werden kann. Die ausländischen Märkte seien zum einen übersättigt, die Turnhallen in der Schweiz seien zum andern auch viel reichhaltiger und kostspieliger ausgestattet als etwa in Deutschland. Bei einem kaum mehr steigerungsfähigen Marktanteil in der Schweiz von 75% will sich Robin T. Alder aber nicht beklagen.

Trotzdem weist er darauf hin, dass die vier bis fünf übrigen schweizerischen Mitbewerber der Nischenbranche auf der Hut seien und sie «einander nichts schenken». Oftmals muss die Firma einen Spagat vollführen, um die erwünschte gute Qualität und gleichzeitig einen günstigen Preis bieten zu können, damit sie bei einer Ausschreibungen berücksichtigt wird.

Basketballanlagen für Private

Mittlerweile gehören auch zahlreiche Sportvereine und Privatpersonen zu den Kunden von Alder + Eisenhut. Wer sich schon immer einmal einen Schwebebalken, eine Basketballanlage oder ein Unihockeytor für den Hausgebrauch zulegen wollte, wird bei A+E mit grosser Wahrscheinlichkeit fündig. Entsprechend ist der Umsatz in diesen zwei Bereichen in den letzten Jahren um rund einen Fünftel gestiegen.

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Name: Alder + Eisenhut, Ebnat-Kappel SG

Gründung: 1891

Führung: Robin T. Alder

Umsatz: 20 Mio Fr.

Beschäftigte: 87

Produkte: Produktion, Handel und Montage von Turngeräten

Internet: www.alder-eisenhut.ch