Das war ein Schock! Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses von 1,20 am 15. Januar 2015 kam unerwartet und so rauschte der Euro blitzartig in den Keller. Von rund 1,20 Franken zum Euro ging es mit der europäischen Einheitswährung innert weniger Tage rasend schnell auf bis zu 0,85 nach unten. Damit war ein Franken erstmals in der Geschichte mehr wert als ein Euro.
Negative Bewertungseffekte
Die Aktien-Börse kam durch das Aus beim Mindestkurs und den Franken-Ausbruch nach oben auch schlagartig unter die Räder. Denn eine starke Währung bedeutet ja Wettbewerbsnachteile, da man die nun teureren eigenen Produkte im Ausland nur noch vergleichsweise schwerer an den Kunden bringen kann und es gibt auch negative Bewertungseffekte.
Denn Gewinne von Töchtern von Schweizer Unternehmen im Ausland, die etwa in Euro bilanzieren, sind dann in heimische – aufgewertete Franken – weniger wert, das Gesamtergebnis des Konzerns geht zurück. Zudem sind die Umsätze, die in Euro bilanziert werden ebenso geringer, und da die Kosten unverändert in Franken anfallen, geht das Ergebnis entsprechend zurück.
Franken – als sicherer Hafen weniger gefragt
Der SMI auf jeden Fall rauschte am Tag des Aus beim Mindestkurs um 14,3 Prozent nach unten. Ganz viele Anleger, die da noch investiert waren, schmissen ihre Aktien aus den Depots und sind heute offensichtlich zu einem grossen Teil immer noch nicht wieder investiert. Das ist dann ähnlich, wie etwa im Jahrtausend-Salami-Crash.
Damals lag die Aktienquote in der Schweiz, aber auch in vielen anderen Ländern, teils doppelt so hoch wie heute: Verluste, die damals gemacht wurden, konnte nie ausgeglichen werden, da viele Anleger, die damals ausgestiegen waren, nicht mehr dabei sind und immer noch von der Seitenlinie aus Kurssteigerungen frustriert hinterherblicken.
Der Franken fällt und fällt
So viel zum Hintergrund, nun aber zum aktuellen Investment-Case. Der Franken fällt und fällt. Seit die Konjunktur in Euroland zunehmend in Fahrt kommt und sich auch die verschiedenen Krisen – etwa die Schulden – und Finanzkrise, oder auch die Angst vor Rechtspopulisten in der EU und einem Auseinanderdriften der Gemeinschaft – zunehmend in Luft auflösen, verliert der Franken seine Bedeutung als sicherer Hafen.
Das heisst: Anleger aus dem Ausland und internationale Investoren fragen den Franken jetzt nicht mehr so stark nach oder lösen Positionen sogar auf. Der Kurs des Franken fällt.
Schweizer Unternehmen – mehr Effizienz, geringere Kosten
Tatsächlich verlor der Franken alleine in den letzten drei bis vier Wochen zwischenzeitlich schon rund zehn Prozent an Wert. Zum einstigen Mindestkurs waren damit nur noch etwa vier Prozent. Jetzt hat zwar das Säbelrasseln zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un und die Angst vor einem theoretisch denkbaren Atomkonflikt zwischen den beiden Ländern dem Franken wieder etwas Stärke verliehen und er konnte zum Euro in wenigen Tagen um rund 2 Prozent zulegen. Doch solche Entwicklungen können sich auch ganz schnell wieder in Luft auflösen. Der Franken dürfte dann den Abwärtstrend der letzten Wochen fortsetzen.
Anleger, die das auch so erwarten, sollten sich jetzt unbedingt das Potenzial der Schweizer Börse ansehen. Denn nach dem Franken-Schock ging es steil bergab. Jetzt hat der SMI sein Niveau vor dem 15. Januar 2015 auch nur fast wieder erreicht und notiert knapp fünf Prozent unter diesem Level. Dabei gab es zwischenzeitlich trotz Frankenstärke Wachstum und viele Firmen haben ihre Effizienz gesteigert und Kosten optimiert. Das heisst: Schweizer Unternehmen stehen jetzt häufig viel besser da als beim alten Euro-Mindestkurs von 1,20.
