Der früher unter Schmolz + Bickenbach firmierende Stahlkonzern Swiss Steel ist infolge der schwindenden Nachfrage vor allem aus der Autoindustrie unter Druck und zieht einem Medienbericht zufolge daher die Reissleine. «Wir schliessen keine Werke, aber wir werden einen Teil unserer Produktionskapazitäten abbauen», sagte Firmenchef Frank Koch der «Frankfurter Allgemeinen» (Montagausgabe).
Wie viele Mitarbeiter von der Massnahme betroffen sein werden, sagte der Manager nicht. Medienberichte, wonach der Firma die Insolvenz droht, wies er zurück. «Es ist fahrlässig bis gefährlich, solche Gerüchte durch die Medien zu treiben. ... Wir sind jetzt seit einer Woche dran, alle wieder zu beruhigen und zu erklären, dass das, was geschrieben wurde, so nicht stimmt.» Koch betonte, «eng und konstruktiv» mit den Banken zusammenzuarbeiten.
Insolvenzverfaheren «kategorisch dementiert».
Der angeschlagene Stahlkonzern hatte bereits am Freitag auf Medienberichte reagiert, wonach dem Unternehmen trotz der kürzlich erfolgten Kapitalerhöhung bald das Geld ausgehen könnte. Ein Insolvenzverfahren hat das Unternehmen «kategorisch dementiert».
«Trotz gegenteiliger Meldungen steht die Swiss Steel Group in regelmässigem und konstruktivem Kontakt mit allen Kreditgebern», betonte der Innerschweizer Konzern am Freitag in einer Stellungnahme.
Am vorletzten Wochenende hatten sowohl die «NZZ am Sonntag» als auch die «SonntagsZeitung» berichtet, dass sich die finanzielle Situation von Swiss Steel weiter zugespitzt habe. Den Berichten zufolge steht das Unternehmen kurz vor dem Kollaps. In Bankenkreisen sei deshalb bereits die Frage aufgeworfen worden, ob der Stahlkocher im kommenden Frühjahr die Kreditbedingungen einhalten könne.
Erst im April hatte sich Swiss Steel mit einer Kapitalerhöhung frisches Geld beschafft. Noch verbrennt das Unternehmen aber weiter Geld, so resultierte etwa zum Halbjahr ein bereinigter operativer Fehlbetrag (EBITDA) von rund 21 Millionen Euro nach einem Plus von 70 Millionen im Vorjahressemester.
Ausblick für 2. Halbjahr unverändert
Die Swiss Steel Gruppe setze ihr umfangreiches Strategie- und Restrukturierungsprogramm weiter um, schrieb das Unternehmen nun am vergangenen Freitag: «Diese Anstrengungen haben bereits zu erheblichen Kosteneinsparungen geführt.»
Der am 14. August veröffentlichte Ausblick für die zweite Jahreshälfte bleibe unverändert, betonte der Konzern. Die Lage am Markt sei weiterhin gedämpft. Die Produktion bei den Kunden sei niedrig und die Nachfrage tief.
Das ursprünglich für dieses Jahr prognostizierte Wirtschaftswachstum und die damit verbundene Stabilisierung der Industrie werde sich voraussichtlich auf das nächste Jahr verschieben. "Wir gehen daher davon aus, dass das zweite Halbjahr 2024 volatil und verhalten bleiben wird", schrieb Swiss Steel weiter.
Spekulationen über neue Kapitalerhöhung
Vor allem die schlechte Entwicklung der deutschen Automobilindustrie belastet Swiss Steel. So ist die Auslastung der deutschen Werke gering, was zu Verlusten führt.
Laut der «NZZ am Sonntag» wird im Markt spekuliert, dass bald erneut eine Kapitalerhöhung nötig sein wird. Dabei sei fraglich, ob dann Hauptaktionär Martin Haefner wieder einspringen werde. Dieser hatte Anfang Jahr noch vehement für die jüngste Kapitalerhöhung geworben und diese auch mehrheitlich selbst getragen.
(awp/reuters/dob)