Hat hier jemand einen Machtkampf verloren? Nach sechs Jahren zieht sich Personenverkehrschefin Jeannine Pilloud aus der Konzernleitung zurück. Laut Medienberichten riecht der Entscheid nach einem verlorenen Machtkampf. Von Machtspielen und einer hastig gefällten Entscheidung ist die Rede. Nichts habe auf einen Wechsel hingedeutet. Hat CEO Andreas Meyer seine Stellvertreterin abgeschoben?
Der Anlass für ihren Transfer zur neu geschaffenen Position «SBB-Delegierte für ÖV-Branchenentwicklung» dürfte ein ganz anderer gewesen sein. Die 53-Jährige soll schon vor zwei Jahren den Wunsch geäussert haben, kürzerzutreten.
Gestiegener Konkurrenzdruck und familiäre Umstände
Gründe dafür gab es mehrere. Der Job als Präsidentin von CH-direct wurde zuletzt immer anspruchsvoller. Im Branchenverein streiten 250 Schweizer Transportunternehmen mit harten Bandagen um Tarife und Harmonisierungen. Der gestiegene Konkurrenzdruck der Fernbusse und Streitigkeiten um Fernverkehrsstrecken mit der BLS taten das Übrige. Doch Pilloud mag angeblich den Job und regte an, diese Aufgabe von jener der Leitung Personenverkehr zu trennen.
Auch familiäre Umstände sollen zum Entscheid geführt haben. Pilloud beteilige sich intensiv an der Pflege zweier Familienangehöriger, sagt eine Quelle aus ihrem Umfeld. Darüber reden will sie aber nicht. Für BILANZ war sie nicht zu sprechen. Statt darauf zu warten, dass Meyer irgendwann seinen Platz räumen könnte, entschied sie sich schliesslich, nach VR-Mandaten Ausschau zu halten.
Meyer sitzt fest im Sattel
Ihr Chef ist weit davon entfernt, die SBB zu verlassen. Nach elf Jahren sitzt Meyer so fest im Sattel wie nie. Alle Konzernleitungsmitglieder wurden von ihm geholt. Abgesehen von Finanzchef Christoph Hammer sind allesamt seit mindestens vier Jahren im Amt. Die neuen Herausforderungen spornen Meyer an. Seit die teure Finanzierung der Infrastruktur vor ein paar Jahren per Volksabstimmung gelöst worden ist, setzt er sich öffentlichkeitswirksam mit der Digitalisierung und der Zukunft der Mobilität auseinander. Meyer dürfte noch einige Jahre CEO bleiben.
Der Verwaltungsrat lässt ihn machen. Seine Beziehung zu Präsidentin Monika Ribar wird als «konstruktiv-kritisch» bezeichnet. Von ihr hat er in absehbarer Zeit keine Gegenwehr zu befürchten. Ribar ist vom Parlament unter Beschuss, weil sie den SBB und dem Bundesrat ihr VR-Amt bei der Capoinvest Limited des vorbestraften schweizerisch-angolanischen Geschäftsmannes Jean-Claude Bastos verheimlichte. Einzig mit Bundesrätin Doris Leuthard, die den Staat als alleinigen SBB-Aktionär vertritt, hat Meyer das Heu bekanntermassen nicht auf der gleichen Bühne.
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