Wie wichtig ist das Auto im Privat-leben überhaupt noch, wenn es das Berufsleben dominiert?
Christina Surer:
Immens wichtig. So wichtig, dass ich ohne gar nicht sein könnte. Es ist nicht nur eine grosse Leidenschaft – ich brauche es täglich. In meiner Brust schlagen zwei Herzen für das Auto. Auf der einen Seite für das Auto als Arbeitsinstrument zur Alltagsbewältigung: Termine wahrnehmen, einkaufen, meine Eltern besuchen und meinen Hund Rooky zu ihnen bringen sowie tausend andere Dinge.

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Und auf der anderen Seite, das andere Herz?
Das ist natürlich der emotionale Teil. Die Leidenschaft. Ein Auto kann etwas Wunderschönes sein – und ich habe das Glück, dass ich sehr viele sehr schöne Autos fahren darf!

Was meinen Sie mit «schön»?
Schön heisst nicht immer gross und teuer und schnell. Gar nicht. Bei einem Auto kommt es immer drauf an, wofür man es braucht. Will ein Mann effektvoll am Sonntag mit seiner Angebeteten ausfahren, dann ist vielleicht ein Ferrari perfekt – vorausgesetzt, die Dame steht auf Ferrari. Oder brauche ich das Auto zum Einkaufen? Habe ich Kinder? Einen Hund? Viel Gepäck? Fahre ich oft in die Berge? Das sind die entscheidenden Fragen, die man sich stellen muss. Zum Glück gibt es heute fast keine schlechten Autos mehr.

Das Auto ist auch eine Frage des Budgets.
Richtig. Ein schönes, tolles Auto muss aber nicht gross und teuer sein!

Da können Sie leicht reden.
Das stimmt nicht, ich lebe das auch! Gerade eben habe ich mir am Auto-Salon in Genf den neuen Seat Ibiza Revolution bestellt – in einem wunderschönen Racing Blue. Ich freue mich wie ein kleines Kind auf das Auto. Hier staunen wahrscheinlich viele, weil es ein kleines Auto ist. Ich bin jetzt acht oder neun Jahre den Seat Leon Cupra gefahren, einfach immer das neuste Modell. Doch jetzt will ich mal was anderes.

Was hat Sie am diesjährigen Genfer Auto-Salon sonst noch beeindruckt?
Da gab es einiges. Unter anderem besuchte ich den Sportwagenhersteller Pagani. Das mache ich jedes Jahr, weil ich die Modelle der Italiener einfach heiss finde. Ich durfte einmal einen Pagani fahren, der absolute Wahnsinn! So auch das diesjährige Modell Pagani Zonda. Wenn ich dieses Auto sehe, kriege ich Gänsehaut.

Ein Auto macht Ihnen Gänsehaut?
Das passiert mir immer wieder. Oft nur schon, wenn ich einen tollen Motor höre. Wenn zum Beispiel in einem Tunnel ein Ferrari Gas gibt – da stellen sich bei mir alle Härchen auf. Das gilt umso mehr, wenn ich ein fantastisches Auto selber fahren darf.

Spielt es für Sie bei der Beurteilung eines Mannes eine Rolle, welche Einstellung er zum Automobil hat und was für einen Wagen er fährt?
Zeig mir deinen Hund, und ich sage dir, wer du bist. Zeig mir dein Auto, und ich sage dir, wer du bist. Diese Clichés treffen sehr oft zu, und das ist auch kein Zufall. Jeder kauft doch ein Auto, das zu seinen Bedürfnissen passt. Die erste Frage lautet meist: Wie viel Geld kann und will ich überhaupt ausgeben? Dann kommen die weiteren Aspekte: Wie wichtig ist die Optik? Brauche ich Platz, weil ich Familie habe oder einen Hund? Und so weiter. Grundsätzlich sucht sich jeder sein Auto aufgrund seiner Bedürfnisse aus. Und darum kann man einiges vom Auto ablesen, auch was den Charakter betrifft.

Man kann also vom Automodell auf den Charakter des Mannes schliessen?
Ja, das kann man, doch es stimmt natürlich nicht immer. Ich habe aber schon ein gewisses Clichédenken. Wenn einer mit einem Hummer ankommt, so finde ich, oje, oje, muss das denn sein. Ich schaue bei einem Mann also schon aufs Auto, doch es ist nicht das Wichtigste. Andersherum gesagt: Ich kenne einige Männer, die überhaupt kein Interesse an Autos haben, mir jedoch äusserst sympathisch sind.

Und was kann man von Ihrem Auto ablesen?
Im Moment habe ich es ein wenig schwer, denn ich fahre in Basel mit einer ZH-Autonummer herum. Es ist naheliegend, dass man in der Fussballstadt Basel regelmässig geneckt wird, wenn man mit einem «Züribläch» unterwegs ist.

