Am 23. September 2011 musste alles ganz schnell gehen. An einer ausserordentlichen Generalversammlung beschlossen die Vermögensverwalter der GHP-Arbitrium-Gruppe an der Freigutstrasse in Zürich, dass Josef Dörig sofort aus seinen Verwaltungsratsmandaten der Gruppe zurücktritt. Kurz vorher, am 21. Juli 2011, wurde der Trustexperte und ehemalige Credit-Suisse-Kadermitarbeiter in den USA wegen Beihilfe des Steuerbetrugs angeklagt.

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Praktische Verbindungen

Der Schnitt war schmerzhaft. Nicht nur gründete Josef Dörig die GHP-Arbitrium-Gruppe mit, er war auch daran beteiligt. Und wie Recherchen von handelszeitung.ch zeigen, hatte er über seine Beteiligung nicht nur Zugriff auf eine exklusive Vermögensverwaltungs-Boutique in Zürich. Er hatte auch Zugriff auf eine Bank, die zwar nicht Schweizer Recht untersteht, aber Schweizer Werte in Gibraltar verkörpert - deren Wurzeln gehen aufs Jahr 1993 zurück.

Der Master Account

Als Dörig von seiner Ex-Bank Credit Suisse während der Steueraffäre 2008 nach jahrelanger Zusammenarbeit wie eine heisse Kartoffel fallen gelassen wurde, sass er plötzlich auf haufenweise Konti von US-Kunden mit Schwarzgeld, für die er in Extremis eine neue Bleibe suchen musste.

In dieser misslichen Lage wandte er sich an einen Kollegen, «Swiss Asset Manager #1». Der arbeitete bei einem Zürcher Vermögensverwalter, bei dem Dörig mit 5 Prozent beteiligt war und mit dem er schon früher in Trusts-Angelegenheiten für Nichtamerikaner zusammenarbeitete, wie es in den Gerichtsakten heisst. Zu jener Zeit sass Dörig seit 2007 im Verwaltungsrat der Zürcher GHP Arbitrium.

«Swiss Asset Manger #1» hatte eine Lösung für Dörigs Problem: Seine Firma sei mit 25 Prozent bei einer Bank mit Hauptsitz und Aktionsfeld Gibraltar beteiligt und halte dort einen «Master Account» in eigenem Namen, steht in den US-Akten weiter. Man könne darum ohne Probleme für Dörigs US-Kunden Sub-Konten eröffnen - mit der blossen Kundennummer, also das Gleiche wie damalige Schweizer Nummernkonti. Der Bank auf Gibraltar würden bloss die Nummern der Subaccounts mitgeteilt, aber keine Besitzverhältnisse.

«Schweizer Werte des Private Banking»

Die Bank auf Gibraltar heisst «Turicum Private Bank» und fühlt sich eng mit Zürich verbunden. Nicht nur, weil sie den lateinischen Namen der Zwinglistadt trägt. Offenbar waren die Beziehungen zwischen Turicum und der GHP Arbitrium eng, auch wenn man heute fast keine Hinweise auf solche Verbindungen mehr sieht.

Früher gab sich die Vorgängergesellschaft der GHP Arbitrum - die Arbitrium Finanz AG - ganz offiziell als «Partner» der Turicum aus. Verwaltungsräte der Arbitrium Finanz beziehungsweise der GHP Arbitrium sassen im «Board of Directors».

Heute sieht man die Verbindung noch in einigen Fonds. Die Bank auf dem Affenfelsen bewirbt sich heute mit «Schweizer Werten des Private Banking» und dem Bild des Matterhorns.

Ein Manager der GHP Arbitrium amtete früher als Turicum-Investmentmanager und wurde später deren CFO. Heute gibt er an, in den 90er-Jahren ein «Mandat zur Eröffnung und Verwaltung einer Privatbank in Gibraltar» erhalten zu haben. Die Wege sind auch sonst eher kurz: Turicums Schweizer Niederlassung logiert an der gleichen Strasse in der Stadt Zürich, wie die Vermögensprofis.

