Ob Caffè Latte, Caffè Mocha, Caramel Frappuccino oder Chai Tea Latte: Das Geschäftsmodell von Starbucks funktioniert. Der Verkauf des schwarzen Muntermachers und das Angebot von gemütlichen Leseecken und familiärem Ambiente spült Milliarden in die Kassen des amerikanischen Konzerns. Allein im vergangenen Geschäftsjahr setzte Starbucks weltweit 13,3 Milliarden Dollar um. 

Nicht nur im Marketing ist die Kaffeehauskette Weltspitze; die Disziplin der Steueroptimierung beherrscht sie ebenfalls besser als alle anderen. Starbucks entwickelte ein ausgeklügeltes System, mit dem sie in den Ländern, in denen sie Filialen unterhält, kaum Steuern zahlen muss.

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Deswegen geriet Starbucks in Grossbritannien unter Beschuss: Trotz eines Umsatzanstiegs von 4 Prozent auf umgerechnet 592 Millionen Franken resultierten 2012 unter dem Strich rote Zahlen. Die Amerikaner zahlten damit im Königreich zum 15. Mal in Serie keine Steuern.

Nun zeigen Recherchen von handelszeitung.ch: Starbucks wendet die umstrittene Steueroptimierung in der Schweiz ebenfalls an.

Starbucks setzt das Steuersystem in der Schweiz um

Die Steuerauszüge der Starbucks Coffee Switzerland in Volketswil ZH offenbaren Erstaunliches. Die Landesgesellschaft, die für die Verwaltung der 52 Schweizer Filialen und 700 Mitarbeitende zuständig ist, deklarierte für die Jahre 2008, 2009 und 2010 ein Einkommen von null Franken (siehe Bildergalerie).

Immerhin: Ganz leer ging die Sitzgemeinde nicht aus. Weil die Starbucks Coffee Switzerland ein Vermögen von 6,3 (2008), 6,4 (2009) und 7,4 Millionen Franken (2010) auswies, zahlte das Unternehmen an Volketswil geschätzte 30'745 Franken an Staats- und Gemeindesteuern – für drei Jahre.

Seit 2009 schwarze Zahlen

Starbucks will zum Thema Steuerehrlichkeit nicht viel sagen. Das Unternehmen beteuert lediglich «vollständig mit den zuständigen Schweizer Steuerbehörden zu kooperieren», wie ein Sprecher betont. Es legt darüber hinaus Wert auf der Feststellung, dass die Rechnungslegung stets von «unabhängiger Stelle» geprüft werde und in «Übereinstimmung mit der Schweizer Gesetzgebung» sei.

Neben der Starbucks Coffee Switzerland in Volketswil betreibt der US-Konzern in Lausanne eine Kaffeebeschaffungsstelle – die Starbucks Coffee Trading Company. Ein sinnvolles Vorgehen, da 75 Prozent des weltweiten Kaffeevolumens über die Schweiz gehandelt wird. Die Steuerbehörden in Lausanne erlauben jedoch keine Einsicht in Steuerakten. Starbucks betont, im Waadtland durchaus Einkommenssteuern zu bezahlen. 

Ex-Manager widerspricht

Starbucks bestätigt derweil die günstigen Steuerkonditionen in Volketswil. «Starbucks besitzt seit Juli 2011 insgesamt 100 Prozent des Schweizerischen Aktienkapitals und schreibt seit 2009 schwarze Zahlen. In den ersten Jahren unserer Geschäfstätigkeit resultierten wegen der Investitionen und des Aufbaus des Geschäfts jedoch Verluste.»

Ein ehemaliges, hochrangiges Mitglied von Starbucks Schweiz widerspricht dieser Aussage hingegen. Der Mann, der namentlich nicht genannt werden möchte, bestreitet die Verluste von früher. «Wir konnten in der Schweiz positive Ergebnisse erwirtschaften.» Gleichzeitig berichtet er davon, dass sich Starbucks während seiner Amtszeit in einer Aufbau- und Expansionsphase befand, welche finanziert werden musste.

Das Mutterhaus half mit

Da die Schweizer Landesgesellschaft diese Investitionen nicht vollständig aus der eigenen Tasche bezahlen konnte, stellte das Mutterhaus in Seattle der bereits profitablen Ländergesellschaft Starbucks Schweiz jährlich einen substanziellen Betrag zur Verfügung. Damit wurde die Expansion vorangetrieben.

Mit den Holding-Strukturen können aber auch Steuern optimiert werden, weil die Ländergesellschaften für das erhaltene Geld Zinsen letztlich nach USA entrichten müssen. Ausserdem dienen auch Lizenzgebühren, welche die einzelnen Ländergesellschaften an die jeweilige Zentrale abliefern müssen, meist als Vehikel zur Steueroptimierung. Diesen Vorgang bestätigt Starbucks Schweiz. «Das Unternehmen verfügt über länderbasierte Vertriebsorganisationen, eine regionale europäische Zentrale, einen Kaffeeröst - und verarbeitenden Betrieb in Amsterdam (EMBEA BV) sowie über eine weltweite Kaffeebeschaffungsstelle in der Schweiz.» 

Lizenzgebühren fliessen nach Holland

Der Betrieb im niederländischen Finanzzentrum Amsterdam sei für das Ladendesign, Innovationen und für den Schutz der Markenrechte zuständig und erbringe weitere «unterstützende Leistungen», wie etwa die Betreuung der Regionen im Hinblick auf die globale Dachmarke. «Innerhalb des EMEA-Raumes bezahlen alle lokalen Starbucks-Ableger Lizenzgebühren an die Zentrale in Amsterdam.» Zur Höhe dieser Gebühren und den allfälligen Steuerprivilegien des niederländischen Verarbeitungsbetriebes nahm Starbucks hingegen keine Stellung. 

Steuerexperte Christian Keuschnigg gibt nicht primär Starbucks die Schuld an der Steueroptimierung, sondern der Politik: «Die internationale Staatengemeinschaft tut sich schwer damit, sich in Steuerfragen zu koordinieren.» Es wäre in seinen Augen die gemeinsame Aufgabe der Staaten, «vernünftige steuerliche Rahmenbedingungen für fairen Steuerwettbewerb bereitzustellen und sich nicht gegenseitig durch Schlupflöcher steuerbare Gewinne abzujagen».