Sie sind also auch Opfer eines Clichés.
So gesehen, ja. Das Problem bei Clichés ist, dass sie häufig zutreffen – aber nicht immer. Nicht alle Blondinen sind dumm, und manche Frauen können sehr wohl einparken.

Die selbstbewusste Rennfahrerin – auch ein Cliché?
Ich finde Clichés etwas Wunderbares und sogar Bereicherndes, wenn man die Kunst beherrscht, damit zu spielen. Man darf sie nur nicht zu ernst nehmen. Was mich und meinen Job betrifft, so arbeite ich natürlich viel mit Clichés – man kann sogar sagen, dass ich teilweise davon lebe.

Eines der berühmtesten Clichés in Sachen Mann und Auto ist jenes über den Porsche-Fahrer. Ist ein Porsche tatsächlich Kompensation für fehlende Männlichkeit?
Na ja, in dieser Kategorie würde ich jetzt eher den Hummer sehen. Was den Porsche angeht, so ist er für mich in erster Linie ein tolles Sportgerät: genialer Sound, den ich von weitem erkenne, ein super Fahrwerk und ein fantastischer Motor. Porsche ist eine Philosophie!

Trotzdem fahren Sie im Alltag einen Kleinwagen. Sind Sie privat nie mit einem sportlichen Wagen unterwegs?
Aber natürlich! Ich kann sportliche Autos im normalen Leben sehr schätzen. Und sie machen mir grosse Freude. Ich gehe sogar so weit, dass ich schon mal in einem Tunnel die Scheibe runterlasse und kurz Gas gebe. Dann hört man dieses «Wrrrööööäääh!», wie der Motor röhrt – das gefällt mir.

Kennen Sie Leute, die ein Auto nur aufgrund der Optik oder aus Imagegründen kaufen?
Natürlich, jede Menge. Manche kommen irgendwann zu mir ins Fahrtraining – und dort «auf die Welt». Sie machen mir als Instruktorin besonders viel Freude. Es gibt sogar welche, die entschuldigen zum Vornherein die Fahrkünste ihrer Frau und schneiden anschliessend deutlich schlechter ab als sie.

Fahren Frauen besser Auto?
Die Stärke der Männer ist, dass sie selbstsicher sind am Lenkrad. Ihre Schwäche ist jedoch, dass sie sich oft überschätzen. Die Stärke der Frauen ist, dass sie vernünftiger und weniger aggressiv fahren, ihre Schwäche aber oft, dass sie sich unterschätzen. Manche Männer verstärken diese Unsicherheit, indem sie ständig am Fahrstil ihrer Partnerin herumnörgeln.

Schaffen Sie es, im oft dichten, hektischen Strassenverkehr immer schön cool zu bleiben? Viele klagen über einen regelrechten Sittenzerfall auf unseren Strassen.
Das beobachte ich auch. Ein sehr gutes Beispiel ist das ewige Hineindrängen: Wenn ich auf der Autobahn den Abstand zum Vordermann einhalte, fährt sicher einer rein. Dann habe ich nicht mehr den richtigen Abstand und mache mich strafbar. Ein bisschen mehr Gelassenheit würde oft helfen.

Was für ein Auto muss ein Mann fahren, damit er Sie beeindrucken kann?
Mit einem Auto allein kann mich keiner beeindrucken. Ich kenne zu viele, die tolle Autos haben und gut fahren können. Auch mein Partner hat mich weder mit seinen Fahrkünsten noch mit seinem Auto beeindruckt.

Aber immerhin ist er nicht der erste Rennfahrer in Ihrem Leben – da muss also schon etwas dran sein.
Entscheidend ist nicht, ob jemand Rennfahrer ist. Entscheidend ist die Tatsache, welche Art von Leben er führt. Ein Rennfahrer teilt mit mir denselben Lebensstil. Es ist eine Art Künstlerleben, in jeder Hinsicht total anders als ein Nine-to-five-Job. Jemand, der so arbeitet, hätte vielleicht Mühe, meinen Lifestyle zu verstehen.

Glauben Sie, dass es überhaupt möglich ist, eine Frau mit einem Auto zu beeindrucken?
Aber natürlich! Es kommt nur sehr darauf an, was für eine Frau es ist. Will man bei Paris Hilton einen Erfolg landen, sollte man es vielleicht mit einem aufgemotzten weissen Hummer versuchen. Oder mit einem Bentley mit Felgen im Louis-Vuitton-Design.

 

Christina Surer (38) ist Autorennfahrerin, Moderatorin und Model. Die gelernte Arztgehilfin gab 1994 bei der Schweizer Kart-Meisterschaft ihr Début als Rennfahrerin. Weitere Stationen waren zum Beispiel der Ford Fiesta ST Cup, die SLR GT Trophy, der Lamborghini Super Trofeo oder das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring. Seit 2004 fährt sie im Seat Leon Cupra. Liiert ist Christina Surer seit April 2008 mit demdeutschen DTM-Autorennfahrer Martin Tomczyk (30), mit demsie sich vor zwei Jahren verlobt hat.