Das Internet, Informationsplattformen und die sozialen Medien haben alle Branchen verändert. Unternehmen stehen unter konstanter Beobachtung; die Kritik und das Lob der Konsumenten, die Erfahrungen austauschen und Geschäftsgebaren und Produkte bewerten, erfolgt in Echtzeit.  Das führt zu einer Demokratisierung von Produkten und Dienstleistungen, das heisst, die Marktmacht verschiebt sich weg von den traditionellen Anbietern hin zu den Konsumenten.

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Eines der wohl eindrücklichsten Beispiele für diesen Prozess dürfte die Touristik-Website Tripadvisor sein, die den Nutzern individuelle Erfahrungsberichte bietet. Kann die Community aber auch helfen, Investitionsentscheide zu fällen?

Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer 

Die Frage ist berechtigt, denn während für die Beurteilung von Reiseprodukten oder Hotelzimmern keine speziellen Kenntnisse notwendig sind, erfordert die Einschätzung von (oft komplexen) Finanzprodukten einiges Fachwissen. Die Antwort lautet ja, denn auch in Bezug auf die Auswahl von Finanzprodukten kann die Community für Anlegerinnen und Anleger sehr hilfreich sein. 

Über die Autorinnen

Luba Schönig und Tonia Zimmermann sind die Gründerinnen von Umushroom.

Die Wünsche, Anforderungen, Erwartungen und Erfahrungen anderer Investoren können die Wahl des Anlageinstruments oder der Anlagelösung erleichtern, und Produktvergleiche über verschiedene Anbieter hinweg werden möglich – auch für Personen ohne grosses Finanzwissen. Entsprechende Finanzplattformen können also wichtige Informationen und Entscheidungshilfen liefern, und die Einbindung der Community ermöglicht einen Wissenstransfer unter den Investierenden. Wichtig dabei ist, dass die Community von Experten der Investitionsplattform gut moderiert wird. 

Unabhängigkeit und Transparenz sind zentral 

Zwischen der Buchung einer Reise und dem Erwerb eines Anlageprodukts gibt es jedoch wichtige Unterschiede, die von Investitionsplattformen adressiert werden müssen. Als Erstes sollte auf der Plattform ein Selbsttest verfügbar sein, mit dessen Hilfe potenzielle Investierende herausfinden können, zu welchem Investorentyp sie gehören und was ihre Bedürfnisse sind. Zu berücksichtigen ist dabei, dass grössere Investitionen generell nur nach einem ganzheitlichen Finanzchecks erfolgen sollten. 

Das den Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung stehende Anlageuniversum muss umfassend sein und alle wichtigen Anlagekategorien abdecken. Die einzelnen Finanzprodukte sind mit detaillierten und transparenten Informationen und Finanzkennzahlen – auch zu den Kosten – zu versehen; Einschätzungen von professionellen Analysten und weitere relevante Informationen gehören ebenfalls dazu. 

Sämtliche Risiken müssen gut verständlich erklärt und die Produkte entsprechend kategorisiert werden. Es sollte zudem klar ausgewiesen werden, von wo die Informationen stammen und ob die Unabhängigkeit des Produktangebots gewährleistet ist. Schliesslich liegt es an einer fein kalibrierbaren Suchmaschine, ob anhand verschiedenster Filterkriterien potenziell passende Investitionen ausfindig gemacht werden. 

Das Wissen und die Erfahrungen der Community anzapfen 

Dann kommt die Community zum Zug. Bindet eine Investitionsplattform die Community und die Stimmung in den sozialen Medien in die Bewertung der Finanzinstrumente ein, können eine fruchtbare Konnektivität und ein Wissensaustausch unter den Investierenden stattfinden. Nutzerinnen und Nutzer können Investitionen bewerten und kommentieren sowie ihre Erfahrungen und ihr Wissen mit der Community teilen. Sie können den Portfolios anderer Nutzer folgen, selbst Portfolios kreieren und ihre eigene Follower-Community aufbauen.

Dies ermöglicht den Einbezug einer Vielfalt von Perspektiven, was im Rahmen konventioneller Anlagekanäle nur schwer möglich ist. Diese Bewertungen helfen zu verstehen, wie eine Anlage von anderen Investierenden, der Presse und von Finanzexperten beurteilt wird. Sie unterstützen die Anlegerinnen und Anleger dabei, sich eine Meinung über eine Investition zu bilden. Kurz gesagt: Nutzerinnen und Nutzer können nicht nur von professionellen Anlegern, sondern auch von der breiten Community lernen. 

Eine auf diese Art und Weise aufgebaute Finanzplattform kann Investierenden das Werkzeug und die notwendigen Informationen bieten, um selbständig Investitionsentscheide zu treffen. Anlegerinnen und Anleger werden zudem befähigt, in Produkte und Lösungen zu investieren, die ihre eigenen Wertvorstellungen und Präferenzen spiegeln. Und zu guter Letzt verschiebt sich die Informationshoheit der klassischen Anlageberatung dank der Community von den Banken und Produktanbietern hin zu den Endkunden.

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