Im Skandal um unerlaubt veröffentlichten Nacktfotos von Prominenten geht es nun Google an den Kragen. Der Hollywood-Anwalt Marty Singer droht dem Suchmaschinendienst Google mit einer Klage von 100 Millionen Dollar (76 Millionen Franken), wenn der Suchmaschinendienst die Bilder nicht unverzüglich von seiner Seite löscht.
Ende August hatte ein Hacker rund 200 Nacktbilder von Stars wie Jennifer Lawrence, Kate Upton, Amber Heard und Rihanna ins Netz gestellt. Die Fotos stammen offenbar aus Apples iCloud, deren Passwörter der Hacker geknackt hatte. Knapp fünf Wochen später geistern die Bilder noch immer durchs Netz und sind dank Google leicht zu finden.
«Millionen an Werbegeldern auf Kosten der Betroffenen»
Staranwalt Singer forderte die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin sowie den Google-Chef Eric Schmidt nun in einem Brief auf, die Links unverzüglich zu löschen. Andernfalls werde er die Millionen-Klage einreichen. Das berichtet die «New York Post», die am Donnerstag exklusiv aus dem Brief zitiert.
Singer beschuldigt Google demnach, mit den Nacktbildern «Millionen an Werbegeldern auf Kosten der betroffenen Frauen« zu verdienen. Der Konzern verhalte sich «offenkundig unethisch». Google sei sich bewusst, dass es sich bei den Bildern «um gestohlenes Eigentum handelt, private und vertrauliche Fotos und Videos, die illegal von perversen Räubern ins Netz gestellt wurden, die die Persönlichkeitsrechte der Opfer verletzen.» Trotzdem habe Google kaum etwas unternommen, die Opfer zu schützen.
444 Links sollen entfernt werden
Laut «New York Post» vertritt Singer über ein Dutzend Hollywood-Stars. Der Anwalt behauptet, Google schon Anfang September schriftlich aufgefordert zu haben, die Verlinkungen zu den Bildern zu entfernen. Ebenso sollte Google die Bilder auf den konzerneigenen Seiten BlogSpot und Youtube löschen.
Singer ist nicht der Einzige, der Google aufgefordert hat, die Fotos verschwinden zu lassen. Der Baseball-Spieler Jason Verlander hatte Google vor drei Wochen gebeten, die Nacktbilder seiner Freundin Kate Upton zu entfernen. Einem Bericht des Datenschutz-Blogs «Torrent Freak» zufolge hat Verlander 444 Links aufgelistet, die die Suchmaschine entfernen sollte. Der Konzern habe aber nur einen Teil der Verlinkungen verschwinden lassen, andere dagegen bewusst belassen.
Google immer wieder in die Kritik
Google gerät immer wieder in die Kritik, illegale Inhalte auf seinen Seiten zu tolerieren. Das Unternehmen verteidigt sich gern damit, es habe keinen Einfluss darauf, welche Inhalte der Suchalgorithmus generiere. Für Betroffene ist es sehr schwer, falsche Informationen oder die Persönlichkeitsrechte verletzende Fotos aus dem Netz zu entfernen.
Der einstige Formel-1-Manager Max Mosley versucht beispielsweise seit Jahren Bilder einer Sadomaso-Sexparty löschen zu lassen. In Deutschland und Frankreich hat er entsprechende Gerichtsverfahren gegen Google schon gewonnen, eine Klage in Grossbritannien läuft noch.
«Recht auf Vergessen»
Einer der Probleme ist, dass man nach heutiger Rechtslage Google in jedem Land einzeln rechtlich belangen muss. Was bei google.de verschwunden ist, kann bei google.com weiter auftauchen. Zumindest in Europa sind dem Konzern nun strengere Regeln auferlegt.
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte im Mai geurteilt, dass Privatleute ein «Recht auf Vergessen» im Internet haben. Daher müssen Suchmaschinenbetreiber nun auf Antrag Links aus ihren Suchergebnissen streichen, wenn Angaben auf den verlinkten Seiten die Persönlichkeitsrechte von Betroffenen verletzen.
Dieser Artikel ist zuerst We erschienen.