Jelmoli-Chef Franco Savastano ist aus dem Häuschen: «Das ist ein wichtiger Tag in unserer über 180-jährigen Geschichte.» Er hat heute angekündigt, am Flughafen Zürich drei neue Standorte mit total gegen 2800 Quadratmetern Fläche zu eröffnen.
Der spannendste der drei Läden soll im Herbst 2019 im Airport Center an den Start gehen. «Wir planen einen Digital Concept Store», sagt Savastano. «Er wird für die Schweiz einzigartig sein.» Konkret bedeutet das, dass Jelmoli einen begehbaren Online-Shop realisieren will. Obwohl er bloss rund 200 Quadratmeter gross wird, soll er das komplette Sortiment des über 30'000 Quadratmeter grossen Warenhauses an der Bahnhofstrasse anbieten – virtuell. «Wir wollen das Shopping-Erlebnis, dass wir unseren Kunden im Warenhaus bieten, in die Online-Welt übersetzen», so Savastano.
Lieferung in 15 bis 20 Minuten
Auf grossen Touchscreens werden sich die Kunden im Konzeptladen durch die Sortimente und Markenwelten wählen und Artikel bestellen können. Ein Teil des Sortiments wird dabei sofort verfügbar sein: «Wir wollen Click&Collect, aber live. In 15 bis 20 Minuten», verspricht Savastano. Für die anderen Artikel verspricht der Jelmoli-Chef ebenfalls eine schnelle Lieferung. «Wir denken aber auch darüber nach, den Kunden die Einkäufe nach ihren Ferien zu liefern – zum Beispiel direkt in den Kofferraum im Parkhaus am Flughafen.»
Neben dem neuartigen Online-Offline-Shop plant Jelmoli im Flughafen-Grossprojekt «The Circle» einen Laden, der hochwertige Sportartikel sowie Damen- und Herrenmode verkaufen wird. Schliesslich wird Jelmoli im Airside Center, das nur für Flugpassagiere zugänglich ist, einen Shop für vier Luxus- und Premium-Marken (Ermenegildo Zegna, Brunello Cucinelli, Moncler und Etro) eröffnen. Diese Brands nehme Jelmoli nächstes Jahr auch an der Bahnhofstrasse ins Sortiment auf. «Die drei neuen Läden werden absolute Retail-Hotspots in der Schweiz sein», ist Savastano überzeugt.
Jelmolis Expansion an den Flughafen ist auch eine Reaktion auf sinkende Umsätze im stationären Handel. Selbst an der Top-Einkaufsmeile Bahnhofstrasse können Händler dem Strukturwandel in Richtung E-Commerce nicht entgehen. Die Bäume wachsen nicht mehr in den Himmel. Allerdings schlägt sich Jelmoli im Vergleich zur Konkurrenz wacker. Seit 2009 ist der eigene Umsatz des Warenhauses leicht auf rund 150 Millionen Franken zurück gegangen. Mit den Mietern zusammen stagniert Jelmoli bei rund 260 Millionen Franken. Beide Zahlen sind Schätzungen, Details gibt Jelmoli nicht bekannt.
Sieben Tage die Woche
Für René Zahnd, Chef der Jelmoli-Muttergesellschaft Swiss Prime Site, ist die Präsenz am Flughafen von strategischer Bedeutung: «Wir wollten unser Retail-Geschäft mit Jelmoli schon länger ausbauen», sagt er. «Aber nicht in Genf oder Lausanne. Wir wollten immer unsere Präsenz in Zürich stärken.» Das sei mit den drei Standorten am Flughafen nun möglich. Weitere Läden seien aber nicht in der Pipeline: «Zumindest für die nächsten fünf Jahre würde ich das als Einmal-Ausbau bezeichnen», sagt Zahnd.
Am Flughafen präsent zu sein, sei nicht nur wegen den deutlich über 100'000 Personen, die dort jeden Tag ein- und ausgehen, wichtig. «Fantastisch ist auch, dass wir die Verkaufsflächen sieben Tage die Woche bespielen können», so Zahnd. «Das würden wir an der Bahnhofstrasse auch gern.» Manchmal sei er deswegen «neidisch» auf den Flughafen oder die SBB.
Swiss Prime Site ist eine der grossen Immobiliengesellschaften der Schweiz. Zum Portfolio gehören Gebäude mit einem Wert von fast 10 Milliarden Franken. Allein das Warenhaus Jelmoli an der Bahnhofstrasse bewertet die Gesellschaft mit 808 Millionen Franken. Zu Swiss Prime Site gehört eine ganze Reihe von sogenannten «Trophy-Gebäuden» – etwa der Prime Tower in Zürich, der Messeturm in Basel oder das Zürcher Einkaufszentrum Sihlcity. Zum Unternehmen gehören auch diverse Firmen, die Alters- und Pflegeheim betreiben.
Flughafen sieht sich auf Kurs
Dass Jelmoli Mieter wird im Grossprojekt «The Circle» ist für den Flughafen von grosser Bedeutung. Denn noch hat es gut Platz für weitere. «Die Flächen sind insgesamt zur Hälfte vermietet», sagt Flughafen-Kommerzchef Stefan Gross. Das sei drei Jahre vor der geplanten Eröffnung ein guter Wert, findet er. Man sei auf Kurs. Einzig bei den Büroflächen laufe die Vermietung derzeit schleppend. «Es gibt ein Überangebot. Der Markt ist anspruchsvoll», sagt Gross. Allerdings erwartet er in nächster Zeit eine «Dynamisierung».
«The Circle» vermarktet sich ohnehin nicht primär als Bürostandort, sondern als urbanes Viertel – mit eigenem Flughafen. Gross will grosse internationale Markenartikel-Hersteller gewinnen, die sich in sogenannten «Brand houses» präsentieren. Inklusive Jelmoli sind aktuell 9 von 25 solcher Häuser vermietet – an die Swatch Group, das Modehaus Grieder, den Dufy-free-Spezialisten Dufry und das Caviar House.
Daneben wird auch der Universitätsspital Zürich im «Circle» sein. Die US-Hotelkette Hyatt wird dort zwei Hotels betreiben.