Was ist schlimmer für einen Investor: ein Land mit hoher öffentlicher oder ein Land mit hoher privater Verschuldung? Auf den ersten Blick mutet es wie die Wahl zwischen Pest und Cholera an. In beiden Fällen sind die Ausgaben höher als die Einnahmen. Wenn hinter den Ausgaben reale Werte, sprich: Investitionen, stehen, ist dagegen nichts einzuwenden. Handelt es sich aber nur um konsumptive Ausgaben, dann steht es nicht zum Besten.

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Investoren schauen bei Anlageentscheidungen häufig einseitig auf die Staatsschulden. Dabei übersehen sie, dass Länder mit hoher Privatverschuldung in der Regel krisenanfälliger sind. Sie sind meist die Ersten, die leiden, wenn es irgendwo im Gebälk der Welt kracht.

Die hohen Verbindlichkeiten des Privatsektors sind zudem nicht wie die Staatsschulden erst in der Rezession und durch die Rettung der Banken explosionsartig gestiegen. Vielmehr haben sie sich in den letzten 30 Jahren kontinuierlich aufgebaut. Hier muss ein langfristiger Trend gebrochen werden.

Das Wichtigste aber ist: Bei der Privatverschuldung rücken andere Länder ins Rampenlicht. Griechenland, Italien und Belgien, die grossen Sünder bei der Staatsverschuldung, stehen bezüglich der Verbindlichkeiten des Privatsektors fast vorbildlich da. Italien hat eine geringere Konsumentenverschuldung als Deutschland.

Die «bösen Buben» sind Spanien und Portugal. Spanien wird gedrängt, sein hohes öffentliches Defizit zurückzufahren. Die starke Verschuldung des Privatsektors auf der Iberischen Halbinsel zeigt aber, dass das nicht reicht. Es müssen vor allem die Übertreibungen im Zusammenhang mit der Immobilienblase korrigiert werden.

Die britische Regierung hat zwar ein mutiges Sparprogramm vorgelegt. Dieses hilft aber nur zur Bereinigung der staatlichen Verschuldung, nicht der privaten. Bei Letzterer ist noch keine Besserung zu sehen. Die Konsumentenverschuldung ist im Vereinigten Königreich gar höher als in den USA. Dort ist die Sparquote wieder auf sechs Prozent gestiegen, aber es ist noch ein langer Weg zu gesunden Verhältnissen. Fazit: Investoren sollten bei der Beurteilung eines Landes die private und die öffentliche Verschuldung im Auge haben.