Dem SMI steht ein Umbau bevor: Insgesamt vier Titel könnten aus dem rund eine Billion Franken schweren Leitindex der Schweiz ausscheiden. Der Biotechnologiekonzern Actelion sowie der Pflanzenschutzmittelhersteller Syngenta sind Übernahmekandidaten, damit dürfte auch ihre SMI-Geschichte in den kommenden Monaten aller Voraussicht nach beendet sein.
Marktbeobachtern zufolge sind zwei weitere der 20 SMI-Valoren gefährdet und könnten das Börsenbarometer verlassen. Mehrere Nebenwerte gelten als Nachfolgekandidaten. Einer der heissen Anwärter auf die freiwerdenden Plätze im Schweizer Leitindex ist der Hörgerätehersteller Sonova.
Nicht ohne Konkurrenz
Das Unternehmen mit Sitz in Stäfa hat in den vergangenen Monaten selten auf sich aufmerksam gemacht. Zuletzt machte Sonova im September 2016 Schlagzeilen, als der Hörgerätehersteller die Übernahme des Hörgeräteakustik-Unternehmens AudioNova bekanntgab. Und in den vergangenen Tagen verzeichnete der Titel unter den Schweizer Bluechips mit die stärksten Abgaben, als die Analysten der UBS eine Verkaufsempfehlung aussprachen.
Der Grund: Eine Umfrage unter Hörforschern habe gezeigt, dass Sonova-Produkte bei verschiedenen Qualitätskriterien schwächer abschneiden würden als die des Konkurrenten William Demant.
Sehr gute Qualität
Anleger sollten sich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen. Analysten gehen zwar von einer relativ schwachen ersten Jahreshälfte für den Sonova-Titel aus. Sonova vertreibe mit Hörgeräten und Hörimplantaten zwar sehr spezielle Produkte, sei aber nicht umsonst Weltmarktführer in dieser attraktiven Nische, Oliver Metzger, Analyst der Commerzbank: «Die Produkte des Unternehmens haben eine sehr gute Qualität.»
Metzger erwartet für die nächsten Monate eher eine Seitwärtsbewegung der Sonova-Aktie. Zunächst sei das Unternehmen noch mit der AudioNova-Übernahme beschäftigt, zudem brächten viele Wettbewerber im Jahresverlauf neue Produkte auf den Markt. «Kurzfristig fehlt sicherlich der positive Trigger für den Aktienkurs. Aber in der zweiten Jahreshälfte könnte es wieder spannend werden», erwartet Metzger. Für ihn ist der Titel ein «Halten»-Kandidat.
Hohe Erwartungen
Sibylle Bischofberger, Analystin der Zürcher Kantonalbank (ZKB) betrachtet den Valor mit vorsichtigem Optimismus. «Sonova muss im Jahresverlauf beweisen, dass der Konzern das Wachstum deutlich beschleunigen kann, um keine Marktanteile zu verlieren und sich als Hersteller von innovativen Produkten und einem der breitesten Produktportfolio zu positionieren», sagt sie. Den Grundstein dazu habe das Unternehmen im vergangenen Jahr gelegt und wolle mittelfristig um fünf bis sieben Prozent pro Jahr wachsen. «Die Erwartungen sind hoch», sagt Bischofberger.
Das Jahr 2017 dürfte ein gutes Jahr für Hörgerätehersteller werden, erwartet Markus Gola, Analyst der Investmentgesellschaft MainFirst. Er rechnet mit einem Marktwachstum von gut fünf Prozent – damit wäre das Wachstum genauso hoch wie im Vorjahr. Auch 2016 wuchs die Hörgeräteindustrie um fünf Prozent. «Das liegt über dem historischen Durchschnittswachstum von zwei bis vier», sagt Gola.
Je älter desto Kunde
Ein Grund dafür ist die demografische Entwicklung. Die Bevölkerung in westlichen Industrienationen wird immer älter. Deshalb steigt die Nachfrage nach Hörgeräten. Sonova ist vor allem für geduldige Investoren ein Kauf, wenn es nach Gola geht: Auch er erwartet eine stärkere zweite Jahreshälfte. Dazu könnte ein Sonova-Gerät beitragen, das in den kommenden Monaten auf den Markt kommen soll: Ein Hörgerät, das die Kommunikation mit Android-Smartphones ermöglicht.
Das Produkt könnte für neue Wachstumsimpulse sorgen. Ob das Unternehmen seine starke Marktführung im Jahresverlauf ausbauen kann, ist offen – die Chancen stehen aber gut.«Dafür spricht auch, dass Sonova ab Mitte des Jahres seine Produkte vermehrt in den Filialen von AudioNova vertreiben kann», erklärt die Schwyzer Kantonalbank. Die Analysten der Bank haben den Valor auf ihre Favoritenliste für das Jahr 2017 gesetzt. Wenn Sonova sich im Jahresverlauf gegen die Konkurrenz behaupten und mit seinen Produkten punkten kann, könnten sie Recht behalten.
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