Apples neuer Homepod-Lautsprecher beweist, dass der iPhone-Hersteller auch Hifi-Technologie beherrscht: Im Vergleich zu den deutlich günstigeren Online-Lautsprechern von Google und Amazon liegt Apples Homepod vom Klang her klar vorn. Der Homepod wäre also die perfekte Edel-Alternative zu Echo oder Google Home – gäbe es da nicht einen Haken. Auf viele Fragen kennt Apples eingebauter Sprachassistent Siri nur eine Antwort: «Tut mir leid, das kann ich nicht.»

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Amazons Software «Alexa» kann Haushaltsgeräte und Beleuchtung steuern. Googles «Assistant» akzeptiert Musik aus fremden Quellen und beantwortet komplexe Fragen etwa nach Nahverkehrsverbindungen. Siri jedoch muss sehr oft ihre Unfähigkeit eingestehen. Obwohl Apple seinen Sprachassistenten mit dem Start von iOS 11 im vergangenen Jahr komplett überarbeitet hat, sind Alexa wie auch Googles Assistant immer noch weit voraus.

Dutzende Beispiele

In sozialen Netzwerken posten Nutzer Dutzende Beispiele für Siris Versagen selbst bei einfachen Aufgaben. «Hey Siri, spiel nie mehr Ed Sheeran-Songs« wird von Siri fröhlich quittiert mit «OK, hier sind Lieder von Ed Sheeran

Kontextuelle Konversationen mit Rückbezug klappen ebenfalls oft nicht. Zudem funktioniert die Interaktion mit Siri über mehrere Geräte hinweg oft nicht mehr, wenn zum Beispiel iPhone und Homepod im selben Raum sind. Zudem beantwortet Siri viele Anfragen mit einer simplen Websuche, anstatt den Inhalt der Frage zu interpretieren. «Das habe ich im Web dazu gefunden», antwortet Siri nur allzu oft auf komplexere Anfragen wie etwa nach Flugverbindungen. Hilfreich ist das jedoch meist nicht.

Schwächen bei der Interaktion

Ein aktueller Test der Marktforscher von Loupventures belegt, dass der Ärger der Nutzer begründet ist: Die Marktforscher stellten Appels Siri, Amazons Alexa und Googles Assistant jeweils knapp 800 Fragen und analysierten die Trefferquote der Antworten. Siri beantwortete gerade einmal die Hälfte aller Anfragen richtig, Alexa kam auf eine Trefferquote von knapp zwei Drittel und Googles Assistent lag sogar bei über 80 Prozent aller Anfragen richtig.

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Vergleich: Marktforscher haben vier verschiedene Geräte getestet - und für Apple fällt das Resultat enttäuschend aus.

Quelle: Statista

Schwächen zeigte Siri insbesondere bei der sinnvollen Interpretation von Informationen aus dem Internet – hier lag Google klar vorne. Auch bei der Interaktion mit anderen Geräten und Diensten im «Smart Home» schwächelte Siri. Hier ist Amazons Echo deutlich weiter.

Ein Problem für Apple

Für Apple ist der Rückstand des digitalen Assistenten ein echtes Problem – denn Geräte mit integrierten digitalen Assistenten sind viel mehr als blosse Lautsprecher. Amazons Echo oder Googles Home werden künftig den gesamten Haushalt ihrer Nutzer steuern. Sie stehen im Zentrum des aktuellen Smart-Home-Booms. Viele Analysten sehen in ihnen bereits das nächste Mega-Hype-Produkt, so revolutionär wie zuletzt das Smartphone bei seiner Einführung vor gut zehn Jahren. Damals hatte Apple die Nase vorn – heute bestimmen Amazon und Google das Tempo.

Das ist ärgerlich für Apple, insbesondere da Siri der erste digitale Assistent für Smartphones war, der 2011 für den Massenmarkt herausgebracht wurde. Apple hatte also grossen Vorsprung vor Googles Assistant – Marktstart 2016 – und vor Amazon, dessen erster Echo-Lautsprecher Alexa 2014 auf den Markt kam. Allerdings konnten Apples Konkurrenten auch deshalb so schnell aufholen, weil sie anders als Apple keinen sonderlichen Wert auf die Privatsphäre ihrer Nutzer legen.

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Der Homepod: Seit kurzem ist Apples intelligenter Lautsprecher erhältlich.

Quelle: Justin Sullivan/Getty Images

Mit Alexa spricht jeder

Amazon wie auch Google bewahren sämtliche Sprachbefehle ihrer Nutzer als digitale Aufnahmen auf ihren Cloud-Servern auf. Dort können die Sprachaufnahmen zum weiteren individuellen Training und zur Anpassung der digitalen Assistenten auf ihre jeweiligen Nutzer verwendet werden. Apple dagegen trainiert Siri mit per Zufall ausgewählten Sprach-Beispielen und anonymisiert Nutzerprofile. Das ist gut für den Datenschutz, aber schlecht für die Entwicklung eines personalisierten Assistenten.

Zudem hat Apple seinen Assistenten bislang nur auf den eigenen Geräten installiert – eine offene Schnittstelle zur Integration in andere Elektronik fehlt bei Apple. Nur wer ein Apple-Produkt besitzt, darf auch mit Siri sprechen.

Google und Amazon sammeln Erfahrung

Dagegen liefern sich Google und Amazon aktuell einen Wettlauf darin, wer seine Assistenten auf mehr Geräten von Drittherstellern unterbringt. Insbesondere Alexa erscheint aktuell in immer mehr Geräten: Hifi-Systeme von Sonos, Navigationsgeräte von Garmin oder smarte Thermostate – sie alle lassen sich mittlerweile mit einer Umleitung über Amazons Spracherkennungssystem per Zuruf steuern. Damit aber sammeln Google wie Amazon aktuell deutlich schneller Erfahrung mit neuen Nutzern und neuen Anwendungen für die Sprach-Assistenten als Apple.

Zudem hatte Amazon die geniale Idee, seine Alexa für Drittanbieter zu öffnen: Mit den sogenannten Skills können Wetterdienste, Smart-Home-Anbieter, Nachrichtenagenturen oder auch die deutsche Bahn sinnvolle Inhalte zu Alexas Wissensschatz hinzufügen oder die Fernsteuerung neuer Geräte erlauben, ohne dass Amazon jedes Mal selbst Programmierer an diese Arbeit setzen muss. Apple dagegen muss Siri jedes neue Wissen und jede neue Funktion selbst beibringen.

Alexa als virtuelle Assistentin

Amazon kopiert mit dem Skills-Konzept lediglich Apples alte Idee eines App-Stores, mit dem die Nutzer selbst neue Fähigkeiten zu ihren Geräten hinzufügen können. Alexa wird zum universalen Assistenten, der zumindest in den eigenen vier Wänden der Nutzer viele traditionelle Aufgaben des Smartphones per Zuruf übernehmen kann. Amazon ist damit vielleicht das nächste kategorie-definierende Hit-Produkt gelungen, nach dem Apple seit dem Herauskommen des iPads immer noch sucht.

Dieser Artikel erschien zuerst bei der «Welt» unter dem Titel: «Darum ist Apples Siri nicht so schlau wie Alexa».