Nach Transfer im Verwaltungsrat

Zwischen 2008 und 2009 zügelte Dörig Schwarzgeldkonten im Wert von gegen 130 Millionen Dollar von 55 Amerikanern vom Credit-Suisse-Umfeld auf den Affenfelsen. Laut den Gerichtsakten wussten die Vermögensverwalter von diesen Schwarzgeldtransaktionen. Die übertragenen Millionen hätten 13 Prozent des verwalteten Vermögens Turicums ausgemacht. Die verwalteten Assets von Turicum hatten demnach einen Wert von rund einer Milliarde Dollar.

Das neue Vermögen spiegelte sich bald auch im Gefüge der Bank wider: Ende 2009 wurde Dörig von einer «Holding Company» zum Direktor der Turicum in Gibraltar ernannt, steht in den Gerichtsakten. Diese «Holding Company» besass wie Dörig auch einen Anteil beim Zürcher Vermögensverwalter.

Akten, die handelszeitung.ch vorliegen, zeigen, dass die Arbitrium Holding AG heute gegen aussen als zweitgrösste Aktionärin der Turicum Private Bank fungiert - einen der grössten Anteile hält der Schweizer Rechtsanwalt Raymond Bisang gegen aussen.

Wenn er auf Gibraltar den Erfolg seines Instituts feiert, kann er auf die Gunst der obersten Politiker zählen. So wie im letzten Jahr während des 20-Jahr-Jubiläums der Bank, als ihm der sozialistische Premierminister Fabian Picardo hofierte.

Erst im März 2011 erkundigte sich Turicum offenbar nach den Inhabern der Konten und im darauffolgenden Monat erwähnte Dörig gegenüber der Bank, dass es sich um US-Bürger handelte. Sechs Tage nach der Anklage in den USA trat Dörig am 27. Juli 2011 aus der Turicum Private Bank aus - das zeigen Akten, die handelszeitung.ch vorliegen.

Gestreift von Madoff und einem Griechen

Die Turicum tauchte auch im Madoff-Betrug auf. 2009 berichtete die «Sonntagszeitung», dass man mit 29 Millionen Euro bei Madoff exponiert gewesen sei. Ein weiterer Kopf von Turicum war Hermann «Herry» Wolfgang Schäfer. Er war nicht nur Verwaltungsrat der GHP Arbitrium-Vorgängerfirma Arbitrium Finanz AG sondern auch VR-Präsident der Treuhandfirma Centrapriv in Zürich (heute umbenannt in Vistra). Die Centrapriv gehörte über eine Holding zu 100 Prozent der UBS. VR-Präsident dieser Holding: «Herry» Schäfer.

Recherchen der «Handelszeitung» zeigten 2012, dass auch GHP Arbitrium nicht immer ein goldenes Händchen in der Kundenakquise hatte. So waren die Zürcher Vermögensverwalter für einen dubiosen Kunden aus Griechenland tätig: Lavrentis Lavrentiadis. Auf Betreiben der Bundesanwaltschaft wurden vorsorglich 3 Konti mit 160 Millionen Euro blockiert, der Verdacht lautete auf Geldwäscherei. Lavrentiadis soll den Fiskus in Athen um Hunderte Millionen betrogen haben.

Der Biobauer in Rumänien

GHP Arbitrium wurde vom Ex-Credit-Suisse-Banker Theo Häni ins Leben gerufen. Mit der Firma hat er heute offiziell nichts mehr zu tun und lebt als Biobauer in Rumänien. Mit Josef Dörig aber ist er bis heute geschäftlich verbunden: In der Zuger GHP Beteiligungen AG.

Josef Dörig wollte sich gegenüber handelszeitung.ch nicht äussern. GHP Arbitrium sagte auf Anfrage: «GHP Arbitrium AG war zu keinem Zeitpunkt Gesellschafter/Aktionär der Turicum Private Bank.»

Formell mag das stimmen. Doch Akten, die handelszeitung.ch vorliegen, zeigen, dass GHP Arbitrium als «Untergesellschaft» der Arbitrium Beteiligungen AG fungierte. Diese wiederum hatte die Arbitrium Holding AG als Grossaktionärin. Und diese Holding ist bis heute bei Turicum massiv beteiligt. Turicum Private Bank reagierte auf Anfragen nicht.