Der Machtkampf zwischen dem nationalen Sicherheitsberater H.R. McMaster und dem Chefstrategen Stephen Bannon könnte US-Präsident Donald Trump schon bald zu Änderungen in seinem engsten Beraterkreis veranlassen. Der Streit habe ein derartiges Mass an Feindseligkeit erreicht, dass das gesamte Beraterteam destabilisiert werde, berichten drei Insider.

Moderate Republikaner setzen Trump unter Druck, den ehemaligen Leiter des rechten Internetportals Breitbart News zu feuern. Der Präsident vermied am Dienstag zwar ein klares Bekenntnis zu seinem Chefstrategen, hielt sich aber alle Optionen offen. «Wir werden sehen, was mit Herrn Bannon passiert.»

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Pragmatiker gegen Polterer

Ob es um die Zukunft des Atomabkommens mit dem Iran, die Afghanistan-Strategie, die Nahost-Politik oder um Personalien im Präsidialamt geht - McMaster und Bannon liegen in allen wichtigen Bereichen überkreuz.

McMaster gehört im Präsidialamt dem pragmatischen Lager an, das Bannon gerne mit der bei Nationalisten als Schimpfwort benutzten Bezeichnung «Globalisierer» brandmarkt. Den Zorn der Bannon-Anhänger zog McMaster jüngst auf sich, als er vier Mitglieder aus dem Nationalen Sicherheitsrat entfernte, die dem Lager seines Rivalen zugeordnet werden.

Für Bannon gab es schon mehrere brenzlige Situationen. Doch Trump hielt an seinem Chefstrategen fest, auch weil ihm ein massgeblicher Beitrag zum Wahlsieg des Immobilienunternehmers nachgesagt wird und weil Bannon von vielen der treuesten Anhänger Trumps an der Basis unterstützt wird.

«Der Präsident ist offensichtlich sehr nervös und hat Angst, ihn zu feuern», sagt ein Insider. Daher könnte nach dem Rauswurf aus dem Sicherheitsrat eine weitere Degradierung statt eine Entlassung anstehen. Denn es bestehe das Risiko, dass sich Bannon lautstark mit Kritik an der Regierung zu Wort melden könnte, sollte er aus dem inneren Machtzirkel entfernt werden.

Kampagne gegen McMaster

In den vergangenen Wochen ist Sicherheitsberater McMaster zur Zielscheibe von Breitbart News geworden. In mehreren Artikeln wurde die Entlassung des Generalleutnants gefordert.

So wurde ihm vorgeworfen, er sei nicht israelfreundlich genug und setze im Sicherheitsrat weiter auf Leute aus der Vorgängerregierung. «McMaster sagt nicht, dass Bannon der Kopf der Kampagne ist, aber er ist der Ansicht, dass Bannon sie stoppen könnte, wenn er wollte», sagt ein Insider aus dem McMaster-Lager.

Die Verärgerung des Sicherheitsberaters über die Kampagne sei dem Präsidenten bekannt. Ob der General dies Trump persönlich sagte oder durch den neuen Stabschef John Kelly übermitteln liess, wollte der Informant nicht sagen.

Nach Darstellung zweier Insider aus dem McMaster-Lager ist Kelly sauer, weil das Präsidialamt wegen der Kampagne als chaotisch wahrgenommen werde. Das färbe auch negativ auf Kelly ab, der vor zwei Wochen gerade deswegen von Trump als Stabschef geholt wurde, um im Machtzentrum Ordnung und Disziplin wiederherzustellen.

Ober bleiben beide?

Statt Bannon zu feuern könnte Trump McMaster auf einen Posten ausserhalb des Präsidialamtes versetzen, möglicherweise wieder auf einen Kommandoposten im Militär. Als weitere Option gilt, dass der Präsident an beiden Kontrahenten festhält und ihnen eine Art Stillhalteabkommen verordnet.

Bannon hat schon andere Machtkämpfe im Präsidialamt überstanden, unter anderem mit Trumps Schwiegersohn und Berater John Kushner. Nach einer Rüge des Präsidenten halten sich beide Berater mit gegenseitigen Anwürfen nun merklich zurück.

(sda/ccr)

Die bisherigen Entlassungen und Rücktritte sehen Sie in der Bildergalerie unten: