Die «Villette» in Cham ist ein herrschaftliches Anwesen an einem magischen Ort. Heinrich Schulthess-von Meiss baute das Landhaus 1866 direkt an den Zugersee, mitten in eine über vier Hektar grosse Landschaft, die über die Jahrzehnte zu einem fantastischen Park mit altem Baumbestand geworden ist. Die «Villette» gehört heute der Gemeinde Cham, ist öffentlich zugänglich und beherbergt in ihren grossbürgerlichen Räumen ein Bistro und ein Gourmetrestaurant. Seit dem 1. März dieses Jahres wirtet hier die Familie Thoma.
Turi Thoma ist uns vom «Muggensturm» in Bischofszell in lebhafter Erinnerung. Der tüchtige Koch meisterte dort den Spagat zwischen erstklassigen saisonalen Produkten und einer pfiffigen, weltoffenen Zubereitung – originell, überraschend und dennoch allürenfrei – und erarbeitete sich souverän 16 «Gault Millau»-Punkte. Nichts wie hin nach Cham, lautet deshalb die Devise.
Leise Enttäuschung. Es ist der vierte Sonntag im März. Klares, luftiges Spätwinterwetter, das Restaurant mittags voll, im Von-Planta-Saal feiert feuchtfröhlich eine Geburtstagsgesellschaft. Der Park füllt sich mit Spaziergängern, die sich in letzter Zeit vermehrt in der «Villette» verpflegen und damit das Haus zu einem öffentlichen Raum machen. In der Küche schuften Thoma und Robert Wonneberger, seine rechte Hand, wie verrückt. Den Servicefrauen wächst die Arbeit über den Kopf. Die Präzision der Speisen leidet unter dem Ansturm. Thomas Können blitzt zwar immer wieder auf – etwa bei den subtil zubereiteten Zuger Röteln –, doch diesmal gelingt den Gastgebern ein anderer Spagat (noch) nicht: nämlich jener zwischen dem eigenen hohen Anspruch an die Qualität der Gerichte und der Unberechenbarkeit des Aufwands, den die «Villette» als Ausflugsziel verlangt.
Grosser Optimismus. Turi Thoma verströmt die Zuversicht, Stabilität in die «Villette» zu bringen, mit besser eingespieltem Personal und einer anspruchsvolleren Speisekarte, die abends unter der Woche auch sein legendäres, in rascher Kadenz wechselndes Menu enthalten wird. Marianne ist die souveräne Koordinatorin im Hintergrund, er in seiner Freizeit ein zäher Marathonläufer. Die beiden werden es sicherlich noch diesen Frühling schaffen, der Magie des Ortes auch den passenden kulinarischen Zauber abzugewinnen.
- Was man gegessen haben muss: Zuger Saiblingfilet an Zitronen-
Kirsch-Sauce. - Wartezeit von Platznehmen bis zum ersten Bissen: 20 Minuten.
- Diskretionsfaktor: Der ideale Ort für festliche und familiäre Anlässe.
Restaurant Villette
Turi und Marianne Thoma
6330 Cham
Tel. 041 780 55 36
Dienstag geschlossen