Ihre erste Sonnenbrille zeichneten Aramis Navarro (hinten), Luca Casuscelli (vorne) und Lorenz Richard in einem Café auf ein Blatt Papier und schnitten sie später aus Karton aus. «Irgendwie mussten wir ja eine Vorstellung davon kriegen, wie das Design im Gesicht aussieht», sagt Richard. Es sah gut aus. Mit Hilfe der Designprofis von Specs Lab aus dem Zürcher Niederdorf (Lorenz Richard: «Brillen zu entwerfen, ist ohne Erfahrung sehr schwierig, weil jede kleine Krümmung im Rahmen einen starken Einfluss auf die Wirkung hat. Das mussten wir erst lernen») entstand die erste Kollektion mit drei Modellen. Die nächste Kollektion wird sechs Varianten umfassen. Noch ist ihr Label Loris Lunettes für die drei Freunde nur ein Nebenprojekt: Richard ist Fotograf, Navarro Künstler und Casuscelli Banker. Kennengelernt haben sich die drei beim Schrauben in einer Werkstatt, wo auch die Idee für eine eigene Sonnenbrillenkollektion entstand: «Sonnenbrillen und Motorräder haben etwas gemein: Von der Stange sind sie langweilig, cool werden sie erst, wenn man sie individuell gestaltet.»
Loris Lunettes, Ottilienstrasse 19, 8003 Zürich, www.loris-lunettes.com
Wenn Matthias Hachen eine Tasche entwirft, ist das weniger ein Zeichnen als ein Konstruieren. Getreu der Maxime «Form folgt Funktion» kreisen seine Entwürfe nicht um Mode, sondern um Attribute wie praktisch, komfortabel, durchdacht. Produzieren lässt er seine Rucksäcke und Weekender in Athen. Und auf Kreta – dort, wo für ihn alles begann. «In Chania lief ich durch diese Strasse, wo sich eine Gerberei an die andere reiht», erzählt er. «Alle arbeiteten nach alter Tradition, das hat mich begeistert.» Und zwar so sehr, dass sich der 35-jährige Berner, der visuelle Kommunikation und Illustration in Luzern studierte, entschied, Ledertaschen zu entwerfen («Ich bin blauäugig in das Business eingestiegen»). Er tat es erst nebenher, heute ist es sein Beruf. Seine Verbindung zu Griechenland schätzt er nicht nur wegen des handwerklichen Könnens, sondern auch wegen der Beseeltheit seiner Geschäftspartner: «Es geht dort nicht nur ums Geschäft, sondern auch um die zwischenmenschliche Beziehung.»
Park Bags, Buckhauserstrasse 40, 8048 Zürich, www.thisispark.com
Von den drei Essbestecken ist der Löffel das schönste, und fürs Löffelschnitzen interessierte ich mich schon immer.» Also besorgte sich Patrizia Keller 2015 Holz und ein Messer, gründete das Label Foifedrissg und legte los. Learning by Doing lautete die Devise, denn jemanden, der ihr das Handwerk beibringen konnte, fand sie damals in der Schweiz nicht. «Also schaute ich YouTube-Videos von Löffelschnitzern in den USA und kaufte mir Bücher.» Heute kreiert sie eine ganze Reihe schlichter, doch hochwertiger Alltagsgegenstände aus hiesigem Holz. Auch gibt sie in Löffelschnitzkursen weiter, was sie kann.
Foifedrissg, Patrizia Keller, Hauptstrasse 35, 5200 Brugg, www.foifedrissg.ch
Grosse Fläche, grosse Wirkung», erklärt Johanna Widmer (links), wie sie und ihre beiden Kolleginnen Mirjam Huwiler (rechts) und Eva Zuberbühler auf die Idee gekommen sind, Duschvorhänge aufzupeppen. Die aktuellen Entwürfe der drei Textildesignerinnen heissen Summa, Zoom und Pure und sind etwas echt Neues fürs Auge. Gleiches gilt für ihre Kollektion Viva la doccia. «Unsere Motive laden zum Abschweifen ein, das Badezimmer wird so eine kleine Oase, in der man den Alltag hinter sich lassen und seinen Gedanken nachgehen kann», sagt Widmer. Ausser Duschvorhängen gestalten sie inzwischen auch Handtücher, Tapeten und Foulards. Als nächstes Produkt wird es einen handgewebten Badeteppich vom Zürcher Kollektiv vier geben. Verkauft werden ihre Produkte in ausgewählten Shops sowie online.
