Die Fussball-WM 2006 war Deutschlands Sommermärchen und die Nationalmannschaft aufgrund der guten Laune Weltmeister der Herzen. Jetzt fällt ein tiefer Schatten über die Jubel-Weltmeisterschaft: Nach Informationen des «Spiegel» war die Vergabe nach Deutschland erkauft.
Der Deal berührt ausserdem noch die Schweiz – das Bewerbungskomitee hatte laut dem Magazin eine schwarze Kasse eingerichtet. Der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus soll diese im Jahr 2000 mit 10,3 Millionen Schweizer Franken aus seinem Vermögen gefüllt haben – damals 13 Millionen Mark.
Beckenbauer soll davon gewusst haben
Von dem Konto wussten demnach der Chef des Bewerbungskomitees, Franz Beckenbauer. Und Wolfgang Niersbach, Chef des Deutschen Fussballbundes DFB, hatte offenbar spätestens seit 2005 davon Kenntnis.
2004 soll Louis-Dreyfus Geld dann zurückgefordert haben, nunmehr 6,7 Millionen Euro. Dabei floss das Schwarzgeld den Informationen des «Spiegel» zufolge über ein Konto der Fifa in Zürich. Diese sollte es an Louis-Dreyfus überweisen. Tatsächlich aber wurde das Geld wohl eingesetzt, um sich die vier Stimmen der asiatischen Vertreter im 24-köpfigen Fifa-Exekutivkomitee zu sichern.
DFB rätselt über 6,7 Millionen Euro
Beckenbauer und Niersbach äusserten sich bisher nicht. Der DFB widerspricht der Darstellung. Er lässt über ihren Anwalt Christian Schertz feststellen, der «Spiegel» bleibe den Beweis für den Stimmenkauf schuldig. Die Buchprüfer des DFB hatten heute erklärt: «Im Rahmen seiner Prüfungen hat der DFB keinerlei Hinweise auf Unregelmässigkeiten gefunden. Ebenso wenig haben sich irgendwelche Anhaltspunkte dafür ergeben, dass Stimmen von Delegierten im Zuge des Bewerbungsverfahrens gekauft wurden.»
Allerdings steht auch der Verband vor einem Rätsel darüber, wo die 6,7 Millionen Euro geblieben sind. Konkret hat der DFB heute mitgeteilt, dass man bei internen Prüfungen eine Zahlung aus dem Jahr 2005 in der Höhe von 6,7 Millionen vorfand, die an die Fifa fürs Kulturprogramm überwiesen wurde, aber offenbar nicht an den richtigen Bestimmungsort gelangte.
Auch der Weltfussballverband will nun die Vergabe der WM 2006 untersuchen. Das teilte die Fifa laut «Tagesanzeiger» am Abend mit.