Ihre bizarren Formen prägen das Antlitz unseres Planeten: Das Zeitalter der Hochhäuser hat geschlagen. Weltweit wurde nie mehr Geld in Wolkenkratzer investiert als in den letzten anderthalb Dekaden. Und mit der Bekanntgabe der Baupläne für den zweiten Roche-Tower in Basel ist klar, dass ein Schweizer Architekturbüro im Wettbewerb der Superlativen sein Revier behauptet: die berühmten Planer von Herzog & de Meuron, die seit 1978 ihr Büro in Basel betreiben.

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Damit überholen die Erbauer sich selbst. Wenn «Roche Bau 1» 2015 fertig steht, ist das Gebäude mit 175 Metern das höchste Gebäude der Schweiz.  Solange bis 2021 der zweite Turm zu Basel mit 205 Metern vollendet ist – falls alles nach Plan läuft.  Drei Milliarden Franken ist Pharmariese Roche das neue Forschungs- und Entwicklungszentrum wert, im Turm mit 50 Stockwerken sollen rund 1900 Mitarbeiter unterkommen, in einem zweiten Gebäude weitere 1700.

Basler Projekte längst nicht die grössten

Die Heimatprojekte von Herzog & de Meuron sind dabei längst nicht die grössten im Portfolio. Der internationale Durchbruch gelang dem Duo mit der Erweiterung der Tate Gallery in London Ende der 1990er-Jahre. Es folgten zahlreiche berühmte Bauten – zum Beispiel gigantische Sportstätten wie die Allianz-Arena in München oder das Olympia-Vogelnest in Peking, das gemeinsam mit dem viel beachteten Künstler Ai Wei Wei entstand.

Das Projekt für die Sommerspiele 2008 ist aber zugleich ein Beispiel für die Kritik, der sich die Architekten in den letzten Jahren vermehrt stellen mussten. Menschenrechtler klagten die Zusammenarbeit von Herzog & de Meuron mit der chinesischen Regierung an, während andererseits die Chinesen ihr Land als Experimentierfeld missbraucht sahen.

Skandalbau Elphilharmonie

Ein weiteres Projekt sorgte noch für viel lautere Buh-Rufe: der Skandalbau der Elbphilharmonie in Hamburg. Das Konzerthaus sollte eigentlich 77 Millionen Euro kosten und 2010 eingeweiht werden. Inzwischen ist die Eröffnung auf 2017 verschoben worden und die voraussichtlichen Kosten betragen unglaubliche 789 Millionen Euro. Wer am Fiasko schuld ist, soll ein Untersuchungsausschuss klären.

Auch in Basel lief für Herzog & de Meuron nicht immer alles glatt: Der erste Roche-Turm sollten ursprünglich ganz anders aussehen – als Doppelhelix war das Gebäude geplant. Das Vorhaben wurde 2008 beerdigt, weil die Kosten explodierten und die Struktur zu kompliziert war.

«Roche setzt langfristig auf Basel»

Immerhin vertraut die Konzernführung von Roche weiterhin auf das renommierte Büro. «Roche setzt langfristig auf die Schweiz und Basel als Konzernhauptsitz und gleichzeitig einen unserer weltweit wichtigsten Standorte», erklärte Konzernchef Severin Schwan heute bei der Vorstellung der Pläne für den Roche-Campus.

Die Worte zeigen das Ausmass  des Projektes für die Stadt: Die Pharmatempel werden das Stadtbild  dominieren. Und Herzog & de Meuron ist in der Stadt nicht nur für Roche tätig. Auch wenn das Unternehmen mittlerweile Zweigstellen in London, München, Barcelona, San Francisco und Tokio hat – der Showroom bleibt Basel. Und so ist ein weiteres Projekt die Erweiterung des Basler Stadtcasinos – und damit gestaltet Herzog & de Meuron den Barfüsserplatz um, den bekanntesten Platz in  der Basler Innenstadt.