Der Kreditversicherer Allianz Trade hat in seiner neusten Insolvenzstudie die Prognosen nach oben korrigiert. Weltweit erwartet der Kreditversicherer in diesem Jahr einen Zuwachs der Pleiten um 6 % (bisher 3 %) und weitere 3 % im kommenden Jahr. Das wäre der fünfte Anstieg in Folge. Auch für die Schweiz haben sich die Aussichten weiter verschlechtert: Der Anstieg hierzulande dürfte in diesem Jahr bei rund 10 % liegen.

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«Die Schweiz dürfte 2025 einen neuen Rekord bei den Unternehmensinsolvenzen verzeichnen», warnt Jan Möllmann, CEO von Allianz Trade Switzerland. «Dies stimmt nachdenklich, denn bereits 2024 wurden 8659 Fälle registriert, bereits die vierte Zunahme in Folge. Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass im laufenden Jahr die Zahl der Insolvenzen um mindestens 10 % auf 9500 Fälle ansteigen wird.» Hauptakteure sind das Baugewerbe (+22 %), der Handel (+18 %), B2B-Dienstleistungen (+18 %) und das Gastgewerbe (+11 %). 

Diese Prognose muss aktuell noch mit Vorsicht genossen und könnte revidiert werden, da in der Schweiz seit dem 1. Januar eine Änderung der Insolvenzordnung gilt, nach der unbezahlte öffentlich-rechtliche Rechnungen wie Mehrwertsteuer, Sozialversicherungsbeiträge und Steuern neu im Rahmen eines Konkursverfahrens verfolgt werden und man diese Auswirkungen jetzt genau beobachten muss. Klar ist aber, dass die Schweiz nur ein moderates Wirtschaftswachstum haben wird und die anhaltende Stärke des Schweizer Frankens den exportierenden Unternehmen zu schaffen macht. Im Falle eines weiter eskalierenden Handelskriegs würde sich die Lage bei den Unternehmensinsolvenzen wohl auch in der Schweiz weiter verschlechtern.

Unternehmensinsolvenzen 2024 in vier von fünf Ländern gestiegen

Wie erwartet wurde 2024 weltweit ein weiterer rasanter und breit angelegter Anstieg der Unternehmensinsolvenzen verzeichnet. So starteten die meisten fortgeschrittenen Volkswirtschaften das Jahr 2025 mit Unternehmensinsolvenzen, die bereits deutlich über den Zahlen vor der Pandemie lagen. Laut Allianz Trade stiegen die weltweiten Insolvenzen im vergangenen Jahr um 10 % und lagen damit 12 % über dem Durchschnitt der Jahre 2016–2019. In vier von fünf Ländern stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen, wobei die meisten einen zweistelligen Anstieg verzeichneten.

Anstieg der weltweiten Unternehmensinsolvenzen noch lange nicht vorbei

Mit Blick auf die Zukunft gehen die Experten Trade davon aus, dass die weltweiten Unternehmensinsolvenzen in den Jahren 2025 und 2026 wieder ansteigen werden, was zu fünf aufeinanderfolgenden Jahren mit steigenden Insolvenzen führen würde. «Wir erwarten, dass die weltweiten Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2025 um 6 % und im Jahr 2026 um 3 % zunehmen werden», sagt Aylin Somersan Coqui, CEO von Allianz Trade.

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Diese Zunahme der weltweiten Unternehmensinsolvenzen könnte sich auch erheblich auf die Arbeitsplätze auswirken: Laut Allianz Trade werden im Jahr 2025 weltweit 2.3 Millionen Arbeitsplätze direkt gefährdet sein (+120 Tsd. im Vergleich zu 2024), bevor es 2026 zu einem geringeren Anstieg (+30 Tsd.) kommt. Westeuropa (1.1 Mio.) würde diese weltweite Zahl anführen, vor Nordamerika (450 Tsd.), obwohl dies für beide Regionen ein 10-Jahres-Hoch darstellt. Asien würde folgen (320 Tsd.) mit einer seit 2022 in etwa stabilen Jahreszahl. Weltweit sind die am stärksten gefährdeten Sektoren das Baugewerbe, der Einzelhandel und der Dienstleistungssektor.

Hohe Zinsen und ein möglicher Handelskrieg als Risiken

Allianz Trade erwartet zwar, dass die Zinssätze sowohl in Europa als auch in den USA sinken werden, doch könnten Inflationsrisiken, insbesondere in den USA, Zinssenkungen gefährden. Sollten die Kreditkosten steigen und dadurch den Zugang zu Krediten erschweren, könnte dies zu einer Verlangsamung des Kreditwachstums, einer Verschärfung der finanziellen Bedingungen und einem erhöhten Ausfallrisiko für Unternehmen mit höherem Fremdkapitalanteil führen.

Laut Allianz Trade besteht das grösste Aufwärtsrisiko jedoch in dem sich abzeichnenden Handelskrieg. «Unsere Insolvenzprognose könnte sich verschlechtern, wenn die europäische Wirtschaft schwächer als erwartet abschneidet und die Dynamik nachlässt, die Widerstandsfähigkeit in der APAC-Region schwächer ist, der Gegenwind aus China stärker wird und sich die Aussichten für die USA weiter verschlechtern», sagt Maxime Lemerle, Leiter der Insolvenzforschung bei Allianz Trade. «Auch die Geopolitik könnte mit den anhaltenden Konflikten in der Ukraine und Russland sowie im Nahen Osten, den Spannungen im Südchinesischen Meer und der politischen Unsicherheit in Bezug auf Taiwan ein wichtiger Faktor für Turbulenzen sein. Ein ausgewachsener Handelskrieg würde unsere Insolvenzprognose um weitere +2.1 Prozentpunkte und +4.8 Prozentpunkte erhöhen, was bedeutet, dass die weltweiten Unternehmensinsolvenzen in den Jahren 2025 und 2026 um 7.8 % bzw. 8.3 % steigen würden. Für 2025-2026 würde dies 6800 zusätzliche Fälle in den USA und 9100 in Westeuropa bedeuten.» (pd/hzi/pg)