Die Geschäftsidee?
Die Nutzung von künstlicher Intelligenz zur optimalen Ausspielung von Marketingaktivitäten. Ein riesiger Markt, der durch das wachsende Onlineverhalten und die gestiegene Leistung von Machine Learning rasch an Bedeutung gewinnt.
Wie ist sie entstanden?
Zwei der Gründer haben bei Google erfahren, was man mit hochqualitativem Machine Learning im Marketingumfeld leisten kann. Eine unabhängige Marketing-Technologie-Plattform zu entwickeln, war eine direkte Schlussfolgerung.
Warum der Name?
Unternehmen können uns die Daten eines exemplarischen Profils anvertrauen, und wir sind in der Lage, daraus ein perfektes Zielsegment in beliebiger Grösse zu berechnen. So kommt eine makellose Gleichung zustande: 1plusX eben!
Womit erzielen Sie die Umsätze?
Wir bieten unsere Software im SaaS-Modell Medienunternehmen und Werbetreibenden an.
Die Vision?
Wir wollen Marketing im Einklang mit den zunehmenden Datenschutzbedenken von der aktuellen Reichweitenschlacht in eine neue Ära führen. Es geht darum, den Nutzer kennenzulernen und zu verstehen, was ihn wirklich interessiert.
Die grosse Stärke?
Ein talentiertes und erfahrenes Team mit aussergewöhnlicher Innovationskraft.
Die grösste Herausforderung?
Internationale Vermarktung. Der typische Kunde hat bisher mit US-Marketing-Technology-Firmen gearbeitet und muss noch erleben, dass es in der Schweiz Unternehmen gibt, die innovativer, schneller und datenschutzkonformer arbeiten.
Der bisher grösste Erfolg?
2019 wurden wir für den Betrieb der Datenmanagementplattform von Ad Alliance ausgewählt, einem Zusammenschluss von deutschen Medienunternehmen (darunter Gruner + Jahr und RTL) mit über 90 Zeitungen, 6 TV-Stationen und über 100 digitalen Angeboten.
Das Überraschendste bisher?
Wie weit man mit Word of Mouth im B2B kommt. Wir haben vor Kurzem einen japanischen Kunden gewonnen, der über einen unserer Kunden von uns gehört hat.
Der nächste Schritt?
Internationalisierung in die USA und nach Asien. In den letzten Monaten haben wir die «South China Morning Post» bei der Einführung ihrer First-Party-Datenplattform in diesen Regionen unterstützt.
Website: www.1plusx.com
Gegründet: Dezember 2014
Gründer: Dr. Jürgen Galler (53), Delegierter des Verwaltungsrats und CEO; Prof. Dr. Thomas Hofmann (53), Verwaltungsratsmitglied und Chief Science Officer; Joachim Schoss (55), Präsident des Verwaltungsrats Firmensitz: Pfäffikon SZ
Anzahl Mitarbeiter: 30+
Umsatzziel für 2020: 6,6 Mio. Fr.
Profitabel ab: Q1 2021
Marco Rodzynek, Gründer von Noah Advisors, einer Corporate-Finance-Boutique für Internetfirmen:
«Die heissen Partner fehlen»
«Der Werbemarkt ist mit 300 Milliarden Dollar lukrativ. Leider ist der Sektor mit Lösungen völlig überladen, während Google und Facebook zusammen über 60 Prozent des Marktes ausmachen. Der dritte Player, Criteo, ist geschwächt, weil ab 2022 Cookies verboten werden. Und genau das ist sehr spannend für 1plusX, weil sie es als Einzige schaffen, auch ohne Cookies Nutzergruppen zu segmentieren und mit individuellen Inhalten zu bespielen – das ist die richtige Technologie zum richtigen Zeitpunkt!
Das Team von 1plusX ist klasse: Als Ex-Googler haben sie gutes Industrieverständnis und sind technologisch stark. 1plusX ist schon vier Jahre unterwegs, auch weil die Sales Cycles so lange dauern und die Feinjustierung Zeit braucht. Als Standard konnte sich die Firma also noch nicht durchsetzen, aber immerhin im deutschen und Schweizer Targeting-Markt erste Erfolge verbuchen. Allerdings sind die Kunden aus der alten Medienwelt, mir fehlen die heissen Internetpartner. Aber es ist erfrischend, dass es in Europa überhaupt Adtech-Firmen gibt, die nicht zwischen den US-Giganten zerquetscht werden. Um richtig zu skalieren, braucht die Firma jetzt eine Kapitalrunde. Und es wird entscheidend sein, eine gute Verkaufsmannschaft aufzubauen. Wenn das gelingt, bin ich optimistisch für 1plusX, auch in diesem schwierigen Markt.»
Michael Sidler, Gründer von Redalpine Venture Partners, die auf Early-Stage-Investments spezialisiert ist:
«Jammern auf hohem Niveau»
«Der Markt, den 1plusX adressiert, ist attraktiv – getrieben durch die kommende Abschaffung der Third-Party-Cookies in der Werbebranche. Der Wettbewerb ist aber auch beträchtlich. Zu den bisherigen Playern wie Salesforce, Oracle oder Adobe kommen neue Herausforderer. Unter ihnen hat 1plusX ziemlich einzigartige Fähigkeiten, etwa die Kundenprofilierung in Echtzeit und die dadurch dreifach höhere Klickrate. Das Team ist hoch dotiert, mit sehr viel technischer Erfahrung. Und auch das Unternehmerische ist vorhanden mit Chairman Joachim Schoss, ein bekannter Name in der Start-up-Szene. Die Metriken wie Umsatz pro Kunde oder Marge sind gut, die Firma hat wenig Churn. 1plusX hat sich noch wenig ausserhalb des deutschen Sprachraums bewiesen, und für eine starke Series-B-Finanzierungsrunde sollte das Wachstum noch etwas zulegen. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Die Firma sucht richtigerweise jetzt Geld, um bei der Neuverteilung des Marktes vorne dabei zu sein, der durch die Abschaffung der Cookies entsteht. Wenn sie jetzt entschlossen handelt und ihre Sales Force massiv ausbaut, dann hat die Firma sehr gute Zukunftsaussichten. Von allen Start-ups, die ich für BILANZ angeschaut habe, ist dieses bisher das interessanteste.»