Still und leise haben die Rivella-Macher ihrem grünen Getränk eine neue Rezeptur verpasst. Auch das Äussere des Grüntee-Gebräus wurde angepasst. Die Flasche ist nun grün statt braun, die Etiketten sind entschlackt und heller geworden. Warum ändert das Familienunternehmen ein Produkt, das einst als hoch erfolgreiche Erweiterung der Produktpalette galt?

Vor weniger als einem Jahr lancierte Rivella die neue Sublinie Cliq. Das Aargauer Unternehmen versprach «ein völlig neues Trinkerlebnis». Mit der Sortimentserweiterung biete man den Konsumenten noch mehr Abwechslung. Die zwei neuen Sorten Pfirsich und Rhabarber sei ein Erfolg, erklärt Rivella-Sprecherin Monika Christener. «Es ist uns gelungen, neue Konsumenten anzusprechen, die Marke zu verjüngen und unsere Innovationsquote massgeblich zu erhöhen.» Was das in Zahlen bedeutet, will Rivella nicht bekanntgeben. Zahlen zu einzelnen Produkten würden grundsätzlich nicht kommuniziert.

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«Erwartungen deutlich übertroffen»

Rivella Cliq habe die Erwartungen deutlich übertroffen, erklärte auch Firmenchef Erland Brügger schon im Herbst. Doch welche Auswirkung hatten die neuen Sorten auf Rivella Grün? Hat Rivella sein Produkt, für das einst Stars wie Boris Becker oder Polo Hofer warben,  durch die neuen Sorten kannibalisiert?

Klar ist  dass die Grüntee-Version in einigen Kühlregalen durch Rivella Cliq ersetzt worden ist. Obwohl Rivella Grün mit seiner geschmacklichen Differenzierung andere Konsumenten anspreche als Cliq, seien nicht alle Händler bereit gewesen, fünf verschiedene Rivella-Sorten in der Distribution zu halten, erklärt Christener. «Weil Rivella Rot und Blau von der Nachfrage her klar gesetzt sind, hat in der Folge jeder Kunde seine Entscheide getroffen, welche Sorten er anbieten will.»

Neue Chance für Rivella Grün

Vor genau dieser Entscheidung stand beispielsweise Alimentana, die Betreiberin der Aperto-Läden an Bahnhöfen und Tankstellen. Aufgrund der beschränkten Platzverhältnisse habe man sich zwischen Rivella Cliq und Rivella Grün entscheiden müssen, sagt Direktor Andreas Hofer. «Und Rivella Cliq hat sich eigentlich gut etabliert.» Rivella Grün flog aus den Regalen.

Nach der Änderung des Rezepts wolle man Rivella Grün aber nochmals eine Chance geben, so Hofer. «Wir werden die Sorte im Rahmen unseres Monatskonzepts vorübergehend wieder ins Sortiment nehmen.» Danach soll analysiert werden, ob das neue Rivella Grün bei den Aperto-Kunden ankommt oder ob es für immer draussen bleiben muss.

Platzgründe auch bei M-Express

Auch diverse Restaurants haben Rivella Grün verbannt. Etwas anders sieht es beim grössten Schweizer Detailhändler aus. Die Migros hat alle fünf Rivella-Geschmäcker im Sortiment. In den drei M-Express Shops im Raum Zürich dagegen sei Rivella Grün aus Platzgründen durch Rivella Cliq ersetzt worden, bestätigt eine Sprecherin.

Es ist offensichtlich, dass Rivella Grün einen Schub gebrauchen kann. 15 Jahre nach der Einführung gehöre die Sorte zu den 15 meistverkauften Erfrischungsgetränken in der Schweiz, sagt das Unternehmen. Darauf ausruhen könne man sich aber nicht: «Damit Rivella Grün auch zukünftig diese Stellung halten kann, erhält es eine Auffrischung sowie eine Rezeptanpassung.»

Bekanntheitsgrad von 98 Prozent

Rivella Grün wurde 1999 auf Anregung eines japanischen Bekannten von Firmengründer Robert Barth lanciert. Eine erste Rezepturanpassung des Grüntee-Rivellas gab es bereits 2007, damals wurde die Zuckermenge reduziert. Die Sorte galt bisher als Erfolgsgeschichte, ganz im Gegensatz zum laktosefreien Rivella Gelb, welches in der Schweiz trotz millionenteurer Werbekampagne wegen mangelnder Nachfrage nach wenigen Jahren wieder gestoppt werden musste.

Rivella ist das Schweizer Nationalgetränk schlechthin. Mit einem Bekanntheitsgrad von 98 Prozent ist das Milchserum-Getränk eine der beliebtesten und stärksten Marken des Landes. Im Jahr 2013 wurden 103,6 Millionen Liter Rivella abgesetzt, davon 79,8 Millionen Liter in der Schweiz. Im Bereich der Süssgetränke lag Rivella mit einem umsatzmässigen Marktanteil von gut 15 Prozent hinter Coca-Cola auf Platz zwei.

In Holland etabliert

Nicht wirklich gelungen sind dagegen zahlreiche Versuche, ins Ausland zu expandieren. Gescheitert ist Rivella beispielsweise in Japan, in Grossbritannien und in den USA. In Deutschland ist Rivella zwar in vielen Läden erhältlich, fristet aber seit Jahren ein Nischendasein. Ausserhalb der Schweiz hat sich Rivella bisher nur in den Niederlanden wirklich dauerhaft etabliert.

Mit diesem Spot wollte Rivella in Japan Fuss fassen: