Es gebe nichts zu sagen. «Nein, Rahel Blocher gibt gegenwärtig keine Auskünfte», sagt der Sprecher der Familie. Dabei steht das jüngste der vier Kinder Christoph Blochers derzeit mitten in einer heftigen und emotionsgeladenen Auseinandersetzung um die Zukunft der «Basler Zeitung». Sie ist Geschäftsführerin von Robinvest, dem Beratungsunternehmen also, welches das Traditionsblatt finanziell wieder auf Kurs bringen soll. Während in Basel jedoch die Wogen hochgehen, schweigt Rahel Blocher. Das Sekretariat von Vater Christoph Blocher blockt ebenfalls ab. Vater und Tochter hätten beschlossen, im Machtkampf um die «Basler Zeitung» nichts zu sagen.
Eine symptomatische Antwort. Denn im Gegensatz zu ihren Geschwistern Magdalena (Ems Chemie), Markus (Dottikon) und Miriam (Läckerli-Huus) weiss man von Rahel nichts. Fragt man bei ehemaligen Arbeitgebern und Weggefährten nach, stösst man auf eine Mauer des Schweigens. Man will sich nicht äussern, öffentlich schon gar nicht. Wer also ist Rahel Blocher?
Erste Schritte bei Clariant und Elma
Nach einem Studium an der Universität St. Gallen stieg Rahel Blocher zwischen 2004 und 2007 als Revisorin bei Clariant ins Berufsleben ein. Danach wechselte sie zum Elektronikhersteller Elma Electronic mit Sitz in Wetzikon ZH. Zunächst war sie im Controlling tätig und wurde aufgrund der «sehr guten Leistungen» zur Leiterin des Finanz- und Rechnungswesens ernannt. Zwischen Ende 2008 und Oktober 2009 sass sie als Finanzchefin in der Firmenleitung des Unternehmens. Ihr gelang es allerdings nicht, Elma aus den roten Zahlen zu hieven. Das Krisenjahr 2009 verschärfte die Probleme. Die Folge waren ein Verlust, ein schrumpfender Umsatz, ein Stellenabbau und eine höhere Nettoverschuldung.
Rahel Blochers Weggang bei Elma habe nichts mit der Firma zu tun, sagt ein damaliges Mitglied der Geschäftsleitung. Vielmehr habe sie aus eigenem Wunsch eine neue berufliche Herausforderung gesucht. Diese fand sie - bei ihrem Vater. Christoph Blocher gründete im Juni 2008, ein halbes Jahr nach seiner Abwahl aus dem Bundesrat, Robinvest. Ziel der Aktiengesellschaft ist es, Firmen in der Unternehmensführung und bei Finanzgeschäften zu beraten. Präsident des 100-prozentigen Familienunternehmens ist Blocher, einziges Verwaltungsratsmitglied seine jüngste Tochter Rahel. Nach ihrem Ausscheiden bei Elma wurde sie im November 2009 Geschäftsführerin von Robinvest und musste gleich Hand anlegen.
Blochers Consultingfirma hatte im August 2009 eine Mehrheitsbeteilung von 52 Prozent an der TV-Produktionsfirma Lobster Studios gekauft. Das Unternehmen wurde umgekrempelt und auf eine neue finanzielle Basis gestellt.
Mit dem gleichen Rezept
Eines der Opfer war der Geschäftsführer und Verwaltungsratspräsident Mario Aldrovandi, der Lobster Studios wegen «unterschiedlicher Vorstellungen über die Strategie des Unternehmens in der Geschäftsleitung und im Aktionariat» im April 2010 verliess. Zwei Monate später verkaufte Blochers Robinvest ihre Mehrheitsbeteiligung an sieben Mitarbeiter, darunter Geschäftsleiter André Eichholzer. Rahel Blocher liess sich wie folgt zitieren: «Lobster TV wurde saniert und ist heute gesund.»
Ein ähnliches Rezept erhofft sich die 33-Jährige nun in Basel. Doch der Gegenwind, der ihr ins Gesicht bläst, ist bitterkalt. Insider beschreiben das Agieren der Blocher-Tochter wenig schmeichelhaft. Sie wirke «gehemmt und blockiert». Es gebe Zweifel an ihrer Sozialkompetenz und ihrem Verständnis für die spezifischen Probleme des Verlagswesens.
Das ruhige Mandat
Energie auftanken kann Rahel Blocher mit einem weitaus ruhigeren Mandat. Vater Christoph hat vor einem Jahr die Stiftung Musikinsel Rheinau gegründet und mit 20 Millionen Franken dotiert. Die ehemalige Benediktinerabtei, die bis vor zehn Jahren eine psychiatrische Klinik war, soll mit Musik und Konzerten ein neues Leben erhalten. Vizepräsidentin ist Rahel Blocher, die sich bisher diskret im Hintergrund gehalten hat.
Das wird sie weiterhin tun. Denn seit 1. November 2010 ist der ehemalige Chef von Avenir Suisse, Thomas Held, Geschäftsführer der Stiftung Musikinsel Rheinau. Und Held ist keiner, der es lange im Hintergrund aushält.