Threema gewinnt an Fahrt. Über 3,5 Millionen Nutzer haben die kostenpflichtige Whatsapp-Alternative bereits runtergeladen. Im letzten Jahr war die Anwendung die meistverkaufte App in Deutschland und der Schweiz. Und nun plant das Startup aus Pfäffikon den Sprung über den Atlantik: Threema will in den USA Fuss fassen.

«Wir spüren, dass die Diskussion rund um den Schutz der Online-Privatsphäre in den USA anzieht und sehen hier unsere Chance», meint Pressesprecher Roman Flepp. Die USA seien aufgrund der Grösse, der sprachlichen und kulturellen Nähe sowie der allgemeinen Technologieaffinität ein attraktiver Markt. Flepp versichert: «Deutschland, Österreich und die Schweiz bleiben aber unsere wichtigsten Märkte.»

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Verzehnfachung der Nutzerzahlen

Für den Schritt über den Atlantik plant das Startup weder die Eröffnung einer Zweitniederlassung in den USA noch die Erhöhung der Mitarbeiterzahl. Das junge Unternehmen will mit den bestehenden zwölf Vollzeitstellen Amerika erobern. Mit einer viertägigen Preisoffensive startete Threema den Marktdurchdringungsversuch in der letzten Woche – und der Start ist geglückt. «Alleine dieses Wochenende haben sich die Verkaufszahlen verzehnfacht», sagt Flepp.

Der Glaube an den Erfolg des Vorhabens ist denn auch gross. Ob sich die App wirklich durchsetzen kann, wird sich aber noch weisen. «Letztlich entscheidet der Nutzer darüber, wem er sein Vertrauen schenken möchte», sagt Flepp. Threema will in den USA mit den gleichen Eigenschaften punkten, die das Unternehmen auch hierzulande erfolgreich gemacht haben: Verschlüsselung und Verzicht auf Datensammelei. «Wir versuchen, uns besonders mit dem Fokus auf die Privatsphäre der Nutzer und Transparenz zu differenzieren», sagt Flepp.

Zweifelhafte Kundschaft

Der Erfolg hat aber auch Schattenseiten. Die erst vor einem Jahr als GmbH gegründete Firma findet offenbar Anklang bei den Terroristen des Islamischen Staates (IS).  Im Internet empfehlen IS-Sympathisanten die App als sichere Kommunikationsform. Wie viele Downloads auf das Konto der Terror-Miliz gehen, kann Threema aber nicht beantworten. Wie oft die App in der Region Syrien und Irak heruntergeladen wurde, auch nicht. Threema-Sprecher Flepp sagt dazu: «Wir erfassen prinzipiell keine Nutzerdaten und können dazu keine Aussage machen».

Etwas gegen die Downloads durch mutmassliche Terroristen unternehmen will die Firma auch nicht. «Threema kann für bedrohte Personen in repressiven Staaten die einzige Möglichkeit sein, wirklich sicher zu kommunizieren», sagt Flepp. Journalisten, Blogger, ethnische Minderheiten und Homosexuelle seien oft mit Leib und Leben bedroht. «Ihnen dieses wichtige Kommunikationsmittel zu nehmen, wäre ethisch nicht vertretbar.»