In Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen hat der weltweit wohl erste Supermarkt eröffnet, der ausschliesslich abgelaufene, aber geniessbare Lebensmittel verkauft. Die Produkte werden bei Wefood rund 30 bis 50 Prozent günstiger angeboten als in regulären Geschäften, teilt der Detailhändler mit. Verkauft werden auch Waren mit beschädigter Verpackung, die sonst auf dem Müll landen würden. Im Sortiment: Obst, Gemüse und andere Lebensmittel ebenso wie Kosmetik- und Haushaltsprodukte.
Hinter dem Markt steht die dänische Nichtregierungsorganisation Folkekirkens Nodhjaelp. Wefood sei wohl der erste Supermarkt seiner Art weltweit und richte sich nicht nur an Käufer mit kleinem Portemonnaie, sondern an jeden, der sich um die grosse Menge an weggeworfenen Lebensmitteln in Dänemark sorge, sagte Projektleiter Per Bjerre. Sowohl Dänemarks Prinzessin Marie als auch Eva Kjer Hansen, Ministerin für Ernährung und Umwelt, waren zur Eröffnung gekommen.
Sensilbilisierung in Dänemark gross
Ein Supermarkt wie Wefood mache viel Sinn und sei ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die Verschwendung von Essen, so die Ministerin. Das Ziel von Weefood ist, die Menge an weggeworfenen Lebensmitteln von 700’000 Tonnen in Dänemark pro Jahr zu reduzieren.
Das Thema ist in dem nordeuropäischen Land seit Jahren auf der Agenda, die Sensibilisierung wächst: Laut der Wirtschaftszeitung «Dansk Handelsblad» haben mittlerweile alle Supermarktketten in Dänemark eine Strategie zur Senkung von Lebensmittelmüll. So konnte die Menge an Essensabfällen von 2010 bis 2015 um 25 Prozent gesenkt werden. Damit sei Dänemark vor Grossbritannien an der Spitze innerhalb der Europäischen Union.
Schweizer werfen 2,3 Millionen Tonnen jährlich weg
Eine Studie des Bundes kam vor zwei Jahren zu dem Ergebnis, dass in der Schweiz ein Drittel aller Lebensmittel auf dem Müll landet. Die Privathaushalte werfen demnach jährlich rund 250'000 Tonnen weg. Zusammen mit den Abfällen von Industrie, Landwirtschaft und Gastronomie werden hierzulande demnach 2,3 Millionen Tonnen Nahrungsmittel verschwendet.
Dennoch steht das Thema beim Bund offenbar nicht sehr weit oben auf der Agenda: Eigentlich wollte das Bundesamt für Umwelt in diesem Jahr eine Kampagne zum Thema Food-Waste lancieren. Doch im vergangenen Sommer blies man das Projekt ab, wie der «Tages-Anzeiger» berichtete. Angesichts der angespannten Finanzlage des Bundes stünden die erforderlichen Mittel für die Sensibilisierungskampagne nicht zur Verfügung, so die Erklärung.
Backwaren vom Vortag in Zürich
Immerhin: Auch ohne Unterstützung des Bundes gibt es in der Schweiz erfolgreiche Initiativen: So bietet etwa die Äss-Bar aus dem Zürcher Niederdorf in Zusammenarbeit mit verschiedenen Bäckereien in speziellen Verkaufsstellen Backwaren und Patisserie vom Vortag zu vergünstigten Preisen an.