Huber + Suhner könnte vom schwachen Franken besonders profitieren…
Firmen, die beim Aus der fixen Euro-Relation besonders stark gefallen sind, könnten damit jetzt vom schwachen Franken profitieren. Besonders dramatisch äusserte sich nach dem Frankenschock auch Huber + Suhner über das Aus beim Euro-Mindestkurs.
Nur wenige Tage später, bei Präsentation der vorläufigen Zahlen zum Geschäftsjahr 2014, erwartete der Spezialist für Komponenten und Systeme für elektrische und optische Verbindungstechnik vom starken Franken nämlich noch «sehr negative Auswirkungen auf die Umsatz- und Ertragsperspektiven 2015».
… der starke Euro könnte einen deutlich positiven Effekt bringen…
Die Erwartungen hatten ihre Berechtigung. Denn die Zahlen des Konzerns aus Pfäffikon für das erste Halbjahr 2015 waren katastrophal. Auftragseingang und –bestand waren in den sechs Monaten wegen des starken Frankens um 12.9 Prozent und 13.1 Prozent gefallen, der Nettoumsatz lag 2.9 Prozent unter dem Vorjahreswert. Im Sog dieser schwachen Erlöszahlen rauschte das Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 31.3 Prozent nach unten, der Konzerngewinn brach sogar um 78.5 Prozent ein.
Gab es damals wegen des starken Frankens einen Rückschlag, so scheint nun wegen des Euro-Aufschwungs ein Schub möglich. Ein Anstieg des Euro um zehn Prozent könnte nämlich bei Huber + Suhner – schon ohne operative Effekte durch zusätzliche Umsätze – eine Verbesserung im Ergebnis von etwa 3,0 Millionen Franken oder mehr bringen. Da wäre ein Ergebnisplus zwischen fünf und zehn Prozent vorstellbar.
Arbonia – hohe Lasten aus dem starken Franken in 2015
Beim Anbieter von Produkten wie diversen Kabeln, Verbindern, Antennen oder Verteilsystemen lief es bereits im vergangenen Jahr gut. So steigerte Huber + Suhner den Umsatz – noch bei alter Frankenstärke – in 2016 um 4,4 Prozent auf 737,2 Millionen Franken und konnte dabei auch die Gewinnspanne vor Zinsen und Steuern kräftig von 7,4 auf 8,8 Prozent ausbauen.
Schon ohne die aktuelle Frankenschwäche kündigte das Unternehmen bereits vor Monaten nicht nur weiteres Wachstum an, sondern erhöhte auch die Margenziele. Die operative Gewinnspanne soll nun nicht mehr zwischen sechs und neun Prozent liegen, sondern zwischen acht und zehn Prozent. Anleger warten da schon mit Hochspannung auf die Veröffentlichung der Halbjahreszahlen am 22. August. Möglicherweise liegt Huber + Suhner wegen des nun starken Euros sogar über Plan. Im Gesamtjahr könnte das Ergebnis – aktuelle Frankenschwäche vorausgesetzt – im Bereich von etwa 3,0 Franken je Aktie – und damit rund zehn Prozent über dem Konsens der Analysten – liegen.
Weitere Titel, bei denen es nach Währungsbelastungen in 2015 nun im Gesamtjahr 2017 zu – teils noch unerwartet – positiven Effekten aus der aktuellen Frankenschwäche kommen könnte, sind beispielsweise Rieter, Burckhardt Compression und Arbonia AG. Letztere beispielsweise verbuchte in 2015 – allerdings noch ohne die inzwischen aufgesaugte Looser Holding – einen währungsbedingten Umsatzrückgang von 7,9 Prozent.
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