Hüttenkäse mit Pfeffer gibt es bei Coop nur im Herbst. Hartweizendunst fehlt im Sortiment des Detailhändlers. Die veganen Glacé-Sorten von Ben & Jerry’s gibt es in Europa noch nicht, weswegen in den Megastores die Green Fairy Glacés geführt werden. Ein Megastore ist eine Verkaufsstelle mit mehr als 3500 Quadratmetern.

Diese Erkenntnisse sind ein Meilenstein in der Geschichte von Coop, denn sie stammen allesamt aus Twitter-Dialogen, die der Detailhandelskonzern mit seinen Kunden in den letzten Tagen geführt hat. Damit hat der Migros-Rivale eine neue Ära der Kommunikation eingeläutet.

Keine Priorität für Social Media

Bis vor einer Woche herrschte Ödnis in der Social-Media-Landschaft von Coop. Einen Facebook-Account gab es nicht. Der Kurznachrichtendienst Twitter wurde vernachlässigt. Auf Youtube herrschte ein Kanal-Chaos. Coop-Chef Joos Sutter hat die Sozialen Medien links liegen lassen.

Vor einigen Monaten besann sich Sutter aber eines Besseren: Er verpflichtete Christian Lüdi, der fast schon Star-Status in der hiesigen Social-Media-Welt geniesst. Lüdi hat dem Twitter- und Facebook-Account der Swiss einst Flügel verliehen und sich so einen guten Namen erarbeitet.

Detailhändler ist zufrieden

Innert vier Monaten hat Lüdi ein fünfköpfiges Team auf die Beine gestellt und den Laden aufgeräumt. Den Youtube-Werbe-Kanal hat er gründlich umgepflügt. Seit Anfang April gibt es eine Facebook-Seite. Auf Twitter versprach Lüdi, dass eine neue Ära angebrochen sei: «Ab sofort tweeten wir mehr als Pressemitteilungen. Wir freuen uns auf Eure Fragen und Inputs», versprach er der Twitter-Gemeinde und kreierte den Hashtag #MeinCoop.

Die Bilanz nach den ersten Tagen: Kaum jemand nutzt den Hashtag, einige hundert Follower kamen bei Twitter dazu, sechs Beiträge zählt die Instagram-Seite, 400 Personen folgen Coop auf der Foto-Plattform. Immerhin: 6000 Likes gibt es für die Facebook-Seite. Ist der Social-Media-Knabe Lüdi zufrieden damit? «Ja», sagt er, «sehr zufrieden für den Anfang».

Twitter gut angelaufen

Die Zahlen sind zwar noch bescheiden. Vor allem im Vergleich zur Migros, die auf Twitter das Zigfache an Followern und auf Facebook fast 280'000 Likes gesammelt hat. Aber: «Die Qualität stimmt», sagt Lüdi. «Der Dialog mit der Community hat begonnen.» Vor allem auf Twitter habe sich eine rege Diskussion mit Kunden und Usern entwickelt.

Etwas weniger Interaktionen hat es auf Facebook gegeben, wie Lüdi sagt. Dabei soll die Plattform von Mark Zuckerberg dereinst das «Herz» der Social-Media-Arbeit von Coop sein. Wegen der Reichweite. Und weil Facebook zahlreiche Möglichkeiten bietet, die anderen Plattformen abgehen, insbesondere wenn es darum geht, ein spezifisches Publikum zu erreichen.

«Insta» mit Potenzial

«Wir fokussieren unsere Arbeit auf Facebook», sagt Lüdi. «Das heisst aber nicht, dass wir die anderen Plattformen vernachlässigen. Twitter, Youtube und Instagram sind auch wichtig.»

Insbesondere bei Instagram sieht Lüdi grosses Potenzial. Die Facebook-Tochter hat über 400 Millionen Nutzer, Tendenz steigend. Food- und Modeblogger tummeln sich zu Tausenden – manche von ihnen mit Millionen von Followern. Instagram ist vor allem bei Jugendlichen beliebt – «Insta» heisst die Foto-Plattform in deren Jargon.

Versuchsphase mit offenem Ziel

Wo die Reise hingeht, bleibt offen. Ja, natürlich gebe es Ziele und Richtgrössen, die man erreichen wolle. Der Presse will er aber keine Einzelheiten verraten. Der Start sei auch eine Versuchsphase, in der Ziele und Pläne verworfen werden dürfen und man neue Wege beschreitet.

Dass dieser Online-Gehversuch mit dem Start der mit Swisscom geführten Handelsplattform Siroop zusammenfällt, sei «reiner Zufall». Dahinter stecke keine Konzernstrategie. «Es ist aber klar, dass die steigende Digitalisierung auf alle Bereiche der Coop-Gruppe Einfluss hat», so Lüdi. Siroop habe ein eigenes Social-Media-Team. Es käme zwar zu einem Austausch unter Berufskollegen – Lüdi nennt das «Know-how-Transfer» –, mehr sei da aber nicht.

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