An den Kapitalmärkten ist es aus mit der Sommerruhe. Die Aktienmärkte haben deutliche Verluste verzeichnet. Zu den wichtigsten Gründen dafür zählt die aufgekommene Skepsis gegenüber dem wirtschaftlichen Potenzial der künstlichen Intelligenz (KI). Die Wette auf ein gewaltiges Potenzial dieser neuen Technologie war jüngst der mit Abstand wichtigste Treiber der Weltbörsen. Ein paar wenige Tech-Riesen wie die Google-Mutter Alphabet, Amazon, Meta, Microsoft und Apple haben die Entwicklung dominiert – und sie sind es auch, die jüngst besonders hohe Kursverluste erlitten haben. Alle übertrumpft hat schliesslich Nvidia, dessen Chips für die Entwicklung der künstlichen Intelligenz praktisch unverzichtbar sind. Hochprofitabel ist Nvidia aber nur, weil die genannten Tech-Konzerne enorme Summen in die künstliche Intelligenz buttern und damit auch in die Chips von Nvidia.
Jetzt dominieren Zweifel, ob sich diese Investitionen am Ende trotz den eindrücklichen Anwendungen der künstlichen Intelligenz auch wirtschaftlich auszahlen und ob sie die hohen Kosten rechtfertigen. Die Tech-Konzerne müssen Wunder vorweisen, um ihre KI-Kosten zu rechtfertigen. Die Zweifel liessen selbst den Aktienkurs von Nvidia innert Monatsfrist um einen Fünftel einbrechen. Das erinnert an die Entwicklung der Dotcom-Blase vor rund einem Vierteljahrhundert, als das Internet – wie die künstliche Intelligenz heute – für die breiten Massen zugänglich wurde. Hoffnungen auf ein gewaltiges Potenzial der neuen Technologie haben auch damals die Börsenkurse vor allem jener Firmen explodieren lassen, die in irgendeiner Verbindung zum Internet standen oder das von sich behaupteten. Und auch damals waren es Zweifel daran, ob all die vielen Dotcom-Unternehmen profitabel genug sein können, um ihre Kosten und ihre Aktienentwicklung zu rechtfertigen, die die Blase platzen liessen.
Diese Geschichte lehrt aber noch etwas anderes: Das Internet war am Ende wirtschaftlich kein Fehlschlag, die Investitionen von ein paar Überlebenden haben sich enorm ausbezahlt: Google, Facebook oder Amazon wurden zu den dominierenden Unternehmen der Welt und sind hochprofitabel. Jeder bahnbrechenden Innovation geht ein holpriger Findungsprozess voran, bis sie ihr wirtschaftliches Potenzial entfalten kann. Es braucht erst die Ideen für eine profitable Umsetzung, eine passende Infrastruktur und vielfältige Anpassungen in den Produktions- und den gesellschaftlichen Prozessen. Übertriebene Hoffnungen und grosse Enttäuschungen gehören dazu und bleiben auch in der Entwicklung der künstlichen Intelligenz für Unternehmen sowie Anlegerinnen und Anleger hochwahrscheinlich. Für Zweifel am hohen mittelfristigen wirtschaftlichen Potenzial der neuen Technologie hingegen gibt es keine guten Gründe.
1 Kommentar
Dann doch lieber Rüstungs- und Ölaktien.