Vergangene Woche legte auch die Schweizer Polizei los. Es wurden 20 Büros und Wohnungen in sieben Kantonen untersucht - auch bei der Bank J. Safra Sarasin. Die Fahnder forschten nach Beweisen für einen vermuteten Steuerbetrug. Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt in diesem Fall schon länger gegen mehr als 30 Beschuldigte. Die Delikstumme: 462 Millionen Euro.
Eine der dreissig Personen ist Eric Sarasin. Nun gibt er alle seine Ämter bei der Bank, die den Namen seiner Familie trägt, ab. Er weise «die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen mit aller Entschiedenheit zurück und wolle sich unbelastet von anderen Verpflichtungen seiner eigenen Verteidigung widmen», erklärte er in einer Medienmitteilung der Bank. Sarasin habe sich darum entschieden, von seiner Position als stellvertretendem Chef und als Mitglied der Geschäftsleitung der Bank zurück zu treten.
«Mit Bedauern angenommen»
Man haben den «Rücktritt mit Bedauern angenommen und dankt Eric Sarasin für sein Engagement und die Leistungen während der langjährigen Zusammenarbeit», schreibt die Bank Bank J. Safra Sarasin weiter.
Eric Sarasin war während 26 Jahren in der Bank tätig, seit 1994 als Teilhaber der damaligen Bank Sarasin & Cie. Die Bank gehört seit 2012 mehrheitlich der brasilianischen Safra Gruppe und nennt sich seither J.Safra Sarasin.
In der Vergangenheit wurden immer wieder Details aus den Ermittlungen der deutschen Justiz bekannt, die von Ex-AWD-Chef Carsten Maschmeyer ausgelöst wurden.
Der Rücktritt Sarasins geht auf Probleme mit so genannten Cum-Ex-Deals zurück. Mit dem schnellen Kauf und Verkauf von Aktien sollen Banken und Kapitalanlagefonds den deutschen Fiskus um Milliarden gebracht haben. Dabei hätten Banken und Fonds, so der Verdacht, beim Aktienhandel mit (Cum) oder ohne (Ex) Dividende sich eine nur einmal bezahlte Kapitalertragssteuer mehrmals vom Fiskus erstatten lassen.
Hohe Provisionen
Insgesamt sprechen die deutschen Ermittler von sechs Bereichen, in denen auch sechs US-Pensionsfonds eine wichtige Rolle spielen. Die Fonds waren als Begünstigte der Steuern geplant.
Als eigenen Komplex nennen die Ermittler den Betrug zum Nachteil der Kapitalanleger. Es gebe Anhaltspunkte, dass die Initiatoren bei jeder Transaktion hohe Provisionen erhielten, «mit denen das Kundenkapital nahezu aufgebraucht wurde», so das Portal Juve. Daneben geht es um den sogenannten «Komplex Erpressung». Einer der Beschuldigten stehe unter dem Verdacht, unter dem Pseudonym «Jürgen Schmidt» 1,5 Millionen Euro erpresst zu haben. Der Erpresser habe gedroht, im Falle der Nichtzahlung Details der Geschäfte gegenüber dem deutschen Fiskus offenzulegen und Kundennamen zu verraten.
«Wir Investoren hatten keine Ahnung»
Mit dem ehemaligen Geschäftsfreund Maschmeyer verkrachte sich Sarasin. So wurden etwa E-Mails und SMS bekannt, die Sarasin mit dem Ex-AWD-Inhaber Carsten Maschmeyer austauschte. Er klagt gegen die Schweizer Bank und tat dies medienwirksam kund. «Wir Investoren hatten keine Ahnung, dass die Bank das Geld für Steuertricks eingesetzt hat», so der Milliardär einmal im Interview mit handelszeitung.ch.