Zwei Schweizer kämpfen in Australien um den ersten Grand-Slam-Titel des Jahres. Stanislas Wawrinka zog bereits ins Finale ein, Roger Federer kann es ihm heute gegen Dauerrivale Rafael Nadal nachtun. Doch geht es in Melbourne freilich nicht nur um den Titel. Saftige Preisgelder winken ebenfalls: Für den Einzug ins Finale gibt es 1,325 Millionen Dollar, der Turniersieger erhält von den Organisatoren 2,65 Millionen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Angesichts der Erfolge in den vergangenen Jahren sind diese Zahlen zumindest für Federer nur kleine Brötchen. In seiner Karriere verdiente er bislang rund 80 Millionen Dollar – allein durch Turniererfolge. Hinzu kommen Sponsorengelder. Damit gehört Federer zu den wenigen Tennisspielern, die von ihrem Traumberuf tatsächlich leben können. Gut leben.

«Der Kampf ist teilweise brutal»

Für die meisten Hoffnungsträger im Schweizer Tennis bleibt der Traum einer lukrativen Sportlerkarriere nur ein Traum. Denn in den hinteren Reihen fressen Reisekosten, Spesen und Ausgaben für den Trainer die Preisgelder auf. «Der Kampf ist teilweise brutal», sagt Alessandro Greco, Leiter der Abteilung Leistungssport beim Schweizerischen Tennisverband Swiss Tennis. «Für Spieler, die nicht zu den besten hundert der Welt gehören, ist es schwer vom Tennissport zu leben.»

Grob kalkuliert muss ein ambitionierter Spieler in der Schweiz im Jahr rund 150'000 Franken für Reisen, Spesen und Trainer berappen, so Greco. Der im vergangenen Jahr in der Weltrangliste auf Position 100 platzierte Spieler verdiente 2013 umgerechnet gut 290'000 Franken an Turnierprämien – allerdings vor Abzug von Steuern, die immer im Land des Turniererfolgs entrichtet werden müssen. Entsprechend tief fällt am Ende das Gehalt eines um Rang 100 positionierten Profispielers aus: Es ist durchaus mit dem eines Angestellten in der Schweiz vergleichbar.

Erstrundenverlierer verdienen inzwischen mehr

Die internationale Tennisvereinigung ATP schenkt diesem Umstand inzwischen mehr Aufmerksamkeit und reagierte bereits. Beim Traditionsturnier in Wimbledon wurde im vergangenen Jahr das Rekordpreisgeld von fast 23 Millionen Pfund –  umgerechnet knapp 35 Millionen Franken – ausgeschüttet. Zum Vorjahr entsprach das einem Anstieg von 40 Prozent. Für Spieler, die in den ersten drei Runden ausschieden, gab es 60 Prozent mehr. Im Vergleich zu 2011 stieg das Preisgeld für die Frühausscheider sogar um 90 Prozent.

Bei den Australien Open verdienten die Verlierer in der ersten Runde in diesem Jahr 30'000 Dollar. Noch vor zwei Jahren gab es bei einer Erstrundenniederlage nur gut 20'000 Dollar – ein Plus von 50 Prozent also. Insgesamt stieg das Preisgeld in dieser Zeit um knapp 28 Prozent auf 18,7 Millionen Dollar in diesem Jahr.

Pensionsfonds für alternde Tennisprofis

Auch einen Pensionsfonds hat die ATP inzwischen für Spieler eingerichtet, die über mehrere Jahre auf der Tour in den Top 50 platziert sind. So können auch sie auf eine kleine Rente nach dem Ende ihrer Karriere hoffen, sofern sie darauf angewiesen sind. Davon hat das Gros der ambitionierten Tennisspieler rund um den Globus jedoch nichts – weil sie es erst gar nicht so weit schaffen.