Es ist erst fünf Wochen her. Kein Aussenstehender hat davon bisher erfahren, keine Zeitung darüber berichtet: Der Hauptsitz der UNO in Genf mit 1600 Mitarbeitenden war zwei Tage lang geschlossen, die Zugangstore verriegelt. Der Grund? Die zentralen IT-Server mussten neu gestartet werden – ein kompletter Reset. Kein Telefon ging, die Lifte waren eingestellt, der Netzzugang down. Die Arbeiten seien «kritisch und dringend», erfuhren die Mitarbeitenden per Mail. Wer trotzdem arbeiten wollte, musste dies von zu Hause aus tun. Nach Abschluss wurden alle Mitarbeitenden aufgefordert, neue Passwörter zu nutzen.
Was genau die Ursache des Problems war, bleibt geheim. Die Genfer UNO-Direktion wollte sich nicht erklären. Gerüchten zufolge hackten Unbekannte Passwörter zum Betriebssystem und zu den Mailservern. Mitarbeitende berichten von externen Mails, die sie zwei Wochen zuvor erhalten hätten und die ihre Passwörter auflisteten. Im besten Fall hat sich eine Gruppe wie Anonymous (sogenannte Hacktivisten) einen Gag erlaubt, um zu zeigen, wie schlecht es um die Vertraulichkeit steht. Der Schaden ist unbekannt.
Strom war da, nur konnte er nicht fliessen
Ein Cyberabwehrexperte des Bundes sagt, so etwas wie in Genf könne jeder Schweizer Behörde und jedem wichtigen Unternehmen hierzulande passieren. Immer noch präsent ist Experten ein Fall in der Ukraine im 2015: Eine Hackergruppe, wohl aus Russland, unterband über eine monatelange Infiltration der Soft- und Hardware die Stromverteilung des Landes. Strom war da, nur konnte er nicht fliessen. Ganze Regionen mit 225 000 Nutzern waren lahmgelegt, darunter Spitäler und Rettungsorganisationen. Experten glauben, dass deshalb auch Menschen gestorben sind.