Politiker machen die Regulierung der Banken zum Thema. «Wir müssen [...] prüfen, ob sie die Möglichkeit erhalten soll, Bussen zu verteilen», sagte Mitte-Chef Gerhard Pfister im Interview mit der «SonntagsZeitung». Bei den nach der Finanzkrise beschlossenen Regeln für systemrelevante Banken wollte er allerdings nicht nachjustieren. Er vertraue der CS-Spitze um Chef Ulrich Körner und Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann.
Auch FDP-Präsident Thierry Burkart will die «Wirksamkeit der Regulierung» der Banken überprüfen, wie er im Interview mit der "SonntagsZeitung" sagte. "Zudem müssen wir prüfen, ob Sanktionsmittel genügend Wirkung haben." Er warne aber vor Schnellschüssen: "Die CS war mit hohen Bussen seitens der Regulatoren der USA, Grossbritanniens und Frankreichs konfrontiert." Das habe die heutige Situation auch nicht verhindert.
UBS verlangt Garantien in Milliardenhöhe
In den Gesprächen um die Rettung der CS verlangte die Grossbank UBS im Fall einer möglichen Übernahme der CS Medienberichten zufolge Staatsgarantien in Milliarden-Höhe. Die UBS verlange unter anderem rund sechs Milliarden Dollar, hatte die Nachrichtenagentur Reuters am späten Samstagabend unter Berufung auf Personen mit Kenntnis der Gespräche geschrieben. Die Diskussionen darüber seien weiterhin im Gang und auch die Zahl könne noch ändern.
Der frühere SVP-Bundesrat Christoph Blocher bezeichnete eine mögliche Zusammenlegung der Grossbanken Credit Suisse (CS) und UBS als «schlimme Sache» für den Werkplatz Schweiz. Auf Dauer wäre dies auch für die Bankkunden ein Problem, sagte der 82-jährige Industrielle in einem am Samstag online veröffentlichen Interview mit dem «SonntagsBlick»: Blocher: «Wenn es da keinen Wettbewerb mehr gibt, sind die Firmen der alleinigen Bank ausgeliefert.»
Investment-Banking-Experte Andreas Ita argumentierte hingegen anders: Eine Fusion der CS mit der UBS würde «sofort Ruhe schaffen». Die UBS könnte gar davon profitieren, dass die Finanzmarktaufsicht eine solche früher als nicht goutierte Fusion heute wohl durchwinken würde, sagte Ita im Interview mit der «NZZ am Sonntag». In der gegenwärtigen Situation sei [...] ein gewisser Pragmatismus gefragt.
Eine Fusion geschähe allerdings zum Leidwesen der Angestellten, die einen massiven Personalabbau zu befürchten hätten. Bei einem Verkauf ins Ausland sei diese Gefahr nicht so gross.
«Dr. Doom»: CS sofort aufspalten
Der auch als «Dr. Doom» bekannte US-amerikanische Star-Ökonom Nouriel Roubini forderte in einem Interview mit der «SonntagsZeitung» die schnellstmögliche Aufteilung der CS. Die Geschäfts- und Vermögensverwaltung sollen von der Investmentbank getrennt werden. «Wenn die Bank eine vollständige Rettung benötigen würde, hätte die Nationalbank nicht genug Geld dafür.» Die erste Sorge der Schweiz müsse eine solide CS-Geschäftsbank sein.
Die schlingernde Grossbank Credit Suisse hatte zuletzt unter erheblichem Vertrauensverlust der Anleger gelitten. Der Aktienkurs war auf ein Rekordtief gefallen, nachdem der grösste Investor der Bank die Bereitstellung von weiterem Kapital ausgeschlossen hatte und das Institut weiter mit Geldabflüssen zu kämpfen hatte.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) stellte dann dem Institut Kredite bis zu 50 Milliarden Franken zur Verfügung. Für die Notenbank, Finanzaufsicht und Regierung geht es auch darum, eine allgemeine Bankenkrise zu verhindern. Sie fädelten dem Vernehmen nach Übernahmegespräche zwischen der CS und UBS ein, die noch vor Börsen-Öffnung am Montag abgeschlossen werden sollen. Eine vollständige Fusion würde eines der grössten systemrelevanten Finanzinstitute in Europa schaffen. (SDA)