Threema – die Schweizer Instant-Messaging-App für Smartphones – ist in der Schweiz und in Deutschland laut Apple die meistverkaufte App des Jahres 2014. Für das Startup in Pfäffikon hat sich offenbar vor allem die Übernahme von Whatsapp durch Facebook ausgezahlt. Von rund 200’000 Nutzern im Februar sei die Zahl der Threema-Kunden auf über drei Millionen angestiegen, berichtet das deutsche Medienportal Meedia.
Damit hat sich bestätigt, was bei der Whatsapp-Übernahme im Februar erwartet worden war. Viele Kunden trauen der amerikanischen Datenkrake Facebook nicht über den Weg – und wissen ihre Daten lieber auf den Threema-Servern in der Schweiz gespeichert als in den USA. Und dies obwohl auch bei Threema nicht der komplette Quellcode für die Verschlüsselung bekannt ist.
Kritische Deutsche
Gerade in Deutschland sei die Sensibilität in Sachen Überwachung besonders gross, sagte Threema-Erfinder Manuel Kasper schon vor einem Jahr zu Handelszeitung.ch. «Dort sind die Menschen kritischer dem Staat gegenüber als in der Schweiz.» Zu dieser Haltung beigetragen hat sicher auch die NSA-Überwachungsaffäre, die unsere nördlichen Nachbarn schon lange beschäftigt.
Doch in der Schweiz gehört Threema inzwischen ebenfalls zu den meistgeladenen kostenpflichtigen Apps. Auch hierzulande ist der Dienst bei Apple die Bestseller-App des Jahres. Auf iTunes steht die Anwendung am 9. Dezember auf Platz zwei – direkt hinter dem momentanen Spitzenreiter «Peak Finder» aber noch vor dem beliebten Spiel «Worms 3».
Auch Whatsapp wächst weiter
Für insgesamt 19 Milliarden Dollar hat der Socialmedia-Riese Facebook im Februar den Nachrichten-Dienst Whatsapp gekauft. In den darauffolgenden Tagen hatten Alternativen grossen Zulauf. In weniger Stunden verdreifachten sich etwa die Downloads von iO, dem Nachrichtendienst der Swisscom. Und die Zahl der neu registrierten Nutzer des Schweizer Messengers Threema verdoppelten sich.
«Die Whatsapp-Übernahme hatte sicherlich einen wesentlichen Einfluss auf den Erfolg», erklärt ein Threema-Sprecher auf Anfrage. Das Bewusstsein für Sicherheit und Privatsphäre habe sich dadurch verbreitet. Und weiter: «Der Erfolg hat uns sehr überrascht. Gewisse Sachen kann man nicht planen oder voraussehen.»
Nische gefunden
Im weltweiten Massstab erwies sich die Empörung dann aber als Strohfeuer. So gehört auch Whatsapp zu den meistgeladenen Apps bei Apple in Deutschland. CEO Jan Koum hat im August per Tweet bekannt gegeben, dass Whatsapp nun 600 Millionen aktive Nutzer habe. Das waren rund 150 Millionen Nutzer mehr, als zum Zeitpunkt der Facebook-Übernahme im Februar.
Threema bleibt damit unter den Instant-Messaging-Diensten ein kleines und auf den deutschen Sprachraum beschränktes Phänomen. Bei vielen Nutzern sei halt das Bewusstsein für Datenschutz noch nicht so gross, sagte Threema-Mitbegründer Martin Blatter im August. Mit drei Millionen Nutzern scheinen die Schweizer aber doch eine ziemlich komfortable Nische gefunden zu haben – Mark Zuckerbergs schlechtem Ruf sei Dank.