Kollektiv vier Design Studio, Hofackerstrasse 13, 8032 Zürich, www.kollektivvier.ch
Als moderne Jäger und Sammler spüren die Brüder Rainer (links) und Tobias Kyburz Restmaterialien auf und verarbeiten sie zu coolen Möbeln. Die Tische und Bänke auf der Dachterrasse von Google an der Europaallee in Zürich zum Beispiel haben die beiden aus alten Mahagoni-Parkettböden und aus ausgemusterten Arbeitstischen einer Schulwerkstatt gebaut. Ans Material – Altholz, Restleder, Metall – kämen sie meist kostenlos via Freunde oder Betriebe, sagt Tobias Kyburz, «die meisten geben ihre Abfälle gern umsonst an uns ab und freuen sich, dass daraus hochwertige Möbel entstehen.» Aktuell haben sie SBB-Transportrahmen in Arbeit, die sie von einem Logistikbetrieb beziehen. Daraus werden sie in ihrer Werkstatt Sideboards, Regale und Tische anfertigen. «Die Paletten waren bei Wind und Wetter draussen, das Holz hat sich verfärbt, jedes Möbelstück wird daher ein Unikat.»
Kyburz Made, Dammstrasse 64, 4142 Münchenstein, www.kyburzmade.com
Zügeln mit Porzellan ist eine heikle Angelegenheit. Denise Sigrist kann davon ein Lied singen: Viermal schon ist sie, die in Wien Keramik und Produktdesign studiert hat, mit ihrem Atelier umgezogen. «Nach dem Studium startete ich in Berlin», erzählt die Porzellan-Designerin, «musste mir dort dreimal eine neue Werkstatt suchen und fragte mich jeweils, ob ich tatsächlich wieder neu anfangen will.» Die Antwort war jedes Mal ein Ja. 2013 zügelte sie zurück in die Heimat, nach Kreuzlingen. Mit im Gepäck aus der Grossstadt die Erkenntnis, einfach immer schön dranzubleiben und nur der eigenen Spur zu folgen. «Wenn man so viele Kreative um sich hat, beginnt man, an sich zu zweifeln.» Ihre Preziosen verkauft sie online und in einzelnen Shops – mit Erfolg: Der nächste Umzug steht an. «Ich brauche jetzt ein grösseres Atelier», sagt sie. Die Frage, ob sie sich die Züglerei und den abermaligen Neuanfang antun wolle, stellt sich ihr diesmal nicht.
Denise Sigrist Porzellan Design, Hafenstrasse 19, 8280 Kreuzlingen, www.denisesigrist.com
Ly-Ling Vilaysane, man sieht es ihr nicht an, ist Innerrhoderin. 1980 in Appenzell als Tochter chinesischstämmiger Eltern geboren und aufgewachsen, wusste sie schon als Siebenjährige, dass sie Designerin werden wollte. «Auslöser war, dass ich meiner Tante, die eine Modeschule in Deutschland hatte, bei einer Kollektion helfen durfte», sagt sie. «Mich fasziniert, wie aus einer Idee etwas Tragbares wird.» Sie studierte an der Modeschule Esmod in Paris, assistierte bei David Szeto und machte sich schliesslich selbständig. Inzwischen hat die 38-Jährige ihren eigenen Style und Rhythmus gefunden, agiert losgelöst von Trends und Tempo des schnelllebigen und kurzatmigen Modezirkus. In ihrem Atelier Aéthérée (altfranzösisch für ätherisch, steht für die Seele, die den physischen Körper zu etwas Lebendigem macht) am Rande der St. Galler Altstadt stellt die Modemacherin aus jedem ihrer luxuriösen Entwürfe ein Kleidungsstück her, das so exklusiv und persönlich ist, dass sie ihm einen Namen gibt und ein «Geburtsdatum», bevor sie es in ihrer Boutique zum Kauf anbietet.
Aéthérée, Bahnhofstrasse 15, 9000 St. Gallen, www.aetheree.ch