«Nur Bares ist Wahres» ist eine Wahrheit von Gestern. Zurzeit buhlen in der Schweiz ein Dutzend Geldersatzstoffe um die Gunst der Konsumenten. Zuletzt kündigten die Rivalen Paymit und Twint an, unter dem Namen Twint zusammenzukommen. Wenn die grossen internationalen Zahlungsanbieter wie Google, Apple, und Samsung im Schweizer Markt auftauchen, wird die Zahl noch grösser werden.

Dies dürfte bald der Fall sein: Ende Februar hatte Apple die Marke Apple Pay in der Schweiz registrieren lassen. Gestern meldete finews.ch dann, Apple Pay solle bereits am 13. Juni in der Schweiz starten.

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Kampf um Gebühren, Rabatte und Daten

Lautete im Bargeldzeitalter das simple System noch: «Gibst du mir Geld, kriegst du Ware», geht es heute um mehr: «Ich hätte da was zu verkaufen. Ich möchte sicher sein, dass ich dafür auch irgendwann Geld kriege, ohne viel Gebühren bezahlen zu müssen. Wenn du mir noch persönliche Daten lieferst, die ich später vielleicht verkaufen kann, kriegst du sogar noch einen Rabatt», meint der Anbieter. Während der Käufer erwidert: «Ich will zwar zahlen, will aber meine Kreditkartennummer nicht auswendig lernen und möchte natürlich möglichst viele Rabattpunkte bei meinem Bonussystem verdienen.»

Gleichzeitig sind auch die Ansprüche gewachsen. Man möchte mit seinem «Zahldings» jederzeit Bargeld mit wenig Gebühr beziehen können, seinen Freunden per E-Mail oder App direkt Geld überweisen und vor allem auch sicher sein, dass man nicht für Betrügereien geradestehen muss, wenn Kreditkarte oder Handy geklaut werden. Irgendwo dazwischen stehen Buchalter und Geldwäscheverhinderer, die genau wissen wollen, wer was wann bezahlt hat und Gewissheit verlangen, dass dabei nicht irgendwie gemogelt wurde.

Plastikkarten bleiben

Als Konsument kann man aber vorläufig auch alle neuen Trends ignorieren und weiterhin auf Plastikkarten setzen. Denn die modernen Karten mit goldfarbigem Chip sind recht sicher. Immer mehr Plastikkarten lassen sich ferner auch berührungsfrei nutzen. In der Karte ist ein kleiner NFC-Funkchip, der die Kartendaten übermittelt, sobald diese auf ein Zahlterminal aufgelegt wird. Die Eingabe eines PIN-Codes ist dann nur noch bei grösseren Transaktionen nötig.

Plastikkarten sind weiterhin auch der bequemste Weg, um an Bargeld zu kommen. Dabei sollte man aber vor allem bei Auslandsreisen die Spesen vorgängig abklären. Wer beispielsweise auf einer indonesischen Insel eine Million Rupien Bares will (entspricht rund 75 Franken), bezahlt dafür je nach Automat, Karte und Konto zwischen 0 und 10 Franken Gebühren.

Handy und Cloud als Kartenfresser

Seit Jahren wird daran gewerkelt, dass mehrere Plastikkarten auf dem Handy in einer digitalen Geldbörse (Wallet) abgelegt werden. Beim Zahlen entscheidet man dann einfach, welche Karte man verwendet. Je nach Kartenanbieter und Bank gibt es dafür aber so viele verschiedene Lösungen, dass sich bisher keine Lösung als Standard durchsetzen konnte.

Die Wallets von Google und Apple, die sich im Ausland grosser Beliebtheit erfreuen, lassen sich in der Schweiz noch nicht nutzen. Neuster Trend ist, dass die Kreditkartendaten nicht mehr auf dem Handy, sondern in der Cloud abgelegt werden. Dann lässt sich mit jedem Gerät, das sich mit dem Internet verbinden kann, zahlen. Futuristische Zahlgeräte wie Smartwatch und Schmuckstücke lassen sich so einfach nutzen. An der kommenden Olympiade sollen erste Sportler so mit einem Fingerring zahlen können.

Bluetooth und QR-Codes

Eine weitere Alternative sind die oben erwähnten Handy-Zahlapps wie Twint und Paymit. Auch Migros hat inzwischen eine eigene Zahl-App lanciert. Dabei erfolgt die Abrechnung entweder via Kreditkarte oder direkt über das Bank- oder Postkonto. Twint lässt sich sogar via Bargeld und Gutschein aufladen.

Der Zahlvorgang wird im Laden drahtlos per Bluetooth oder mittels eines auf dem Handy angezeigten Punktecodes (QR) übertragen. Die Nutzer von Twint können sich auch direkt in der App Geld überweisen. Mit der Fusion von Twint und Paymit in eine App, soll dem Konsumenten die Wahl einfacher gemacht werden.

Shoppen mit Augenzwinkern

Wie wir morgen bezahlen, ist aber auch davon abhängig, wie wir morgen shoppen. Kauft man im Internet via PC ein, muss man meist Kreditkartendaten eintippen. Alternativ lassen sich aber auch einfachere und bewährte Zahlsysteme wie Paypal oder das anonym verwendbare Paysafecard verwenden. Shoppt man via Handy, lassen sich bestenfalls Zahl- oder Kreditkartenapps mittels direkt aus dem Shop mit einem Fingertippen aktivieren.

In Zukunft werden wir aber vielleicht VR-Brillen aufsetzen und durch virtuelle Läden wandern. Futuristen träumen davon, dass wir dann mit einfachem Augenzwinkern kaufen und ein Scan unserer Netzhaut dafür sorgt, dass wir zuverlässig identifiziert werden.

(sda/cfr)