Ray Dalio, Gründer der 150-Milliarden-Dollar-Investmentfirma Bridgewater Associates, forderte Länder wie die USA auf, ihr Wohlstandsgefälle zu verringern. Dabei lobte Dalio Chinas Streben nach «gemeinsamem Wohlstand».

Der Vorstoss von Präsident Xi Jinping trage dazu bei, den Reichtum und die Chancen gleichmässiger unter der Bevölkerung zu verteilen, so dass die Wirtschaft auf einen grösseren Talentpool zurückgreifen könne, sagte Dalio am Montag auf einer Investmentkonferenz der UBS. Die Kampagne werde von internationalen Investoren oft missverstanden, die befürchteten, das Land kehre zum kommunistischen Modell unter dem Vorsitzenden Mao Zedong zurück, fügte er hinzu.

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«Erst wird man reich, dann setzt man sich für eine gerechtere Verteilung der Chancen ein», sagte Dalio, der als langjähriger China-Enthusiast bekannt ist. «Die USA brauchen in ihrem eigenen System mehr gemeinsamen Wohlstand, und viele andere Länder auch.»

Techsektor ins Visier genommen

Dalios Äusserungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem seine Unterstützung für das Land und seine Regierung in letzter Zeit von Politikern kritisiert wurde und zu Spannungen mit seinem eigenen ehemaligen Vorstandsvorsitzenden David McCormick führte, der eine Kandidatur für den Senat in Betracht zieht. Um das grosse und anhaltende Wohlstandsgefälle in China zu bekämpfen, haben die Regulierungsbehörden vor allem den Technologiesektor ins Visier genommen, was die Anleger alarmiert. 

Die Behörden versuchen auch, die vermeintliche Exzesse in der Gesellschaft einzudämmen, wie etwa die Begeisterung für Prominente, akademische Nachhilfeschulen und Videospiele. Der MSCI China Index brach im vergangenen Jahr um fast 23 Prozent ein, der stärkste Rückgang seit 2008, wobei die Sorgen der Anleger über das politische und regulatorische Umfeld durch Covid-19 noch verstärkt wurden.

Seit fast 40 Jahren spricht Dalio über seine Faszination für China und ist ein lautstarker - und zuweilen kontroverser - Befürworter des Landes und seiner Regierung. 1995 schickte Dalio seinen Sohn Matt, damals 11 Jahre alt, für ein Jahr nach Peking, um dort zu leben und zur Schule zu gehen. 

«Bessere Wirtschaft, mehr Wohlstand und ein gerechteres System»

«Man weiss nicht, woher die Top-Talente kommen werden. Es ist genauso wahrscheinlich, dass sie von armen und benachteiligten Menschen kommen, wie von den am besten ausgebildeten», sagte Dalio über das gemeinsame Streben der chinesischen Führung nach Wohlstand. «Wenn man also auf dieses Talent zurückgreift, schafft man eine bessere Wirtschaft, mehr Wohlstand und ein gerechteres System.»

Der Milliardär sagte im Oktober, er wäre bereit, mehr Steuern zu zahlen, wenn er wüsste, dass das Geld für einen guten Zweck eingesetzt würde. Dazu zählte er etwa die Förderung der Chancengleichheit und eine höhere Produktivität.

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Für Dalio sind die USA risikoreicher

Chinas unerbittliches Durchgreifen bei der Regulierung hat die Wall Street gespalten und Spekulationen darüber angeheizt, wo die Axt als nächstes fallen könnte. George Soros hat die Politik von Xi kritisiert und letztes Jahr in einem Kommentar im «Wall Street Journal» gesagt, dass es ein tragischer Fehler sei, jetzt Milliarden von Dollar nach China zu pumpen. Scott Minerd, Global Chief Investment Officer von Guggenheim Partners, sagte im Oktober, China sei «uninvestierbar».

Im Gegensatz dazu sagte Dalio, dass die USA ein risikoreicherer Ort für Investitionen seien, wobei er Kriterien wie das Verhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben einer Volkswirtschaft, Aktiva und Passiva sowie die innere Ordnung eines Landes und die Wahrscheinlichkeit externer Konflikte zugrunde legte.

«Was wir bei den meisten dieser Kriterien sehen, ist, dass die USA mehr dieser risikoreichen Elemente aufweisen, auch andere Dinge wie Bildungsniveau, Wettbewerbsvorteile usw. sind rückläufig», sagte er. Die Technologie sei zwar immer noch ein Lichtblick für die USA, aber das Tempo des Wandels sei langsamer als in China, fügte er hinzu. 

Bridgewater verwaltet chinesische Staatsgelder

Bridgewater verwaltet seit 1993 chinesische Staatsgelder, darunter etwa 5 Milliarden Dollar für den Staatsfonds China Investment Corp. und die staatliche Devisenverwaltung. Im November sammelte Bridgewater 8 Milliarden Yuan (1,3 Milliarden Dollar) für einen neuen privaten Fonds in China ein und wurde damit zum grössten globalen Hedge-Fonds-Akteur in dem Land.

(bloomberg/gku)