Es ist kein Geheimnis, dass Versicherungsbroker unter verstärkten Regulierungen und einem harten Preiskampf leiden. Fachleute sprechen seit Jahren von einer bevorstehenden Konsolidierung und sehen vor allem für die zahlreichen kleineren Betriebe wenig Zukunftschancen. Die aktuellen Finma-Zahlen sprechen eine andere Sprache: Seit 2017 liessen sich jedes Jahr über 500 Broker registrieren – im letzten Jahr waren es sogar 687. Das waren deutlich mehr als in den Jahren davor und übersteigt auch die Registrierungen der gebundenen Vermittler massiv (siehe Grafik). Seit Einführung des Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG), das 2006 und 2007 zu vielen Erstregistrierungen führte, war die Zahl nicht mehr so hoch.
Dass das Interesse am Brokertum ungebrochen ist, stellt auch der Berufsbildungsverband der Versicherungswirtschaft (VBV) fest. Direktor Jürg Zellweger gibt bekannt, dass in den letzten Jahren gegen 2000 Personen pro Jahr die Prüfung zum Versicherungsvermittler absolviert haben. Sie ist das Eintrittstor zur Finma-Registrierung wie auch zum Gütesiegel «Cicero». Da auch die Krankenversicherungen vermehrt auf die Vermittlerprüfung setzen, erwartet der VBV in Zukunft sogar noch mehr Nachfrage.
Viele Vermittler sind nicht neu im Markt
Nicht alle Neuregistrierungen sind aber auf Personen zurückzuführen, die im Markt Fuss fassen möchten. Während früher vor allem die Kundenberaterinnen und -berater registriert wurden, werden heute auch Brokerangestellte gemeldet, die im Hintergrund tätig sind. Das beobachtet Elke Petry, Präsidentin des Insurance Institute of Switzerland (IIS): «Diese Vermittler sind nicht neu im Markt, lediglich neu registriert.»
Mit der Revision des VAG, die zurzeit in Arbeit ist, dürfte es auch im Register einige Anpassungen geben. Vorgesehen ist, dass sich nur noch die ungebundenen Vermittler registrieren lassen können. Die gebundenen Vermittler würden damit ihr Recht verlieren, ebenfalls im Register eingetragen zu sein. Wie Elke Petry festgestellt hat, sind zudem rund 10 Prozent der 1200 juristischen Personen im Register ausländische Firmen. «Diese werden mit dem neuen VAG voraussichtlich rausfallen.»
Nichtsdestotrotz bestätigt auch Petry, die als Senior Account Executive für Aon tätig ist, den Eindruck eines wachsenden Brokermarktes. Die Folge davon sei, dass sich Makler um immer kleinere Firmen bemühen würden; Geschäfte also, die vorher eher direkt zwischen Kunde und Versicherer abgewickelt wurden. Denn insbesondere die Digitalisierung spielt für die Broker: Abläufe werden einfacher und effizienter, wodurch sich auch mal die Betreuung eines kleineren KMU lohnen kann. Elke Petrys Fazit ist: «Der Markt wächst – aber nicht in dem Ausmass, wie es die Registrierungen suggerieren.»
Vermittlerprüfung wird überarbeitet
Auch die Pflicht zur Weiterbildung soll im neuen VAG verankert werden. «Dies ist nötig, um alle Akteure zu einer Mindestqualität in der Versicherungsvermittlung zu verpflichten und um unseriöse Anbieter vom Markt zu verdrängen», sagt Jürg Zellweger. Der VBV nutzt die Gelegenheit, um die Vermittlerprüfung an die veränderten Bedürfnisse anzupassen. Er hat im Januar einen Berufsentwicklungsprozess in Gang gesetzt, um die Prüfung auf ein neues Fundament zu stellen. «Wir haben den konkreten Bedarf der Praxis in einer Grossgruppe von siebzig Praktikerinnen und Praktikern erhoben», sagt Zellweger. «Der Ruf nach Aktualisierung, stärkerer Relevanz für die Praxis und teilweise nach höheren Prüfungsanforderungen war nicht zu überhören.» Im Sommer erarbeiten Expertinnen und Praktiker ein Qualifikationsprofil, das den Anforderungen Rechnung trägt.