Elektrisches Licht hat unseren Lebensraum in den vergangenen 100 Jahren revolutioniert wie kaum ein anderes Medium. Es ermöglichte neue Lebens- und Arbeitsformen und wurde zum Antrieb des Fortschritts für Industrie, Medizin und Kommunikation. Neue Lichttechnologien haben zu einem folgenreichen Wandel geführt. Diese Entwicklung rund ums Licht und Lichtdesign thematisiert das Vitra Design Museum mit der Ausstellung «Lightopia».

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Gezeigt werden rund 300 Werke, darunter zahlreiche Ikonen der bisher noch nie öffentlich gezeigten Leuchtensammlung des Vitra Design Museum. Dazu gehören Exponate von Wilhelm Wagenfeld, Achille Castiglioni, Gino Sarfatti und Ingo Maurer. Andere Ausstellungsstücke machen die performative Kraft des Lichts deutlich, so etwa László Moholy-Nagys berühmter «Licht-Raum-Modulator» (1922–1930) oder die Rekonstruktion einer Diskothek in Bozen aus Plexiglas von 1968. Im Zentrum stehen jedoch Entwürfe heutiger Designer und Künstler wie Olafur Eliasson, Troika, Chris Fraser, Front Design, Daan Roosegaarde, Joris Laarman, realities:united und mischer’traxler, welche sich mit neuen Möglichkeiten der Lichtgestaltung befassen. Dank zahlreichen interaktiven und begehbaren Installationen kann der Besucher die elementare Kraft des Lichts selbst erleben.

Ganze Gesellschaftsbereiche abhängig vom Licht

Mit ihrem interdisziplinären Ansatz macht die Ausstellung deutlich, wie das Lichtdesign die Lebensräume der Moderne geprägt hat – von den Anfängen der Industriegesellschaft bis hin zu Visionen für die Zukunft. Sie beginnt bei unserem heutigen Lebensraum, bei dem ganze Gesellschaftsbereiche abhängig von der Ressource Licht sind – sei es für die Übertragung digitaler Daten, für die Beleuchtung von Arbeitsplätzen und Produktionsstätten oder für die Gestaltung öffentlicher Räume. Neue Technologien wie LED und OLED ermöglichen neue Gestaltungsfreiräume und machen Licht in bisher ungeahntem Mass steuer- und modulierbar.

Der erste Ausstellungsbereich umfasst Werke, welche die Bedeutung von Licht in unserer heutigen Gesellschaft verdeutlichen – von Joseph Beuys’ legendärem Readymade«Capri-Batterie» (1985) bis hin zur Installation «Temporali» (2013) des Künstlers Alberto Garutti. Ergänzt wird dieser Teil durch Filmprojektionen, Hintergrundinformationen sowie einen Blick auf die Glühbirne und ihre Nachfolger im digitalen Zeitalter.

Lichtgestaltung ist eine Herausforderung

Die anschliessende Rückschau auf die Entwicklung der Leuchtkörper macht anhand zahlreicher ikonischer Entwürfe deutlich, dass die Lichtgestaltung Designer, Künstler und Architekten schon immer ebenso herausgefordert wie fasziniert hat. Rund 50 Exponate, hauptsächlich aus der Leuchtensammlung des Vitra Design Museum, zeigen die Meilensteine des Lichtdesigns auf. Auch werden die gesellschaftlichen, sozialen, politischen und technologischen Faktoren beleuchtet, welche die Gestaltungsprinzipien massgeblich mitbestimmt haben.

Im dritten Teil der Schau steht das Licht selbst im Fokus und seine Fähigkeit, Räume zu gestalten, Stimmungen zu erzeugen und Geschichten zu erzählen. Schon früh nutzte man es etwa bei höfischen Spektakeln mit Feuerwerk und Klang. Neben der Bedeutung von Licht zur Inszenierung monumentaler öffentlicher Spektakel fand die Entwicklung von Lichtdesign aber auch in kleinerem Massstab, in enger Verknüpfung mit Raumgestaltung und Kunstströmungen statt.

Balance zwischen natürlichem und künstlichem Licht

Der abschliessende Ausstellungsbereich ist den Zukunftsforschungen gewidmet und als grosses Labor inszeniert. Er beschäftigt sich mit bereits existierenden, zukunftsweisenden Lösungen, aber auch mit Prototypen, Experimenten oder Visionen, die das Licht in unserem Alltag verändern könnten. Hier finden sich einerseits mehrere grosse Installationen mit neuen Lichttechnologien, etwa aus den Leuchten «Starbrick» (2009) von Olafur Eliasson, «Bourrasque» (2011) von Paul Cocksedge oder «Ropes» (2013) von Christian Haas. Andere Exponate und Projekte sind dagegen geprägt von der Suche nach Balance zwischen natürlichem und künstlichem Licht, zwischen zu viel Licht und ausreichend Dunkelheit.

«Lightopia» wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm mit Vorträgen, Diskussionen, Symposien und Workshops mit Künstlern, Designern und Wissenschaftern begleitet. Im Anschluss an die Präsentation im Vitra Design Museum wird die Schau in weiteren Museen weltweit gezeigt.

Vitra Design Museum, Weil am Rhein. Ausstellung bis zum 16. März 2014.